CO2 verwerten: Millionenförderung für drei Teams
Drei Unternehmen, die mithilfe von biobasierten Verfahren CO2 in neuen Produkten binden, werden jeweils mit bis zu 2,3 Mio. Euro im Rahmen der Carbon-to-Value Challenge der Agentur für Sprunginnovationen SPRIND unterstützt.
Beim Pariser Klimagipfel 2015 hat sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Experten sind sich einig: Um das Klimaziel zu erreichen, reicht es jedoch nicht aus, den Kohlendioxid-Ausstoß nur zu drosseln. Das Gas muss auch als Rohstoff genutzt werden. Mit dem Klimaschutzgesetz und der Nationalen Bioökonomiestrategie strebt auch die Bundesregierung die Etablierung einer biobasierten Kreislaufwirtschaft an und hat bereits vielfach Entwicklungen gefördert, die nachwachsende Rohstoffe oder biogene Rest- und Abfallstoffe als Kohlenstoffquellen nutzen.
Die Förderung innovativer Technologien, die CO2 langfristig aus der Atmosphäre entfernen, steht seit Anfang 2022 auch im Fokus der Challenge „Carbon-to-Value“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND. Im Rahmen der Challenge wurden bereits im ersten Jahr fünf Unternehmen mit jeweils 700.000 Euro unterstützt. Mit MacroCarbon, enaDyne und Carbo Culture wurden im April nun drei Unternehmen, darunter zwei Teams aus Deutschland, von einer Jury für eine weitere Finanzierung ausgewählt. Der Jury gehört unter anderem die traceless-Gründerin Anne Lamp an. Alle drei Teams erhalten bis zum Ende der Challenge am 30. September 2024, jeweils bis zu 2,3 Mio. Euro, um ihre Technologie weiterzuentwickeln.
Chemische Verbindungen aus biologischen Quellen
Das in Freiberg in Sachsen ansässige Unternehmen enaDyne wurde ausgewählt, weil es ein Verfahren entwickelt, dass Mittels einer nicht-thermischen Plasmakatalyse CO2 aus biologischen Quellen mit geringem Energieaufwand in Methanol, Ethylen und andere Kohlenwasserstoffverbindungen umwandeln und damit fossile Rohstoffe, die zur Herstellung dieser Verbindungen benötigt werden, ersetzen kann.
Chemierohstoffe aus der Algenfarm
Das Start-up MacroCarbon, eine Ausgründung des Alfred-Wegener-Instituts, ist wiederum in der Lage, das durch Algen gebundene Kohlendioxid zu Rohstoffen für die Chemieindustrie wie beispielsweise Rohbenzin weiterzuverarbeiten. Dafür will das Start-up auf Gran Canaria die Alge Sargassum in riesigen Ozeanfarmen anbauen. Die Alge wächst sehr schnell und entzieht dem Meerwasser dabei stetig CO2. Der regelmäßige Kontakt zu Forschenden regelmäßigem der BASF ermögliche die Integration von Produkten aus der Algenzucht in bestehende und zukünftige Wertschöpfungsketten der chemischen Industrie, so die Jury.
Beton mit Pflanzenkohle
Das finnische Unternehmen Carbo Culture nutzt wiederum Kohlenstoff aus Abfallbiomasse in Form von Pflanzenkohle, um in Beton den ökologischen Fußabdrucks zu reduzieren und als Wärmeleiter zu nutzen. Der Beton bindet langfristig CO2 und weist durch die Verwendung der Pflanzenkohle einen CO2-neutralen Fußabdruck auf. „Mit diesem Verfahren können zusätzliche Einnahmen für die Kohlenstoffentfernung generiert werden, was die Wirtschaftlichkeit des Produktes erhöht“, heißt es.
Innovationen zum Durchbruch verhelfen
Mit SPRIND will die Bundesregierung eine Lücke in der deutschen Innovationslandschaft schließen und Innovationen in Deutschland und Europa halten. Die Bundesagentur für Sprunginnovation wurde 2019 gegründet. Alleinige Gesellschafterin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Neben der finanziellen Förderung unterstützt SPRIND die Teams auch durch ein intensives Coaching sowie Kontakten zu privatwirtschaftlichen Investorinnen und Investoren, damit die Anschlussfinanzierung sichergestellt ist. „Mit diesem Innovationswettbewerb wollen wir neuen Verfahren zum technischen und kommerziellen Durchbruch verhelfen, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und anschließend langfristig in werthaltigen Produkten speichern“, erklärt Jano Costard, Challenge Officer von SPRIND.
bb