Bioökonomie und Nachhaltigkeitsziele auf der BUGA 2023

Bioökonomie und Nachhaltigkeitsziele auf der BUGA 2023

Die Bundesgartenschau in Mannheim steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Leitthemen der BUGA 2023 – Energie, Klima, Umwelt und Nahrungssicherung – prägen die Schau – inklusive zweier Bioökonomie-Ausstellungen.

Baumschule und Beete BUGA 23
Mit 2023 hitzetoleranten jungen Bäumen ist die BUGA in Mannheim Deutschlands größte temporäre Baumschule.

Seit 15. April hat die Bundesgartenschau ihre Tore geöffnet. Dieses Jahr findet sie Mannheim statt. Dafür wurden der Luisenpark und das Spinelli-Gelände, wo einst eine US-Militärkaserne stand, umgestaltet. Eine Seilbahn verbindet beide Areale miteinander. Bis zu zwei Millionen Gäste erwarten die Veranstalter bis Anfang Oktober. Die BUGA 2023 mit Sommerfest, Blumenschau und Experimentierfeld steht dieses Mal ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit und hat den Anspruch „die bisher nachhaltigste Bundesgartenschau“ zu werden.

„Die BUGA 23 hat erfolgreich die EMAS-Zertifizierung zur Nachhaltigkeit durchlaufen und setzt so einen neuen Maßstab – für zukünftige Bundesgartenschauen und Großveranstaltungen im Allgemeinen“, so Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in den vier Leitthemen der BUGA 2023 wider. Die Themen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung sind dem Veranstalter zufolge in allen Bereichen wiederzufinden – angefangen bei den Ausstellungen bis hin zum Veranstaltungsprogramm. Grundlage der Leitthemen sind die von den Vereinten Nationen festgeschrieben Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) sowie das Leitbild Mannheim 2030. „Die BUGA 23 zeigt, wie ein nachhaltigeres Leben aussehen kann, zeigt innovative Lösungen, geht neue Wege und wagt Experimente“, so Kurz.

Vertikaler Garten mit rotierenden Bäumen

Schon am Eingangstor zum BUGA-Gelände werden innovative Lösungen sichtbar: Auf einer etwa fünf mal zehn Meter großen Wand wächst den Besucherinnen und Besuchern ein vertikaler Garten mit rotierenden Bäumen entgegen. Aus der begrünten Fläche, die einen kleinen Ausschnitt des Gartenschau-Geländes darstellt, ragen drei waagrechte zwei Meter hohe Bäume heraus, die sich um die eigene Achse drehen. Entwickelt wurde der vertikale Garten von dem Start-up Visioverdis 2.0 mit Unterstützung der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die Philosophie dahinter: Ein modernes, attraktives Stadtbild gestalten – und die Luftqualität verbessern.

vertikaler Garter am Eingangstor zur BUGA 2023
Bäume, die aus der Wand wachsen: Noch wartet der vertikale Garten auf das Frühlingserwachen. Im Laufe der Bundesgartenschau wird hier eine grüne Fassade sprießen.

Klimaresistente Pflanzen und nachhaltige Stromerzeugung

Vor allem auf dem "Experimentierfeld" als Ausstellungsfläche spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Nicht nur die rund 60 Ausstellenden bedienen die Themen, sondern auch die gärtnerische Gestaltung: So markieren zackige Kanten wie Eisschollen den Bereich Klima. Thematisch dreht sich hier alles um die Suche nach Pflanzen, die den veränderten Klimabedingungen gewachsen sind. Forschende der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut und der Technischen Universität Hamburg demonstrieren mit dem Projekt PeePower beispielsweise, wie durch die Zersetzung von Urin durch Bakterien schwacher Strom gewonnen wird. Dieser Strom kann auf der Mannheimer BUGA wiederum genutzt werden, um das Handy während des Toilettengangs aufzuladen (siehe auch Erlebnisraum Bioökonomie weiter unten).

Oszillographische Linien kennzeichnen wiederum das Leitthema „Energie“. Die Ausstellenden widmen sich vor allem der Frage, wie Strom künftig gewonnen werden kann. So wurden im "PreZero Silphie Feld" Silphien als schnellwüchsige Energie-Pflanzen angepflanzt. Hier kann man sich auch zum Thema Solarenergie wie zur Photovoltaik-Anlage informieren.  

Artgerechtes Gärtnern und gesunde Ernährung

Der Bereich „Umwelt“ wird gestalterisch von Blattstrukturen dargestellt. Inhaltlich geht es hier vor allem um Arterhalt und artgerechtes Gärtnern. Inspiration für den heimischen Garten bietet beispielsweise der "Hektar für Nektar", eine Fläche mit insekten- und bienenfreundlichen Stauden und Wildpflanzen. Im Spiegelgarten werden Pflanzalternativen zu klassischen Gartenpflanzen gezeigt, die einen höheren Wert in Bezug auf Biodiversität und ökologischen Nutzen bieten.

Lebensmittelsysteme im Wandel - Ausstellung BUGA 2023
Unsere Lebensmittelsysteme im Wandel der Bioökonomie - so heißt die Schau in der U-Halle (Stand 18).

Ausstellung: Lebensmittelsysteme im Wandel

Das vierte Leitthema „Nahrung“ spiegelt sich in der Form landwirtschaftlicher Flurstücke wider. Verschiedene Gärten wie Schulgarten und Weltacker sollen Jung und Alt die Themen gesunde Ernährung und Gärtnern, aber auch Wertschätzung für Natur und Lebensmittel näherbringen.

Der vom Bundesforschungsministerium geförderte Innovationsraum NewFoodSystems ist in Mannheim mit einer Ausstellung präsent, zu finden in der U-Halle auf dem Konversionsareal Spinelli – Stand 18. Die Schau "Unsere Lebensmittelsysteme im Wandel der Bioökonomie" stellt Ansätze für die Nahrungsproduktion der Zukunft vor. Sie gewährt Einblicke in Forschung und Praxis zu innovativen Bioökonomie-Themen wie Mikroalgenkultur, Vertical Farming, pflanzliche Proteine, Insekten, Pilze, alternative Verpackungen, 3D-Druck und vieles mehr. Im "Schaufenster in die Praxis" stellen sich bis Oktober zudem 16 Unternehmen vor (wir werden gesondert berichten).

BUGA 2023

Die Bundesgartenschau in Mannheim ist bis 8. Oktober 2023 täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen zu den Austellungen und Veranstaltungen gibt es auf der offiziellen Website der Bundesgartenschau 2023.

Erlebnisraum Bioökonomie mit Pavillons aus Flachs und Holz

Ein weiteres Highlight ist die 1.500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche „Erlebnisraum Bioökonomie“, die sich im Spinelli-Park zwischen der U-Halle und der Haupttribüne befindet. In dieser Ausstellung kann das Publikum die Themenbereiche einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie erleben. Ein informative Litfaßsäule, ein Flachsfaser- und ein Holzpavillon und weitere Bauten aus Hanf und Weide prägen den Erlebnisraum. Weitere Themen sind die Mikroalgen-Kultivierung, eine Insektenbioraffinerie oder die bereits erwähnte Stromgewinnung aus Urin in dem Projekt PeePower. Umgesetzt hat den Erlebnisraum Bioökonomie die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH mit einer Förderung und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

17 SDG-Gärten und Baumschule

Über das gesamte Experimentierfeld verteilt gibt es 17 Heckengärten. Sie verkörpern die 17 SDGs und sollen den Besuchenden auf gartenkünstlerische Art die UN-Nachhaltigskeitsziele näherbringen.

Um die Bedeutung der Bäume für den Klimaschutz zu verdeutlichen, wurde erstmals auch eine Baumschule in eine Bundesgartenschau integriert. Dafür wurden 2.023 Zukunftsbäume auf dem Gelände gepflanzt – die größte temporäre Baumschule Deutschlands. Wenn die Bundesgartenschau im Oktober schließt, sollen diese Bäume im Stadtgebiet Mannheim verteilt werden. Insgesamt wurden 79 Baumsorten ausgewählt, die als zukunftsfähig bei den sich verändernden klimatischen Bedingungen gelten, darunter Feldahorn, Steineiche, Amberbaum oder der Europäische Zürgelbaum.

Das gesamte BUGA-Gelände wird anschließend in den Grünzug Nordost integriert und als neues Naherholungsgebiet für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Damit will die Stadt einen neuen Frischluftkorridor zum Neckar schaffen, der das Stadtklima positiv verändert. Zugleich soll das 62 Hektar große Spinelli-Gelände zu einem der größten Artenschutzgebiete in der Metropolregion Rhein-Neckar werden. Auch bei Bau und Gestaltung des Mannheimer BUGA-Geländes wurde den Veranstaltern zufolge auf Nachhaltigkeit geachtet. So blieben viele Gebäude der ehemaligen Militärkaserne erhalten und wurden umfunktioniert.

Eine ehemalige Panzerhalle wurde zum Eingangsgebäude, die U-Halle, eine alte Lagerhalle, zum Herzstück mit Blumenhallenschauen, Gastronomie und Veranstaltungen. Auch Materialien aus dem Rückbau, wie Dachpanelen und Glasbausteine wurden wiederverwendet und dienen heute als Zaun und Sichtschutz. Zudem wurden 60 % des Spinelli-Geländes entsiegelt. Auch der Strom wird nachhaltig erzeugt. Eine 7.500 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf der U-Halle versorgt die Bundesgartenschau mit Strom aus erneuerbarer Energie.

bb/pg