Das Wissen über Mikroben ordnen

Das Wissen über Mikroben ordnen

Die Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur soll künftig auch das Datenmanagement in der Mikrobiologie verbessern.

DSMZ-Hauptgebäude
Die DSMZ ist ein Partner des neuen Konsortiums und hat mit der Datenbank BacDive bereits Erfahrung darin, mikrobielle Daten gut zu verwalten.

Es war eine wahre Datenexplosion, zu der in den vergangenen Jahren neue Methoden in der Biochemie und nicht zuletzt der Bioinformatik geführt haben. Noch nie wuchs das Wissen in der Mikrobiologie schneller. Und trotzdem ist es oft wenig wert – denn es ist nicht gut gemanagt. Es fehlen einheitliche Strukturen, die es ermöglichen, Informationen leicht zu finden und mit anderen zusammenzuführen, um sie weiterzuverwenden oder zu reproduzieren. Das soll das Projekt Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur für Mikrobiota (NFDI4Microbiota) nun ändern.

Mehr als 50 beteiligte Institutionen

Die Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit jährlich 85 Mio. Euro gefördertes Vorhaben, das über fünf Jahre bis zu 30 Konsortien dabei unterstützen will, bundesweit vorhandene Daten eines Faches zu vereinheitlichen und den Weg für ein besseres Datenmanagement zu ebnen. Eines dieser Konsortien ist nun die Mikrobiota-Forschung mit mehr als 50 beteiligten Institutionen.

„Unsere Vision ist es, dass in Zukunft Forschende aus der Mikrobiologie mühelos vorhandene Forschungsdaten in ein tiefes Verständnis von mikrobiellen Spezies und deren Interaktionen auf molekularer Ebene übersetzen können“, erklärt der Sprecher des Konsortiums, Konrad Förstner von ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften. Zehn Aufgabenpakete hat das Konsortium dazu geschnürt. Es sollen beispielsweise Softwaretools und Infrastrukturen bereitgestellt, Datenstrukturen standardisiert und nicht zuletzt durch Schulungen der Forschenden ein Kulturwandel und eine bessere Vernetzung erzielt werden.

Auffindbar, nutzbar, interoperabel und reproduzierbar

„Die Mitglieder bringen ihre komplementäre Expertise ein, um Forschungsdaten verfügbar zu machen und Werkzeuge bereitzustellen, mit denen mehr Daten besser analysiert werden können und dadurch Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze besser verstanden werden können“, erläutert Jörg Overmann vom beteiligten Leibniz-Institut DSMZ. Forschungsdaten sollen künftig immer dem FAIR-Prinzip (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) folgen: auffindbar, nutzbar, interoperabel und reproduzierbar sein. Die DSMZ-Datenbank BacDive mit Daten zu 82.000 Bakterien ist dafür ein vorbildliches Beispiel.

In der Praxis soll das bessere Datenmanagement dazu führen, dass beispielsweise die Entschlüsselung des Erbguts von neuen Krankheitserregern wie im Fall SARS-CoV-2 schneller gelingt, aber auch die Forschung an der Nutzung von Mikroorganismen für die Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe, für den Abbau von Kunststoffen oder für eine bessere Nährstoffverfügbarkeit im Ackerbau sollen profitieren.

bl