Förderallianz: 64 Millionen Euro für Pflanzenzüchtungsforschung

Förderallianz: 64 Millionen Euro für Pflanzenzüchtungsforschung

Bundeslandwirtschafts- und Bundesforschungsministerium haben erstmals gemeinsam eine Förderinitiative zur Erforschung und Züchtung neuer Nutzpflanzensorten aufgelegt.

Im Gewächshaus der Fraunhofer-Forscher in Münster wird seit Jahren der russische Löwenzahn für seinen Einsatz in der Autoindustrie fit gemacht.
Im Gewächshaus der Fraunhofer-Forscher in Münster wird seit Jahren der russische Löwenzahn für seinen Einsatz in der Autoindustrie

Robuste und ertragreiche Nutzpflanzen gelten als ein Schlüssel, um die Menschen weltweit in Zukunft mit ausreichend Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie zu versorgen. Auf dem Weg zu neuen Sorten bauen Pflanzenzüchter auf den neuesten Erkenntnissen der Pflanzenforschung auf. Um effizientere und nachhaltigere Nutzpflanzen zu entwickeln, haben das Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine gemeinsame Förderinitiative zur Förderung der Pflanzenzüchtung aufgelegt. Mit insgesamt 64 Millionen Euro wollen beide Ministerien Projekte unterstützen, die in innovative und ressourceneffiziente Nutzpflanzen für die Landwirtschaft von morgen münden.

9 Milliarden Menschen werden nach Einschätzung der Vereinten Nationen  im Jahr 2050 auf unserem Planeten leben. Diesem enormen Bevölkerungswachstum stehen veränderte Klimabedingungen und versiegende Rohstoffquellen gegenüber. Neue ertragreiche Pflanzen, die den extremen Klimabedingungen trotzen und zugleich Ressourcen schonen, sind daher ein vielversprechender Ansatz. Um Pflanzenforschung und -züchtung in Deutschland zu unterstützen und voranzutreiben, haben BMEL und BMBF eine Förderallianz geschmiedet. Mit bis zu 64 Millionen Euro wollen beide Häuser neue Züchtungsprojekte unterstützen und Deutschland fit für den internationalen Wettbewerb machen.

Robust und anpassungsfähig

Das BMEL legt dabei den Fokus auf wirtschaftsgetriebene, anwendungsorientierte Pflanzenzüchtungsvorhaben und zielt zudem auf die Erhaltung der Biodiversität, also der Artenvielfalt, ab. So geht es auch um besseres Saatgut für den Ökolandbau. „Unsere ökologische und konventionelle Landwirtschaft leistet einen wertvollen Beitrag, um der global zunehmenden Nachfrage nach gesunden Nahrungs- und Futtermitteln sowie nach schnell nachwachsenden Energie-Rohstoffen unter veränderten Umwelt- und Klimabedingungen gerecht zu werden. Dafür braucht sie ertragsstarke und -stabile Pflanzensorten, die sich gut an unterschiedliche Anbau- und Umweltbedingungen anpassen können, gleichzeitig aber einen verminderten Ressourcenbedarf aufweisen“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

Förderinitiative Pflanzenzüchtungsforschung

Zur Ausschreibung der Fördermaßnahme "Pflanzenzüchtungsforschung für die Bioökonomie" auf der BMBF-Website: hier klicken

Ertragreichere Pflanzen, die Ressourcen schonen

Das BMBF fördert im Rahmen der gemeinsamen Initiative insbesondere die "Pflanzenzüchtungsforschung für die Bioökonomie". Es geht also in erster Linie um anwendungsnahe Grundlagenforschung. Gesucht sind beispielsweise neue Getreidesorten, die selbst bei größter Trockenheit wachsen oder Pflanzen, die wertvolle Rohstoffe liefern. „Deshalb ist es so wichtig, dass Pflanzenzüchter und Agrarwissenschaftler gemeinsam ihre Bemühungen steigern, um die Eigenschaften von Pflanzen zu verbessern und sicherzustellen, dass ihr Anbau umweltschonend ist und gleichzeitig gute Ernteerträge bringt“, sagt Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Ein weiteren Schwerpunkt liegt auf der Nachwuchsförderung, so werden gezielt junge Arbeitsgruppenleiter, Postdocs und Doktoranden für die Pflanzen(züchtungs)forschung unterstützt werden.

Gemeinsames Löwenzahn-Projekt

Die Zusammenarbeit beider Ministerien hat sich bereits bewährt. So engagieren sich BMEL und BMBF seit einiger Zeit schon in einem Vorhaben, das sich mit den Voraussetzungen zur nachhaltigen Nutzung von Löwenzahn beschäftigt. In dem Projekt namnes TARULIN soll der russische Löwenzahn Taraxacum koksaghyz beispielsweise zur Herstellung von Naturkautschuk für die Autoreifenindustrie optimiert werden. Der Naturgummi wird bereits in Autoreifen als Prototyp getestet. Auch Inulin kann aus Löwenzahn gewonnen werden und als Stärkeersatz in Lebensmitteln für Diabetiker Anwendung finden.