Grüne Woche ganz digital

Grüne Woche ganz digital

Nachhaltigkeit war ein Schwerpunktthema auf der Internationalen Grünen Woche, die in diesem Jahr auf Grund der Pandemie erstmals online und nur an zwei Tagen stattfand. Die digitale Fachtagung zeigte einmal mehr, wie Start-ups mit ihren Ideen die Land- und Ernährungswirtschaft voranbringen können.

Jury auf der Bühne beim digitalen Pitch beim Start-up-Day im IGW- Studio
Digitaler Live-Pitch vor Jury beim Start-up-Day auf der IGW.

Die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin ist von jeher ein Besuchermagnet. Knapp 400.000 Gäste aus aller Welt besuchten im vergangenen Jahr die Messehallen am Funkturm, um Innovationen aus Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau zu entdecken. Ganz anders präsentierte sich die weltgrößte Messe für Ernährung und Landwirtschaft in diesem Jahr. Auf Grund der Corona-Pandemie fand sie erstmals ausschließlich digital und als Fachtagung an nur zwei Tagen statt. Die Veranstaltung vom 20. bis 21.1.2021 umfasste 100 Beiträge, darunter Gesprächsrunden, Vorträge und Preisverleihungen. Sämtliche Teile des Events wurden für das breite Publikum live im Internet übertragen.

„Egal ob klimafreundliche Ernährung, Lebensmittelproduktion in Zeiten von Corona oder Digitalisierung in der Landwirtschaft – die Themen der Internationalen Grünen Woche sind aktueller denn je“, so der Chef der Messe Berlin GmbH Martin Ecknig bei der digitalen Eröffnungskonferenz. Bauernpräsident Joachim Rudwick forderte zum IGW-Auftakt „mehr Wertschätzung für Nahrungsmittel" und eine „Haltungs- und Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln". Er verwies darauf, dass gerade in der Corona-Zeit die Nachfrage nach regionalen und nachhaltigen Produkten stark zugenommen habe.

Die Zukunft im Blick

Unter dem Motto „Rooting for Tomorrow” war die IGW Digital auf Themen wie Lebensmittelproduktion, Lebensmittelverschwendung, Nachhaltigkeit und Klimawandel, aber auch Biodiversität und digitale Landwirtschaft fokussiert. Koch- und Talkshows gingen unter anderem den Fragen nach, wie Lebensmittelverschwendung vermieden, eine klimafreundliche Ernährung und der Wandel hin zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion gelingen kann. Das Bundeslandwirtschaftsministerium bot mit dem „Zukunftsforum Ländliche Entwicklung“ eine virtuelle Plattform für Austausch, Diskussion und Wissenstransfer rund um die Frage: „Alles digital oder doch wieder normal? Neue Formen von Arbeit und Teilhabe als Chance für die ländlichen Räume.“

Ein Highlight der IGW war der von Judith Rakers moderierte Politiktalk mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Bauernpräsident Joachim Rukwied und Christian von Boetticher, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie BVE. Unter dem Motto Rooting for Tomorrow – IGW 2050 wurde über Zukunftsfragen der Land- und Ernährungswirtschaft diskutiert. Dabei ging es unter anderem um das veränderte Bewusstsein der Konsumenten, die Bedeutung von Urban Farming und wie die Digitalisierung die Landwirtschaft verändert.

Politiktalk im IGW-Studio mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (Bildmitte)
Politiktalk im IGW-Studio mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (2. v.r.)

Bestes Start-up ausgezeichnet

Wie die Zukunft der Land- und Ernährungswirtschaft aussehen kann, wurde bei den Start-up-Days deutlich – ein Programmpunkt, der seit vier Jahren einen festen Platz auf der IGW hat und in der Vergabe des Start-up-Awards seinen Höhepunkt findet. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte im Vorfeld der Siegerehrung auf die Bedeutung der Start-ups für die Branche sowie neue Förderprogramme und Rahmenbedingungen verwiesen, um Neugründungen zu unterstützen. „Wir brauchen die nächste Generation der Unternehmer und Unternehmerinnen", sagte Klöckner, „Sie treiben Innovationen voran."

Sechs junge Unternehmen aus der Agtech- und Foodtech-Branche hatten sich für das Finale um den Start-up-Award 2021 qualifiziert. Ins Rennen gingen: „KRONOS" mit einem vollständig digitalisierten und ressourcensparenden Bodenbearbeitungssystem; die Hersteller von fermentiertem Bio-Gemüse „Completeorganics"; die Lebensmittelretter-App „Too Good To Go“; die tech-basierte Lösung für gesundes und abwechslungsreiches Essen, „Marktkost"; die IT-Plattform zur Lebensmittelsicherheit „iComplai" sowie das Start-up „Sam-Dimension", das mittels künstlicher Intelligenz Unkräuter per Drohne kartiert, um den Einsatz von Herbiziden auf den Feldern zu reduzieren.

Nach einem digitalen Pitch vor einer sechsköpfigen Jury wurde am zweiten Messetag die beste Geschäftsidee gekürt. Mit dem Startup-Award 2021 ausgezeichnet wurde "Marktkost". Das Brandenburger Jungunternehmen um Gründerin Laura Maria Horn wurde prämiert, weil ihre Idee einer gesunden und nachhaltigen Essensversorgung „Aspekte wie Nachhaltigkeit, Gesundheit und Digitalisierung" gleichermaßen bedient, so die Begründung der Jury. Mit dem Preis verbunden ist ein umfangreiches Expertencoatching sowie ein Live-Auftritt auf der IGW 2022.

Technologie als Schlüssel

„Technologie ist der Schlüssel, um zukünftig noch hochwertiger und effektiver produzieren zu können." Darauf verwies auch Tech-Investor Frank Thelen in seiner Keynote beim Start-up-Day. Thelen ist überzeugt, dass gute Produkte gerade aus der Foodtech-Branche zukünftig ein großes Potenzial haben, vor allem wenn sie die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. „Der Handel will neue Partner“, versicherte Thelen und appellierte: „Das ist Eure Chance.“

Ein weiterer Höhepunkt der Grünen Woche war das traditionell parallel zur Messe stattfindende Global Forum for Food and Agriculture (GFFA), das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veranstaltet wird. Auf Grund der Pandemie fand das Forum ebenfalls nur online statt. Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutieren hier fünf Tage lang über wichtige Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungswirtschaft. Im Fokus der diesjährigen Debatte stand die Frage, wie die Landwirtschaft trotz Pandemien und Klimawandel langfristig die Welt ausgewogen ernähren kann. Einen ausführlichen Bericht zum GFFA gibt es hier.

bb