Biobasierte Ideen punkten bei Jugend forscht
Mit Mikroben Strom erzeugen und Aromen aus Reststoffen gewinnen: Mit diesen Ideen konnten Schülerinnen und Schüler aus Berlin und Nordrhein-Westfalen die Jury beim 59. Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ im Fachbereich Biologie und Chemie überzeugen.
Für das diesjährige Bundesfinale „Jugend forscht“ hatten sich 175 junge MINT-Talente mit 107 innovativen Forschungsprojekten qualifiziert. Die besten Ideen wurden am 2. Juni im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF), Jens Brandenburg, und weiterer hochrangiger Gäste im Konzert- und Kongresszentrum Harmonie in Heilbronn ausgezeichnet. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern des mittlerweile 59. Bundeswettbewerbs zählen auch in diesem Jahr wieder Teams, die mit ihren biobasierten Lösungen überzeugten – dieses Mal in den Fachbereichen Biologie und Chemie.
Energieerzeugung auf Bakterienbasis
Der mit 2.500 Euro dotierte Bundespreis im Fachbereich Biologie geht an zwei 18-Jährige vom Herder-Gymnasium in Berlin für die Entwicklung einer Brennstoffzelle auf Basis von Bakterien. Tina Thao-Nhi Schatz und Anthony Eliot Striker ist es gelungen, mithilfe eines Stammes der Mikrobenart Shewanella oneidensis ein System zu etablieren, das nach dem Prinzip einer galvanischen Zelle mit zwei Kammern funktioniert. Diese Kammern sind mit einer leitfähigen Flüssigkeit gefüllt und über Elektroden verbunden, sodass Strom fließen kann.
Der Jury zufolge experimentierten die beiden Gymnasiasten unter anderem mit der Zusammensetzung der Elektrolytlösungen und erwarteten interessante Anwendungsmöglichkeiten für ihre Idee. So könne etwa kommunales Abwasser aufgrund der Ähnlichkeit zum verwendeten Bakteriensubstrat möglicherweise für eine Energieerzeugung auf Bakterienbasis genutzt werden.
Aromastoffe aus Holzteer
Im Fachbereich Chemie konnte Ben Eumann vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Hilden (Nordrhein-Westfalen) für die Entwicklung einer kostengünstigen Methode zur Herstellung von Guajacol aus Holzteer-Abfällen den mit ebenfalls 2.500 Euro dotierten 1. Preis entgegennehmen. Guajacol ist ein sekundärer Pflanzenstoff und ein Zwischenprodukt bei der Synthese von Vanillin und anderen Aromastoffen. Dem 18-Jährigen ist es gelungen, diese wertvolle Substanz kostengünstig aus dem minderwertigen Holzteer zu extrahieren.
Das braune, klebrige und aufdringlich riechende Stoffgemisch ist ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Holzkohle. Der Jury zufolge testete der Gymnasiast verschiedene Nachweis- und Isolationsverfahren und leistete so eine wertvolle Grundlagenarbeit, um besonders Buchenholzteer künftig als Guajacolquelle für die Herstellung von Duftstoffen nutzen zu können. Inwieweit sich daraus ein wirtschaftlich sinnvolles Herstellungsverfahren ableiten lässt, müssten weitere Untersuchungen zeigen, heißt es.
Jugend forscht ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Die gemeinsame Initiative von Bund, Ländern, dem Magazin stern, Wirtschaft, Wissenschaft und Schulen zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu interessieren, Talente frühzeitig zu entdecken und sie gezielt zu fördern.
Höhepunkt der Wettbewerbsrunde ist der Bundeswettbewerb. Hier treffen sich die Siegerinnen und Sieger der jeweiligen Landeswettbewerbe und müssen sich mit den Besten in den jeweiligen Fachgebieten messen. Der Preis wird in insgesamt sieben Fachbereichen vergeben – Arbeitswelt, Chemie, Biologie, Physik, Mathematik/Informatik, Geo- und Raumwissenschaften sowie Technik. Der 59. Bundeswettbewerb wurde von der Stiftung Jugend forscht e. V. gemeinsam mit dem Science Center experimenta in Heilbronn ausgerichtet.
bb