Klimawandel setzt Anbaugebieten Afrikas drastisch zu

Klimawandel setzt Anbaugebieten Afrikas drastisch zu

In vielen Regionen Afrikas – vor allem südlich der Sahara – ist der Anbau wichtiger Grundnahrungsmittel extrem gefährdet. Das hat ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung herausgefunden. Fazit: Ein Umstieg auf hitzebeständige Kulturpflanzen ist unerlässlich.

Bohnen sind im Afrika südlich der Sahara besonders vom Klimawandel betroffen. Immer weniger Gebiete eignen sich hier zum Anbau.
Bohnen sind im Afrika südlich der Sahara besonders vom Klimawandel betroffen. Immer weniger Gebiete eignen sich hier zum Anbau.

Die Folgen des Klimawandels sind schon heute spürbar. Davon betroffen ist vor allem die Landwirtschaft, die gegen extreme Wetterbedingungen kämpft. In einigen Regionen Afrikas – vor allem südlich der Sahara– ist die Situation so dramatisch, dass ein internationales Forscherteam nun Alarm schlägt und zum Umdenken aufruft. Ihre Berechnungen ergaben: das Anbaupotenzial in dieser Region wird bis zum Ende des Jahrhunderts bei Mais und Bananen um 30 Prozent und bei Bohnen sogar um 60 Prozent sinken. Die Studie, an der auch Forscher der Universität Bonn beteiligt waren, ist im Fachjournal Nature Climate Change (2016, Online-Veröffentlichung) erschienen. Darin  fordern die Autoren einen sofortigen Umstieg auf hitze- und dürreresistente Kulturpflanzen, um langfristig die Versorgung der Bevölkerung absichern zu können.

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft weltweit vor neue Herausforderungen. Einige Regionen Afrikas leiden bereits heute unter extremer Dürre und Hitze, so dass die Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln gefährdet ist. „In Zukunft wird sich das Problem noch verschärfen, weil die Auswirkungen des Klimawandels den Anbau vieler Nutzpflanzen erschweren“, sagt Ulrike Rippke vom Geographischen Institut der Universität Bonn. Gemeinsam mit einem Forscherteam des Internationalen Zentrums für Tropische Landwirtschaft (CIAT) in Kolumbien, den Universitäten Leeds (England) und Kopenhagen (Dänemark) sowie aus Canberra (Australien) hat die Bonner Geographin untersucht, welche Feldfrüchte künftig südlich der Sahara noch angebaut werden können. Dabei standen neun Nutzpflanzen, die für die Ernährung der dort lebenden Bevölkerung wichtig sind, im Fokus der Untersuchung, darunter Mais, Bananen und Bohnen.

Computer berechnet zukünftiges Anbaupotenzial

„Die Studie zeigt, wo und vor allem wann in Afrika Interventionen unerlässlich sind, um die Zerstörung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel zu stoppen“, sagt Julian Ramirez-Villegas vom Internationalen Zentrum für Tropische Landwirtschaft (CIAT) in Kolumbien. Mit Hilfe eines Computermodells, dass das Pflanzenwachstum simuliert, konnten die Wissenschaftler den Klimawandel umfassend darstellen. Dafür wurde das Programm mit verschiedenen Daten zu Niederschlag und Temperatur – von moderaten bis extremen Werten gespeist.

Bohnenanbau extrem gefährdet

Der Abgleich der Wachstumsanforderungen der verschiedenen Nutzpflanzen mit den Daten der Klimaprojektionen ergab ein klares, aber auch alarmierendes Zukunftsbild. Danach können unter Berücksichtigung aller Klimawandelszenarien bis zu 30 Prozent der Anbaugebiete für Mais und Bananen gegen Ende des Jahrhunderts für den Anbau der Feldfrüchte ungeeignet sein. Bei Bohnen sind es sogar bis zu 60 Prozent der derzeitigen Anbaufläche in Subsahara-Afrika, die klimatisch ungeeignet sein werden.

Hitze-und dürreresistente Nutzpflanzen als Alternative

„Die Landwirtschaft in Teilen von Subsahara-Afrika muss sich auf grundlegende Veränderungen vorbereiten, um weiterhin wichtige Grundnahrungsmittel produzieren zu können“, erklärt der Bonner Hydrologe Bernd Diekkrüger. In ihrer Studie zeigen die Forscher auch Anpassungsstrategien auf, die jedoch ein Umdenken erfordern. Danach sollten afrikanische Landwirte neben besseren Bewässerungssystemen vor allem auf Nutzpflanzen umsteigen, die wie Hirse- oder Sorghumsorten hitze- und dürreresistent  und somit für das noch trockenere Klima besser geeignet sind. Denn nach den Berechnungen der Forscher werden die Felder in einigen Gegenden südlich der Sahara in knapp 100 Jahren so ungeeignet sein, dass dort Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. 

In einigen Gebieten kann es sogar schon wesentlich früher zu Anbauproblemen kommen. Betroffen davon wären Gambia, Senegal und Niger. In diesen „klimasensiblen Gegenden“ raten die Forscher zum sofortigen Umstieg auf neue Kulturpflanzen. Maisanbaugebiete wie Namibia, Botswana und Tansania haben der Studie zufolge dafür noch maximal zehn Jahre Zeit. Bis Mitte des Jahrhunderts sollten dann auch für Bohnenfelder in Angola, Südafrika und Uganda Alternativen gefunden werden.

Die Studie ist ein klarer Appell zum sofortigen Handeln, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen und gezielt gegen zu steuern. Denn schon heute sind 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit durch Erosion oder Bodenverschlechterung nicht mehr nutzbar, wie ein aktuelle Auch in Deutschland sind bereits über 30.000 km² - und damit neun Prozent der gesamten Boden degradiert und somit für Ackerbau- und Viehzucht nicht mehr zu gebrauchen.