Bioökonomie-Forum in Brüssel
Insekten oder Algen als Proteinalternativen, neue Verpackungsmaterialien – diese und andere Themen stehen Anfang Oktober im Fokus der EFIB-Konferenz in Brüssel.
Bis zu 500 Teilnehmer werden auf dem „Europäischen Forum für industrielle Biotechnologie und Bioökonomie“ (EFIB) in Brüssel erwartet. Anfang Oktober wird es sich hier zwei Tage lang um innovative Ansätze für eine biobasierte Wirtschaft drehen. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft – darunter auch zahlreiche deutsche Bioökonomie-Experten – wollen darüber diskutieren, wie die Industrie künftig nachhaltiger gestaltet werden kann.
Welche Alternativen gibt es für Plastik? Wie sieht eine Ernährung ohne Fleisch aus bzw. welches Potenzial bieten Ansätze, die alternative Proteinquellen wie Insekten oder Algen nutzen oder gänzlich mit neuen Technologien wie der synthetischen Biologie arbeiten. Bei der Konferenz werden viele internationale Gäste erwartet. Zu den mehr als 80 Sprechern im Programm gehört auch Joseph Zhou, Investmentmanager beim Agtech-Investor BitsxBites aus China. „In China müssen wir uns mit Lösungen zur Sicherung der Lebensmittelversorgung befassen, die effizientere und gesündere Wege zur Ernährung unserer wachsenden Bevölkerung eröffnen“, betont Zhou. Zugleich betont er die Notwendigkeit, sich über nachhaltige Verpackungsmaterialien in einem Post-Plastik-Zeitalter Gedanken zu machen. „Daher gehen wir auf die EFIB-Konferenz, um uns hier mit Bioökonomieexperten über alternative Materialien und Geschäftsmodelle auszutauschen.“
Die Ernährung der Zukunft
Ebenfalls vor Ort sind zahlreiche Unternehmen, Start-ups und Wissenschaftler, die sich dem Thema Nahrungs- und Futtermittelinnovationen widmen. Ob Insekten, Algen oder Pflanzen als Nahrungs- oder Futtermittelressource, ob synthetische Biologie oder andere zellbasierte Strategien – bei der EFIB Konferenz werden viele unterschiedliche Beispiele für nachhaltige Lebensmittelinnovationen vorgestellt. Große Firmen wie Evonik kommen ebenso zu Wort wie junge Unternehmen, darunter die Algen-Biotechfirma Phytolinc aus Köln. Das Team um Arne Maercker wird ihre Gin-Marke Algenfels präsentieren. Bei der Evening Reception dürfen die Konferenzteilnehmer den Algen-Gin verkosten. Ebenfalls vor Ort wird das
Berliner Team von LegendairyFoods sein, die mit Biotech-Verfahren an veganer Milch arbeiten. Auch Insektenbasierte-Ansätze für die Tierernährung – etwas von der Baruther Firma Hermetia oder dem Start-up MadebyMade aus Sachsen – werden in Brüssel diskutiert.
Darüber hinaus werden der Startlife-Inkubator an der Universität Wageningen, der in Berlin ansässige ProVeg International-Inkubator und die Rabobank zu den Referenten gehören, um neue Markttrends und das aktuelle regulatorische Umfeld der Lebensmittelinnovation in den USA und Europa zu diskutieren.
Innovative Materialien und Prozesse
Das weitere Konferenzprogramm umfasst aber auch Sessions, die das Thema Bioplastik sowie das Potenzial von Synthetischer Biologie auf der Agenda haben. CO2 als Rohstoff wird ebenfalls diskutiert. Zu den Vortragenden zählt unter anderem Jürgen Eck der Zwingenberger BRAIN AG. Er wird Ergebnisse aus der vom Bundesforschungsministerium geförderten Allianz ZeroCarbFP vorstellen. Hier arbeitet das Unternehmen mit der Südzucker AG daran, um Bernsteinsäure ausschließlich auf Basis von CO2 und Wasserstoff herzustellen. „Bernsteinsäure findet viele Anwendungen als Baustein in der Synthese von Alkoholen, Lösungsmitteln, Pigmenten und vollständig biologisch abbaubaren Kunststoffen, die Anwendungen im geschlossenen Kreislauf ermöglichen. Im Rahmen der Allianz haben wir Technologien zur Nutzung alternativer Rohstoffe etabliert, die verschiedene C-Quellen wie Rohglycerin, Altspeiseöl, Prozesswasser, CO2 oder Lebensmittelabfälle nutzen“, berichtet Eck.
Viel Aufmerksamkeit werden auch Start-ups erhalten: Insgesamt 30 Teams können sich im Start-up Village präsentieren. Mit dabei sind die drei Finalisten der „Global Biobased Businessplan Competition“ (G-BiB) inklusive dem frisch gekürten Gewinnerteam aus Stuttgart.
Nachhaltige Mode
Angesichts der schnellebigen Modetrends und der enormen Umweltbelastung der damit verbundenen textilen Herstellungsprozesse entwickelt sich allmählich ein Trend hin zu nachhaltiger Mode aus innovativen Materialien und schonenden Verarbeitunsprozessen. Große Textilunternehmen wie Aquafil und Inditex sowie innovative Start-ups präsentieren auf der EFIB ihre Visionen für den hochdynamischen Sektor. Nachhaltige Produktbeispiele, von Schuhen aus Algen über Jacken aus Pilz bis hin zur Handtasche aus Apfelleder, werden in der Ausstellung des Innovationsbereich Mode präsentiert. Das Wiener Textillabor, NEEM oder ScobyTec zeigen, dass Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik längst im Modesektor angekommen sind.
sw/ih