Duftpads für den Biomülleimer
Unangenehme Gerüche und Schimmel schrecken oft vom Sammeln von Biomüll ab. Die WastePads der TerFirmo GbR sollen das ändern: Die saugstarken Einlagen bekämpfen Bakterien mit Teearomen.
Bioabfall ist kein gewöhnlicher Müll. Es ist ein kostbarer Rohstoff, der über die Kaskadennutzung in Biogasanlagen zu Biogas vergoren wird und entweder zur Energieerzeugung oder als Kompost in der Landwirtschaft genutzt werden kann. Seit Januar 2015 ist es in Deutschland daher Pflicht, Bioabfälle getrennt von Restmüll zu entsorgen. Etwa elf Millionen Tonnen Kaffeesatz, Obst- und Gemüsereste oder Backwaren landen so jährlich in der Biotonne. Doch viele Menschen lehnen die Biomülleimer in der Küche noch ab, weil sie Schimmel und fauligen Geruch abstoßend finden.
Hürden beim Sammeln von Biomüll abbauen
Hier setzt das Projekt „wastePad“ der TerFirmo GbR an: Mit ihren Wastepads wollen die Entwickler um Christian Gentemann die Handhabung des Bioabfalls verbessern, damit die vorhandenen Hürden beim Sammeln von Biomüll abbauen und zu einer flächendeckenden Bioabfallsammlung beitragen. Mit der Unterstützung des Innovationsnetzwerkes Upcycling & Stoffliche Nutzung (INUS) konnte das in Söhlde bei Hildesheim ansässige Unternehmen ihre Idee eines flüssigkeitaufsaugenden Pads, sogenannte Wastepads, für den Haus- und Biomülleimer verwirklichen.
Biowindel zu 100% kompostierbar
„Die Basis der Wastepads sind Strohpellets. Sie können das Vier- bis Fünffache des Eigengewichtes an Wasser aufnehmen“, erklärt Christian Gentemann. „Dazu kommt ein pflanzliches Additiv. Hier verwenden wir vor allem natürliche Zusätze, unter anderem aus Eukalyptus- und Zitronengrastee. Mit dem im Projekt entwickelten Rezepturen wird das Wachstum von Bakterien und Pilzen gehemmt, die Lagerdauer des Abfalls erhöht und der Geruch neutralisiert.“ Die Pads sind demnach saugstark wie eine Windel und wirken durch die Teezusätze auch antibakteriell. Obendrein ist die „Biowindel“ für die Biotonne zu 100% kompostierbar.
Bakterien- und Schimmelbildung deutlich reduziert
Denn auch die Hülle besteht aus natürlichem Material. Die Entwickler verwenden dafür bislang ausschließlich schwarz bedrucktes, rußhaltiges Zeitungspapier und keine bunten Illustrierten, die kupferhaltige Farben enthalten können. Verklebt wird die Hülle mit gewöhnlichem Stärkekleister, der in Wasser angerührt wird. Um die volle Wirkung zu entfalten, sollte das Wastepad auf den Boden des Biomülleimers gelegt werden, wo sich die Flüssigkeit ansammelt, rät Gentemann. Durch die Nässe löst sich das Zeitungspapier auf, so dass die Strohpellets offen liegen und die sogenannten Sickersäfte aufsaugen können. Kommen die Pellets mit der Feuchtigkeit in Kontakt, werden auch die pflanzlichen Zusätze aktiv. „Durch den Kontakt mit Flüssigkeit werden die ätherischen Öle der Additive freigesetzt und diese Dämpfe verbreiten den Geruch. Damit schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Dämpfe der pflanzlichen Zusätze wirken auch gegen Pilze“.
Energiegehalt des Biomülls verbessert
Die Funktionalität der Wastepads wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Hannover in mehreren Laborversuchen bereits bestätigt. In den Tests wurde gewöhnlicher Bioabfall in einer Papiertüte fünf Tage bei 25 Grad Celsius in einem Inkubator, entweder mit oder ohne Wastepad, aufbewahrt. „Die Sickersäfte haben wir dann bis zu zehn Mal verdünnt und sie auf Nährböden ausgestrichen. Anhand später entstandener Bakterien- und Pilzkolonien haben wir die sogenannten koloniebildenden Einheiten berechnet“, erklärt Gentemann. Das Ergebnis: Mithilfe des Wastepads wurde das Bakterienwachstum um bis zu 80% und das Pilzwachstum um bis zu 50% verringert. Auch die Sickersaftbildung sank um bis zu 70%. Das Wastepad hat aber noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Der Energiegehalt des Biomülls steigt, wodurch der Abfall auch bestens für Vergärungsanlagen geeignet ist.
Wastepads für die Gastronomie anpassen
Bisher wird das Wastepad noch in der hauseigenen TerFirmo-Manufaktur mit einer Handhebelpresse gefertigt. „Unser Prototyp ist mit einer Größe von etwa 12 x 8 cm für einen normalen Hausmülleimer mit acht bis zehn Litern konzipiert. Unser kurzfristiges Ziel ist es, mit einem starken Partner aus dem Handel den Absatz zu Privathaushalten aufzubauen und darauf in den Gastronomiebereich einzusteigen. Dafür wollen wir mittels Upscaling das Wastepad für größere Gastro-Abfallsammler anpassen“, erklärt Christian Gentemann.
Das INUS-Netzwerk wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert und von der abc GmbH koordiniert. Die 15 Partner im Projektverbund unterstützen produzierende Betriebe bei der gewinnbringenden Verwertung und Aufwertung von Produktionsausschüssen – von der Bestandsaufnahme bis hin zur Inbetriebnahme sowie Produkterzeugung. Bisher konnte INUS mehr als 5,8 Mio. Euro für Investitionen in Upcycling-Ideen meist mittelständischer Unternehmen initiieren. Das TerFirmo-Team wurde mit mehr als 117.000 Euro bei der Entwicklung und Markteinführung eines Prototyps unterstützt.
bb