Bioökonomierat fordert Umdenken bei Bioenergiepolitik

Bioökonomierat fordert Umdenken bei Bioenergiepolitik

Die deutsche Bioenergiepolitik muss sich stärker an internationalen Herausforderungen orientieren. Dies fordert der Bioökonomierat in seinen aktuellen Empfehlungen zur Bioenergie in Deutschland.

Eine wichtige Bioenergiequelle: Biogas, das in entsprechenden landwirtschaftlichen Anlagen gewonnen wird.

Die deutsche Bioenergiepolitik benötigt eine neue strategische Ausrichtung, die internationale Herausforderungen berücksichtigt: Dies fordert der Bioökonomierat, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, in einem heute veröffentlichten Papier.


Energie aus Biomasse bringe einige Vorteile mit sich, so die Autoren. Sie lässt sich besonders gut speichern und kann die Schwankungen der Wind- und Solarenergie in der Strom- und Wärmeerzeugung ausgleichen. Gleichzeitig sind die Expansionsmöglichkeiten von Energie aus landwirtschaftlichen Rohstoffen eingeschränkt. Vor allem dürfe keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln geschaffen werden, betonte der Rat. „Die Bioenergiepolitik hat zwar in der jüngsten Vergangenheit einige vernünftige Anpassungen vorgenommen, aber die Kopplung von Energie- und Nahrungsmittelpreisen sowie staatliche Subventionen tragen zur Knappheit von Agrarprodukten und Preisanstiegen bei“, konstatierte der Ratsvorsitzende Joachim von Braun. „Dies hat vor allem Konsumenten mit niedriger Kaufkraft in Entwicklungsländern betroffen.“ Die Strategie der deutschen Bundesregierung müsse sich deshalb auch an internationalen Herausforderungen ausrichten.

Einheitlicher Bewertungsrahmen für Bioenergiequellen

In seinem Bioenergie-Papier steckte der Rat auch die wichtigsten Ziele der neuen Strategie fest: Sie müsse Klima und Natur schützen, bestehende Zielkonflikte lösen, Systemstabilität gewährleisten und gleichzeitig technologische Vorteile angemessen nutzen. Der Rat fordert darüber hinaus die Entwicklung eines einheitlichen Bewertungsrahmens für die verschiedenen Energiequellen. Dieser soll neben der Wirtschaftlichkeit – wobei Biomasse aus Primärrohstoffen ein vergleichsweise teurer Energielieferant ist – auch indirekte Effekte wie die Schädigung von Ökosystemen mit einbeziehen.

Internationale Abstimmung bei Zertifizierung

Weiterhin empfiehlt der Bioökonomierat eine international abgestimmte Biomasse-Zertifizierung, die neben sozialen Standards ökologische Fußabdrücke berücksichtigt. In Entwicklungsländern, die einen großen Teil ihrer Primärenergie über die Verbrennung von Biomasse erzeugen, sei eine andere Energiewende zu vollziehen, an der sich Deutschland mit Forschung und Technologie-Partnerschaften vermehrt beteiligen sollte.
Nach neuesten Daten decken regenerative Quellen etwa 12% des deutschen Energiebedarfs. 62% davon werden der Bioenergie zugeschrieben, so der Bioökonomierat. „Die energetische Nutzung von pflanzlichen Reststoffen ist kostengünstig und umweltschonend. Sie kann den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Damit ist die Bioenergie wichtiger Teil des Systems Bioökonomie”, betonte die Co-Vorsitzende des Rates Christine Lang.