Genome wirbelloser Tiere im Visier

Genome wirbelloser Tiere im Visier

Ein internationales Forscherteam will in den kommenden Jahren die genetische Vielfalt wirbelloser Tiere erschließen, um detaillierte Stammbäume zu erstellen und neue Wirkstoffe und Materialien aufzuspüren.

Besonders wirbellose Meerestiere sind in Gen-Datenbanken noch unterrepräsentiert.
Besonders wirbellose Meerestiere sind in Gen-Datenbanken noch unterrepräsentiert.

Schnecken, Muscheln, Korallen, Käfer, Würmer oder Insekten gehören zu den wirbellosen Tieren. 1,2 Millionen Arten sind bisher bekannt. Obwohl im Tierreich der Anteil der Wirbellosen mit 95 Prozent klar dominiert, ist über die Genome dieser großen Gruppe relativ wenig bekannt. Diese Wissenslücke will nun ein internationales Forscherkonsortium im neuen EU-Doktorandennetzwerks “Comparative genomics of non-model invertebrates” (“IGNITE”)  schließen. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission innerhalb des Rahmenprogramms Horizon 2020 mit insgesamt 3,81 Mio. Euro für vier Jahre gefördert und von Gert Wörheide vom Department für Geo- und Umweltwissenschaften und GeoBio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität München koordiniert.

Wichtige Rolle im Ökosystem

Viele dieser wirbellosen Tiere sind für das Ökosystem von entscheidender Bedeutung. So wie Bienen für die Bestäubung der Blüten sorgen, dienen Würmer beispielsweise Vögeln als Nahrung. Würmer produzieren aber auch bioaktive Stoffe und sind wegen ihres hohen Proteingehalts für die Ernährung von Mensch und Tier interessant. Gleichfalls sind sie für die biomedizinische Forschung aber auch für die Industrie seit langem ein Vorbild für die Entwicklung neuer Wirkstoffe oder biobasierter Materialien.

Einblick ins Genom 

Die zahlreichen Talente der wirbellosen Tiere werden nicht zuletzt durch ihr Genom geprägt. Das Wissen um den genetischen Code dieser Lebewesen könnte somit helfen, ihr ökonomisch und ökologisches Potenzial noch mehr zum Tragen bringen. Gleichzeitig ermöglicht der Vergleich ihrer Genome einen Einblick in die Evolution der Tiere. „Sowohl um die Stammesgeschichte der wirbellosen Tiere aufzuklären, als auch um ihre ökologische und sozio-ökonomische Bedeutung einzuschätzen, brauchen wir mehr Einblick in die Zusammensetzung und Struktur ihrer Genome“, betont Wörheide.

Wirbellose erfassen und analysieren

Im Rahmen des EU-Projekt wollen die Wissenschaftler daher sowohl neue Daten erheben, als auch neue innovative Analysemethoden entwickeln. Die Münchner Doktoranden werden dabei konkret die Phylogenomik der Schwämme beziehungsweise deren Symbiose mit Mikroben erforschen. An dem Projekt „IGNITE“ sind neben der LMU 14 weitere Institutionen und Biotech-Firmen sowie fünf Partnerorganisationen beteiligt.

bb