Biotech-Unternehmen braut Sprit für Audi
Die Audi AG und das deutsch-französische Biotech-Unternehmen Global Bioenergies entwickeln gemeinsam das nicht-fossile "e-Benzin" Bio-Isooktan in Leuna.
Automobilhersteller Audi und das deutsch-französische Biotech-Unternehmen Global Bioenergies entwickeln in Leuna gemeinsam das nicht-fossile „e-Benzin“ . Audi wird den Bio-Isooktan-Treibstoff in seinen Fahrzeugen testen und unterstützt den Kooperationspartner bei der Ausweitung seiner Forschungsarbeiten. Grundlage für den Kraftstoff ist das in der Pilotanlage Leuna aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Bio-Isobutan.
Ein biotechnisch hergestellter, erneuerbarer Kraftstoff soll es werden, mit einer guten CO2-Bilanz, außer Konkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion und Anbauflächen. Wie der Ingolstädter Autobauer und das Biotech-Unternehmen mit Hauptsitz im nordfranzösischen Évry am 21. Januar vermeldeten, soll der Kraftstoff dazu noch äußerst effizient sein: Wegen seiner hohen Energiedichten erziele er hohe Reichweiten.
Via Isobutan zum Isooktan
2,2,4-Trimethylpentan oder kurz: Isooktan nennt sich der Sprit. Die Basis für das e-Benzin, wie es Audi nennt, ist zu 100 Prozent biologisch hergestelltes Isobuten, das sich chemisch in Isooktan umwandeln lässt. „Das dafür benötigte, hochreine Isobuten werden wir in den biotechnologischen Anlagen unserer vorindustriellen Pilotphase am Fraunhofer CBP in Leuna herstellen“, erläutert Thomas Buhl, Leiter des Business Developments bei Global Bioenergies. In dem chemisch-biotechnologischen Prozesszentrum wandeln die Biotechnologen nachwachsende Rohstoffe in sogenannte leichte Olefine um. Olefine bezeichnen in der petrochemischen Industrie zyklische und azyklische Kohlenwasserstoffe und stellen Ausgangsstoffe für viele chemische Verbindungen dar. So sollen jährlich rund 100 Tonnen hochreines Isobuten bakteriell aus Zucker produziert werden können.
Klopffester Drop-In-Sprit
Isooktan ist das Referenzmolekül für die Oktanzahlen, ein Maß für die Klopffestigkeit eines Kraftstoffs. Es handelt sich um einen hundertprozentigen Drop-In-Treibstoff. Er kann in jedem Verhältnis mit allen Standardtreibstoffen für Benzinmotoren gemischt werden. Alkohol-basierte Biotreibstoffe wie Ethanol oder der Ausgangsstoff Isobutanol lassen sich nur begrenzt anderen Kraftstoffen beimischen. Durch das Mixen mit dem Referenz kann die Klopffestigkeit von Ottomotoren verbessert werden. Audi wird den Stoff in seinen Boliden testen und unterstütze das Biotech-Unternehmen dabei, „in größerem Umfang als bisher an der Verwendung nachhaltiger Ausgangsstoffe zu arbeiten“. Die Abmachung berechtigt den Autobauer auch dazu, Aktien der Franzosen im Wert von weniger als 2 Prozent des Firmenkapitals zu erwerben.
Audis Anti-Emissions Offensive
Als Teil der Audi e-Fuels-Strategie gegen hohe Emissionen, entwickelt die Marke mit den vier Ringen verschiedene e-Treibstoffe. Die Ingolstädter haben gemeinsam mit der US-amerikanischen Biotech-Firma Joules in New Mexico bereits Anlagen zur Herstellung von sogenanntem e-Ethanol und e-Diesel gebaut. Im niedersächsischen Werlte ist neuerdings eine e-Gas-Anlage am Netz, in der synthetisch erzeugtes Gas zum Speichern elektrischer Überschuss-Energie verwendet wird. „Mit unseren Partnern von Global Bioenergies gehen wir einen weiteren Schritt Richtung CO2-neutrale Mobilität“, sagt Reiner Mangold, Leiter Nachhaltige Produktentwicklung bei Audi.