Bewirtschaftete Wälder speichern mehr CO2

Bewirtschaftete Wälder speichern mehr CO2

Nachhaltig bewirtschaftete Wälder weisen eine bessere Klimabilanz auf als wilde Wälder, weil der Holzzuwachs größer ist, wie eine Analyse von Biogeochemikern aus Jena zeigt.

Blick auf den Südabhang des Thüringer Waldes. Das Mosaik einer kleinflächigen Bewirtschaftung ist deutlich erkennbar.
Blick auf den Südabhang des Thüringer Waldes. Das Mosaik einer kleinflächigen Bewirtschaftung ist deutlich erkennbar

Wälder sind ein wichtiger Rohstofflieferant und als CO2-Speicher für das Klima von entscheidender Bedeutung. Experten favorisieren seit langem eine nachhaltige Bewirtschaftung, um die Dienstleistungen des Ökosystems Wald nicht weiter zu gefährden. Forscher am Jenaer Max-Planck-Institut für Biogeochemie haben nun untersucht, wie sich die Klimabilanz nachhaltig bewirtschafteter Areale von der nicht bewirtschafteter Wälder unterscheidet.

Wälder binden CO2 und nutzen das Treibhausgas, um Biomasse aufzubauen. Gleichzeitig geben sie durch ihre Atmung und die Zersetzung des Totholzes Kohlendioxid wieder frei. In unbewirtschafteten Wäldern hält sich beides in etwa die Waage. Ganz anders sieht es jedoch bei Wäldern aus, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Sie binden wesentlich mehr CO2, wie die Forscher im Fachjournal Global Change Biology-Bioenergy berichten.

Höherer Holzzuwachs durch Steuerung des Baumbestandes

Der Grund: Der Holzzuwachs ist höher als in wilden Wäldern, weil der Baumbestand gezielt gesteuert wird. Bäume werden zwar gefällt, aber durch Neupflanzungen ersetzt. So bleiben die Holzvorräte konstant. Für die Klimabilanz entscheidend ist, dass der gezielte Zuwachs an Bäumen der Nutzung von Holz als Brennstoff oder zur Produktion von kurz– oder langlebigen Produkten wie Toilettenpapier oder Bauholz dient und fossile Alternativen ersetzt. Langlebige Holzprodukte wie Möbel haben den Forschern zufolge den CO₂-einsparenden Effekt nur solange, wie sie genutzt werden.

Nachhaltige Holzernte ersetzt fossile Brennstoffe

Eine dauerhafte Klimawirksamkeit zeigt sich der Studie zufolge aber erst, wenn das Holz direkt oder nach seiner Nutzung energetisch verwendet wird. Erst dann würden fossile Brennstoffe tatsächlich ersetzt, heißt es. Die nachhaltige Holzernte in einem Wirtschaftswald könnte nach den Berechnungen der Forscher pro Hektar und Jahr etwa 900 Liter Heizöl ersetzen oder 7,4 Megawattstunden Elektrizität und Wärme erzeugen. Dies entspricht etwa 3,5 Tonnen CO₂, die als Emissionen fossilen Ursprungs eingespart werden. „Die vollständige Herausnahme von Wäldern aus der Bewirtschaftung schmälert daher deutlich deren Beitrag zum Klimaschutz“, resümiert Max-Planck-Forscher Ernst-Detlef Schulze. Bisherige Klimabilanzen hatten den Fakt, wie viel Holz als Energieträger verbraucht wird, nur unzureichend berücksichtigt.

Mit CO2-Steuer nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern

Auch wird derzeit die CO2-Emission Waldbesitzern bei der Holzernte in Rechnung gestellt, obwohl die Treibhausgase erst bei Verbrennung im Privathaushalt oder in der Industrie freigesetzt werden. Die Wissenschaftler kritisieren die fehlende Anerkennung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und plädieren daher für einen Kurzwechsel. „Wir schlagen vor, dass die geplante CO₂-Steuer auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe dazu eingesetzt werden sollte, die nachhaltige Erzeugung von Holz zu unterstützen, um somit einen größtmöglichen Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen“, so Schulze.

bb