Neue Zuse-Gemeinschaft übt Kritik am Fördersystem

Neue Zuse-Gemeinschaft übt Kritik am Fördersystem

Die neue "Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse" positioniert sich als Partner des forschenden Mittelstandes und kritisiert das aktuelle Fördersystem.

Die Zuse-Gemeinschaft versteht sich als Partner des forschenden Mittelstandes und kritisiert das aktuelle Fördersystem.

Neben den Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen der vier Forschungsgemeinschaften haben sich in Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte eine große Anzahl gemeinnütziger privater Institute etabliert, die eine anwendungsnahe Forschung betreiben und eng mit mittelständischen Firmen kooperieren. Ein gemeinsames Sprachrohr für diese Einrichtungen gab es bisher nicht. Das will die neu gegründete „Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse“ ändern. Ihr erstes Strategiepapier macht auf Nachteile im aktuellen Fördersystem aufmerksam.

Der Verband „Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse“ wurde  von zunächst 66 außeruniversitären Einrichtungen der institutionellen Forschung im Frühjahr gegründet und will sich nun als neuer Lobbyverband aktiv in die deutsche Förderpolitik einmischen. Dies ist auch für die stark mittelständisch geprägte Biotech-Branche von hoher Relevanz. Denn viele Firmen pflegen enge Kooperationsbeziehungen mit diesen Einrichtungen. So befinden sich unter dem Gründungsmitgliedern des neuen Verbands etliche Vertreter aus dem Bereich Lebens- und Biowissenschaften: das Dechema-Forschungsinstitut (DFI) gehört ebenso dazu wie das Biopos - Forschungsinstitut Bioaktive Polymersysteme aus Brandenburg oder die fzmb GmbH in Thüringen.  Weitere sieben Institute haben ebenfalls einen Biologie-Bezug. „Unseren Instituten fehlte im Vergleich zu den Mitgliedern anderer Forschungsvereinigungen bisher eine gemeinsame Sichtbarkeit und Interessenvertretung, daraus ergaben sich Nachteile im Wettbewerb“, betont Vizepräsident Bernd Grünler, hauptberuflich Vorstand im Verein Innovent-Technologieentwicklung Jena.

Anders als bei der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AIF) sind bei der Zuse-Gemeinschaft die Forschungsinstitute unmittelbar Mitglied und nicht etwaige Branchenverbände. Die Gemeinschaft geht auch über eine reine Forschungsallianz hinaus, betont Michael Schütze, Stiftungsvorstand des DFI: „Ziel ist es, diesen Instituten als Verbund in vielerlei Hinsicht ein stärkeres Gewicht in Politik und Wirtschaft zu verschaffen.“ Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Förderung durch Bundesmittel.

Industrieforschung im Nachteil

Eine der ersten Forderungen der Zuse-Gemeinschaft, die in einem Strategiepapier veröffenticht wurden, zielt daher auf Änderungen in der Forschungsförderung. Kritik wird vor allem am derzeitigen Status der Großforschungseinrichtungen geübt. Die Kombination aus institutioneller Grundförderung und kostendeckender Projektförderung sei zwar ein Erfolgsmodell, heißt es, führe aber zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen. „Zu beklagen ist, dass gemeinnützige Einrichtungen des Forschungsmittelstands unter den jetzigen Bedingungen öffentlich geförderte Innovationsprojekte nicht kostendeckend finanziert bekommen“, so Grünler. Sie seien gezwungen, eigene Mittel zur Kofinanzierung von öffentlich geförderten Forschungsprojekten einzusetzen.

Forderung nach besserer finanzieller Unterstützung

Dabei tragen sie aus Sicht der Zuse-Gemeinschaft zu einem großen Teil dazu bei, dass mittelständische Firmen innovative Produkte auf den Weg bringen können. „Die entscheidende Rolle unsere Einrichtungen beim Transfer anwendungsorientierter Forschungsergebnisse in die Wirtschaft wird vor Ort hoch geschätzt, in der Gesamtbetrachtung der deutschen Wissenschaftslandschaft werden sie aber noch zu wenig als effektive Wissenschaftsbrücke in die Industrie wahrgenommen“, erklärte der Präsident der Zuse-Gemeinschaft und Geschäftsführer des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung, Ralf-Uwe Bauer am Rande der Gründungsveranstaltung.

Aus Sicht der Zuse-Gemeinschaft sei die Bedeutung der Arbeit der Mitgliedseinrichtungen am Innovationsgeschehen höher einzuschätzen als etwa die zumeist vorwettbewerblich angesiedelten F&E-Ansätze von außeruniversitären Einrichtungen der vier großen Forschungsgemeinschaften. Es gelte nun, die institutionelle Industrieforschung in Deutschland - die insgesamt über alle Technologiefelder hinweg rund 130 Einrichtungen umfasst - stärker als bisher in der aktuellen Förderlandschaft zu berücksichtigen. Vor allem vor dem Hintergrund sinkender F&E-Ausgaben der KMUs in Deutschland, wie sie erst jüngst im Innovationsbericht der KfW festgestellt wurde. „Zur Deckung dieser Innovationslücke muss der Forschungsmittelstand gestärkt werden“, fordert Grünler. Deutschland lebe vom Ideenwettbewerb. „Wenn Deutschland glaubt, sich diesen wichtigen Hebel zur Stärkung der Innovationsleistung nicht leisten zu können, wird es sich einem Preiswettbewerb stellen müssen, den es am Ende nur verlieren kann“.