Biomasse auf unbrauchbaren Böden anbauen

Biomasse auf unbrauchbaren Böden anbauen

Ein europäisches Forschungsteam unter deutscher Beteiligung will zeigen, dass der Anbau von Pflanzen kontaminierte Böden wieder fit machen kann und deren Biomasse für hochwertige Textilien geeignet ist.

Forscher wollen Chinaschilf (Miscanthus sinensis) als Biomasse zur Energiegewinnung und Ausgangsstoffe für neue Produkte etablieren.
Forschende wollen testen, ob das Schilfgras Miscanthus auch auf kontaminierten Böden gedeiht und als Biomasse genutzt werden kann.

Boden ist eine kostbare und knappe Ressource. Allein in Europa werden 80 % der Landfläche von Forst- und Landwirtschaft, Industrie und Siedlungen genutzt. Wie also kann die Bioökonomie, die ebenfalls auf den Anbau von Industriepflanzen setzt, nachhaltige Biomasse gewinnen, ohne in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion zu stehen? Mit diesem zentralen Problem befasst sich ein neues EU-Projekt, das im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont Europa von 2024 bis 2028 mit rund 5 Mio. Euro gefördert wird.

Anbau von Biomasse auf kontaminierten Böden 

Im Fokus des Vorhabens pHYBi steht das sogenannte Phytomanagement. Hier sollen Industriepflanzen wie Pappeln, Birken, Weiden, Hanf und Miscanthus auf degradierten, verschmutzten und versalzten Böden angebaut werden, um die Flächen zu sanieren. Das im Oktober gestartete Projekt mit dem vollständigen Titel „Phytomanagement als nachhaltige Rohstoffquelle für hochwertige Bio-basierte Produkte aus Lignocellulose für textile Anwendungen“ will durch die Verarbeitung von Biomasse, die auf kontaminierten Böden angebaut wird, umweltfreundliche Fasern und Pigmente für den nachhaltigen Einsatz in der Textilproduktion herstellen.

Neue Strategien zur Verbesserung von Pflanzenwachstum und Bodengesundheit

In den kommenden vier Jahren wollen die Projektpartner innovative Strategien entwickeln und testen, um das Pflanzenwachstum und die Bodengesundheit mithilfe organischer und anorganischer Zusätze sowie Pilzen und Bakterien zu verbessern. Darüber hinaus sollen bestehende und neue Phytomanagement-Pilotstandorte untersucht, entsprechende Strategien zur Bodenverbesserung optimiert und ein virtuelles Replikationstool zur Simulation des Prozesses in verschiedenen Regionen Europas entwickelt werden. Zudem wollen die Partner demonstrieren, ob diese Praktiken wirtschaftlich, sozial und ökologisch machbar sind.  

In dem Konsortium arbeiten insgesamt elf Partner aus Spanien, Italien, Frankreich, Kroatien und Deutschland zusammen. Forschende vom Steinbeis Europa Zentrum sind im Rahmen des Projektes für die Kommunikation, Verbreitung und Verwertung der Erkenntnisse zuständig.

Neue Maßstäbe für Produktion von Industriepflanzen setzen

Mit dem Projekt will das Team eigenen Angaben nach „neue Maßstäbe für die nachhaltige Produktion von Industriepflanzen setzen“. Durch den Anbau von Biomasse auf kontaminierten Böden würde auch der ökologische Fußabdruck der EU für die nachhaltige Produktion von Industriepflanzen verringert, heißt es. „Der Erfolg von pHYBi könnte den Weg für eine breitere Einführung von Phytomanagement-Praktiken ebnen, nicht nur in der europäischen Textilindustrie, sondern auch in anderen Sektoren, die auf nachhaltige biobasierte Rohstoffe angewiesen sind“, schreiben die Forschenden.

bb