Green ERA-Hub: Allianzen für innovative Lebensmittel- und Agrarsysteme gesucht
Effizienter düngen und alternative Proteine erschließen: In der neuen Ausschreibung des Green ERA-Hub werden europäische Forschungsverbünde für nachhaltige Agrar- und Lebensmittelproduktion gefördert.
Nachhaltige und effiziente Produktionssysteme in der Landwirtschaft sowie in der Lebens- und Futtermittelherstellung sind von grundlegender Bedeutung auf dem Weg zu einer erfolgreichen Bioökonomie. Vor allem ressourcenschonende Ansätze im Bereich der Düngemittelnutzung spielen dabei eine wichtige Rolle. Vielversprechend sind hier vor allem Verfahren zur Reduzierung der Düngemengen, die Rückgewinnung von Düngesubstanzen aus Abfall- und Nebenströmen der Agrar- und Lebensmittelproduktion sowie biologische Kultivierungsstrategien im Nutzpflanzenanbau. Daneben sind resiliente Produktionssystem von großer Bedeutung, um die Souveränität und Selbstversorgung – insbesondere mit proteinbasierten Lebens- und Futtermitteln – in der Europäischen Union zu gewährleisten.
BMBF engagiert sich im EU-Netzwerk Green ERA-Hub
Um die Umsetzung einer Bioökonomie auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu fördern, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des EU-Netzwerkes Green ERA-Hub neue transnationale Forschungsprojekte im Bereich Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Biotechnologie.
Im Rahmen der Richtline „Beiträge zu nachhaltigen und widerstandsfähigen Agrar- und Lebensmittelsystemen“ werden gezielt Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben (FuEuI-Vorhaben) gefördert, die einen Beitrag für nachhaltige und effiziente Produktionssysteme in der Landwirtschaft sowie in der Lebens- und Futtermittelherstellung leisten. Die darin geförderten Verbundvorhaben sollen zugleich einen Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie und zur Strategie zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung leisten.
Verbesserung der Effizienz beim Düngemitteleinsatz
Im Fokus der Förderung stehen zum einen Vorhaben zur Verbesserung der Effizienz beim Düngemitteleinsatz beziehungsweise bei der Rückgewinnung und Reduzierung des Verbrauchs konventioneller Dünger. Darunter fallen beispielsweise Vorhaben, die
- sich mit der Produktion und Wiedergewinnung von Düngemittelsubstanzen befassen. Dabei sollen innovative Verfahren entwickelt beziehungsweise bestehende Verfahren weiterentwickelt werden, um Düngemittel und seine Bestandteile aus Abfall- und Nebenströmen der landwirtschaftlichen Primärproduktion sowie der Lebens- und Futtermittelherstellung zurückzugewinnen.
- durch innovative, landwirtschaftliche Produktionsstrategien den Düngemittelgebrauch senken, zum Beispiel durch zielgerichtete Bewirtschaftung (precision farming) unterstützt durch Lösungsansätze aus modernen Informations-und Kommunikationstechnologien, aus Modellierungen oder Entscheidungsunterstützungssystemen.
- sich mit der Entwicklung oder Verbesserung organischer Düngemethoden beschäftigen, beispielsweise mit der biologischen Stickstofffixierung durch zeitlich beziehungsweise räumliche Ko-Kultivierung mit Leguminosen.
Selbstversorgung mit proteinbasierten Lebens- und Futtermitteln steigern
Zum anderen werden Verbünde unterstützt, die zur Steigerung des europäischen Selbstversorgungsgrades an proteinbasierten Lebens- und Futtermitteln beitragen. Dazu zählen beispielsweise Vorhaben, die
- neue Konzepte zur optimalen Nutzung von Futterprotein in der Nutztierhaltung entwickeln, einschließlich der Nutzpflanzenzüchtung zur Erzeugung eiweißreicher Futterrationen.
- die Proteinrückgewinnung verbessern, indem sie innovative Bioraffineriekonzepte zur Gewinnung von Protein aus Reststoffen der Futtermittel- und Lebensmittelproduktion entwickeln.
- in der Proteinproduktion für Lebensmittel- und Non-Food-Anwendungen neuartige Proteinquellen mittels Züchtung neuer Eiweißpflanzen erschließen und die Verwertung von Alternativen (zum Beispiel Algen oder Insekten) untersuchen.
- neuartige Quellen für Lebensmittelproteine, ihre Verbraucherakzeptanz und das Verständnis von Verbraucherentscheidungen zum Thema haben.
Alle Vorhaben sollen zudem nicht nur die Ressourcen und die Art ihrer Verwendung berücksichtigen, sondern auch die Reduzierung von Emissionen, insbesondere von Treibhausgasen berücksichtigen sowie Ertrag, Produktqualität, menschliche Ernährung und Rentabilität einzubeziehen. Eine ganzheitliche Betrachtung von Ernährungs- und Landwirtschaftssystemen ist gewünscht. Ein solcher Ansatz könnte beispielsweise darin bestehen, die Kreislaufführung, das Schließen von Nährstoffkreisläufen, die Nutzung von Nebenströmen und die Minimierung von Abfällen zu betrachten und zu versuchen, die Effizienz auf Systemebene zu steigern und die Nutzung natürlicher Ressourcen zu verbessern.
Gefördert werden transnationale Verbundprojekte mit mindestens drei Partnern aus mindestens drei der in der Ausschreibung beteiligten Partnerländer. Dazu zählen neben Deutschland Belgien, Burkina Faso, Dänemark, Finnland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Spanien-Andalusien, Südafrika, Uruguay und das Vereinigtes Königreich.
Antragsberechtigt sind Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Landes- und Bundeseinrichtungen mit Forschungsaufgaben sowie Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihren Sitz in Deutschland haben. Die Laufzeit der Projektförderung beträgt bis zu drei Jahre, die Fördersumme der einzelnen Vorhaben bis zu 500 000 Euro.
Das Antragsverfahren ist dreistufig angelegt. Projektskizzen, die sich auf eines der genannten Themenfelder fokussieren, sind bis spätestens 7. September 2023 über die europäische Plattform submission-greenerahub.eu einzureichen.
Mit der Abwicklung der Fördermaßnahme für das BMBF wurde der Projektträger Jülich beauftragt. Ansprechpartner sind Christian Breuer (c.breuer@fz-juelich.de), Emilie Gätje (e.gaetje@fz-juelich.de) und Petra E. Schulte (petra.schulte@fz-juelich.de).