Besserer Schutz für Bienen gefordert

Besserer Schutz für Bienen gefordert

Der Insektenschwund bedroht Umwelt und Landwirtschaft. Auf einem Symposium haben Forscher und Politiker nun einen Plan zum Schutz der Tiere präsentiert.

Wenn es nach den Teilnehmern des Hohenheimer Insektenschutzsymposiums geht, soll die Wildbiene Halictus scabiosae in Zukunft unter besonderem Schutz stehen.

Insekten sind unersetzlich für ein gesundes Ökosystem und für die Nahrungssicherung. Vor allem Bienen haben für die Landwirtschaft eine große Bedeutung. Doch der Mensch und die Industrialisierung von Land und Landwirtschaft haben vielerorts den Lebensraum der nützlichen Tierchen zerstört. Eine Langzeitstudie hat die schrumpfende Zahl der Insekten in Deutschland untersucht und festgestellt, dass in den letzten 30 Jahren die Zahl der Fluginsekten um bis zu 75% gesunken ist.

Die Zeit drängt

Insektenforscher aus ganz Europa haben sich deshalb Ende Oktober zum internationalen Insektenschutzsymposium im Naturkundemuseum Stuttgart mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz getroffen, um mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. „Der dramatische Rückgang der Insekten zeichnet sich bereits seit Jahrzehnten ab und wird unabsehbare ökonomische und ökologische Folgen haben, wenn wir alle nicht endlich handeln“, warnt Lars Krogmann vom Naturkundemuseum Stuttgart und künftiger Leiter des Fachgebiets Systematische Entomologie an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Weniger Pestizide, mehr Naturschutz und mehr Kommunikation

Beim Symposium präsentierten die Wissenschaftler daher einen 9-Punkte-Plan zum Schutz der Bienen. Darin fordern sie unter anderem, einen höheren Schutzstatus von Wildbienen sowie die Einschränkung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft etwa durch veränderte Zulassungsverfahren und Verbote für Neonikotinoide und Totalherbizide.

Des Weiteren nehmen die Autoren auch die Gesetzgeber in die Pflicht und fordern die Kopplung von EU-Agrarsubventionen an ökologische Leistungen. Naturschutzgebiete sollen besser gepflegt werden und Insekten dabei mehr berücksichtigt werden – unter anderem durch mehr Geld für Naturschutzbehörden. Auch die Straßenbeleuchtung wollen die Forscher ändern, um die Lichtverschmutzung und die daraus resultierende Desorientierung der Insekten zu minimieren.

Nicht zuletzt fordern die Teilnehmer des Insektenschutzsymposiums auch eine bessere Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit der Bevölkerung. Sie raten zu einer „Taxonomie-Offensive“ und einem Ausbau des Insekten-Monitorings. Nach Ansicht der Experten könnten so das Bewusstsein in der Gesellschaft für das Problem des Insektenrückganges geschärft und beispielsweise Privatgärten insektenfreundlicher gestaltet werden.

Als nächstes soll der 9-Punkte-Plan an die Agrar-, Umwelt- und Bildungsministerien des Bundes und der Länder versandt werden. 

Bürger können über Aktionsprogramm abstimmen

Die Mitte Oktober von Bundesumweltministerin Svenja Schulze veröffentlichten Diskussionsvorschläge für ein „Aktionsprogramm Insektenschutz“ bewerten die Forscher positiv. Auch Interessierte waren eingeladen, die Vorschläge des Bundesumweltministeriums online zu bewerten und zu kommentieren sowie eigene Ideen und Anmerkungen einzubringen.

jmr