Impfstoff aus Milchhefe schützt Hennen und Küken

Impfstoff aus Milchhefe schützt Hennen und Küken

Der Prototyp eines neuen hefebasierten Tierimpfstoffes des Hallenser Start-ups Verovaccine konnte im Machbarkeitsbeweis seine Wirksamkeit vollauf bestätigen: Das neue Vakzin schützt nicht nur Hennen, sondern auch deren Nachkommen.

viele Hühner auf engem Raum
Eine neuer Tierimpfstoff könnte gleich zwei Generationen auf einmal schützen.

Tierseuchen sind der Albtraum eines jeden Landwirts. Ob Huhn, Schwein oder Rind: Ist ein Tier betroffen, müssen oft alle Tiere im Stall getötet werden. Da Impfungen aufwendig und teuer sind, werden Antibiotika eingesetzt. Doch die Behandlung von Tieren mit Antibiotika ist umstritten, da diese Praxis fördert, dass Resistenzen entstehen oder sich ausbreiten. Einen Meilenstein in der Tierimpfstoffentwicklung setzt hier das Unternehmen Verovaccine.

Das 2017 gegründete Start-up ist auf die Entwicklung von Impfstoffen aus Milchhefe spezialisiert. Wie das Unternehmen mitteilt, hat nun ein neuer Impfstoffkandidat den Machbarkeitsbeweis erbracht. Dabei handelt es sich um einen neuartigen Typ hefebasierter Subunit-Impfstoffe, die die Koexpression verschiedener Antigene in einem einzigen Hefestamm ermöglichen.

Auch Küken immun gegen Erreger

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover wurde das Vakzin gegen einen nicht näher bezeichneten Erreger Hühnern direkt unter die Haut injiziert. Das Besondere: Nicht nur die Hennen waren danach gegen den Erreger immun, sondern auch ihre Nachkommen. Der neue Hefeimpfstoff-Kandidat zeigt erstmals, dass auch die Nachkommen über die Generierung von mütterlichen Antikörpern nach der Immunisierung von Hennen geschützt werden können. „Wir waren positiv überrascht, dass bereits der erste Prototyp dieses neuen Impfstoffs durch die Immunisierung der Legehennen über mütterliche Antikörper einen vollständigen Schutz für die Küken bietet“, erklärt Silke Rautenschlein, Direktorin der Klinik für Geflügel an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Neue Einsatzmöglichkeiten bei Geflügel

Vorteilhaft ist außerdem, dass die Impfstoffe des Hallenser Start-ups einfach zu kombinieren sind und gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern in verschiedenen Tierarten eingesetzt werden können. „Dieser neue Impfstoff wird als Bestandteil eines neuartigen Kombinationsimpfstoffs eingesetzt werden, um den Einsatz von Antibiotika in der Geflügelzucht zu reduzieren“, erklärt Sven-Erik Behrens, einer der beiden Verovaccine-Geschäftsführer. Ein weiterer Vorteil: Die Impfstoffe sind leicht anzuwenden und in der Herstellung sehr kostengünstig und sicher. Darüber hinaus sei das getrocknete Vollhefematerial thermostabil und könne auch ohne Kühlkette gelagert werden, heißt es. „Diese neuartigen Ergebnisse sind nicht nur eine weitere Validierung unserer Plattform, sondern erweitern auch deren Einsatzmöglichkeiten im Geflügelbereich“, erklärt Geschäftsführer Hanjo Hennemann.

Impfstoffentwicklung durch Go-Bio gefördert

Verovaccine ist ein Spin-off der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Entwicklung von Impfstoffen aus Milchhefe wurde über die Gründungsoffensive Biotechnologie, kurz GO-Bio des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die inzwischen patentierte Technologieplattform basiert auf gentechnisch veränderten Stämmen der Milchhefe Kluyveromyces lactis, die als Produktionsorganismen für die Herstellung von Impfstoffen genutzt werden. Der einzellige Pilz K. lactis kann virale Eiweißmoleküle rasch und in großen Mengen produzieren. Die Hefe muss danach nur noch abgetötet werden und kann als Impfstoff den Tieren entweder unter die Haut injiziert oder sogar mit dem Futter verabreicht werden. In mehreren vorangegangenen Impfstofftests konnte der Schutz vor Infektionen bei Schwein, Rind und Huhn erreicht werden.

bb