Grünflächen tun Städtern gut
Neuroforscher aus Heidelberg und Karlsruhe haben gemessen, wie sich der Aufenthalt in Parks und Grünflächen auf das Wohlbefinden von Probanden auswirkt.
Das Gefühl der Entspannung und Erholung durch einen Aufenthalt in der Natur kennen wohl die meisten Menschen. Wissenschaftler der Universität Heidelberg und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben nun untersucht, wie Grünflächen auf das Wohlbefinden wirken und was dabei im Gehirn vor sich geht.
„Die Studie bedurfte eines interdisziplinären Ansatzes, der Methoden aus Epidemiologie, Psychologie, Neuroimaging und Geoinformatik verbindet“, erklärt Ulrich Ebner-Priemer vom KIT. Für die Studie dokumentierten 33 junge Erwachsene mittels speziell ausgestatteter Smartphones eine Woche lang, wann und wo sie sich wie wohlfühlten. Die Wissenschaftler werteten anschließend mit Methoden der Geoinformatik aus, wie groß der Anteil an Grünflächen in der Umgebung jeweils war.
Bewegung und Wetter berücksichtigt
Tatsächlich zeigte sich, dass mehr Grünflächen mit einem höheren Wohlbefinden korrelierten, wie das interdisziplinäre Team im Fachjournal „Nature Neuroscience“ berichtet. Durch die Kombination mit Sensordaten zur körperlichen Aktivität der Studienteilnehmer sowie mit Wetterdaten konnten die Forscher andere wichtige Einflussfaktoren herausrechnen. „Unser Methoden-Setup ermöglichte es festzustellen, ob momentane innerstädtische Grünflächenexposition das Wohlbefinden der Probanden direkt verändert“, erläutert Markus Reichert vom KIT.
Das Team wiederholte den Versuch mit 52 weiteren jungen Erwachsenen, die anschließend einer funktionellen Magnetresonanztomographie unterzogen wurden. Dabei stellte sich heraus, dass Personen mit einer verminderte Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex besonders stark auf Grünflächen ansprachen. „Diese Ergebnisse legen nahe, dass Grünflächen besonders für solche Menschen wichtig sind, deren Kapazität vermindert ist, negative Emotionen selbst zu regulieren“, interpretiert Andreas Meyer-Lindenberg von der Universität Heidelberg.
Potenzial zur Prävention psychischer Erkrankungen
Aus früheren Studien ist bereits bekannt, dass Stadtmenschen anders auf Stress reagieren als Landbewohner und auch häufiger an Depressionen oder Angststörungen erkranken. „Entsprechend gut über eine Stadt verteilte Grünflächen könnten ein erhebliches Potenzial zur Prävention psychischer Erkrankungen entfalten“, resümiert Reichert.
bl