Mückenlarven surfen auf Methanblasen
Forscher haben die in Gewässern lebenden Larven der Büschelmücke als Klimasünder enttarnt. Die Tiere nutzen Methan der Sedimente als Schwimmhilfe und setzen das Gas danach frei.
Rinder und Schafe setzen beim Verdauen das klimaschädliche Treibhausgas Methan frei. Diese unerwünschten Nebenwirkungen der Viehzucht sind seit Langem bekannt. Forscher arbeiten daher mit Hochruck an neuen Futtermitteln, um den Methan-Ausstoß der Tiere zu drosseln. Nun haben Wissenschaftler unerwartet einen neuen Klimasünder enttarnt: die Büschelmücke Chaoborus spp. Die Larven der im Wasser siedelnden Fliegen sollen ebenfalls das Klimagas Methan ausstoßen und so die Erderwärmung beschleunigen, wie Forscher im Fachjournal „Scientific Reports“ berichten. Im Rahmen der Studie hatten Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Universität Potsdam sowie der Universität Genf (UNIGE) und der Swansea University den Mechanismus der Methanfreisetzung der Mückenlarven genauer untersucht.
Mückenlarven bevorzugen schutzige Gewässer
Diese Mücken sind weltweit zu Hause und fühlen sich besonders in schmutzigen und nährstoffreichen Gewässern wohl. Ihre Larven können bis zu zwei Jahre unter Wasser leben. Während sie tagsüber das Sediment als Versteck vor Fraßfeinen nutzen, schweben sie nachts zum Fressen an die Wasseroberfläche. „Dies funktioniert jedoch nur bis zu einer Tiefe von etwa 70 Metern. Dann wird der Wasserdruck zu groß für die Larven, um ihre Gaspolster zu füllen“, erklärt Mitautor Hans-Peter Grossart vom IGB.
Sediment-Gas sorgt für Auftrieb der Larven
Bekannt ist, dass Methan in großen Mengen in den Sedimenten am Gewässergrund vorkommt. Etwa 20 % aller Methan-Emissionen stammen den Experten zufolge aus Binnengewässern. Das meiste Gas bleibt aber im Sediment gespeichert. Die Forscher vermuteten daher, dass die Mückenlarven das Methan zum Aufstieg nutzen, in dem sie ihre „Gassäckchen" damit befüllen und so dem hohen Wasserdruck trotzen. In der am IGB in Neuglobsow durchgeführten Studie konnte das Forscherteam diese Taktik bestätigen.
Wasserqualität verbessern
„Dafür setzten wir die Larven in ein Gefäß mit Wasser, das wir zuvor mit Methan angereichert hatten. Anschließend überführten wir sie in methanarmes Wasser“, erklärt Daniel McGinnis von der Universität Genf. Das Ergebnis: Der Methangehalt des Wassers stieg parallel zur Anzahl der Larven an. Mithilfe der Larven wurde das Gas aus dem Sediment freigesetzt und anschließend in der gesamten Wassersäule einschließlich der Oberfläche verteilt und von dort sogar in die Atmosphäre abgegeben. Die Forscher sind daher überzeugt, dass die Buschelmücken die globale Erderwärmung fördern. Um den Methan-Ausstoß der winzigen Klimasünder zu begrenzen, sollten den Forschern zufolge die Anstrengungen bei der Verbesserung der Wasserqualität verstärkt und der Nährstoffeinträge durch Landwirtschaft und Abwässer reduziert werden.
bb