Mit Impfstoffen aus Milchhefe gegen virale Hühner- und Rinderseuchen

Mit Impfstoffen aus Milchhefe gegen virale Hühner- und Rinderseuchen

GO-Bio 5

Prof. Dr. Sven-Erik Behrens
Institut für Biochemie und Biotechnologie
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg


sven.behrens@biochemtech.uni-halle.de

Kurzzusammenfassung:

Impfstoffe für Tiere bestehen meistens aus inaktivierten oder abgeschwächten Formen von Viren. Ein grundsätzliches Problem vieler Impfverfahren: Oft sind mit einem Erreger infizierte Tiere nicht von geimpften Tieren zu unterscheiden, was für die Zucht und den Handel mit Nutztieren von entscheidender Bedeutung ist. Zudem ist die Impfstoffentwicklung meist langwierig und die Impfungen in Großbetrieben technisch aufwendig.

Das Team um Sven-Erik Behrens hat gemeinsam mit Kooperationspartnerin Karin Breunig gentechnisch veränderte Stämme der Milchhefe Kluyveromyces lactis als neue Produktionsorganismen für die Herstellung von Impfstoffen etabliert. Der einzellige Pilz kann virale Eiweißmoleküle rasch und in großen Mengen produzieren. In einem nächsten Schritt genügt es, die Hefe abzutöten. Die inaktivierten Zellen inklusive Impfstoff können den Tieren direkt unter die Haut (subkutan) oder sogar mit dem Futter verabreicht werden, um eine Immunantwort auszulösen. Ein weiterer Vorteil: Die neuen Vakzine lassen eine Unterscheidung von natürlicher Ansteckung und Impfung zu.

Im Visier hat das Team um Behrens zwei Geflügelerkrankungen (die infektiöse Bursitis und die aviäre Influenza) und eine in Deutschland weit verbreitete Rinderseuche (die bovine Diarrhoe). Alle drei Infektionskrankheiten werden durch Viren ausgelöst. In der ersten Phase der GO-Bio-Förderung wollen die Forscher das bereits erfolgreich erprobte subkutane Impfverfahren zur technischen Reife bringen. Zudem haben sich die Hallenser vorgenommen, das orale Impfverfahren noch effizienter zu machen. Dies wäre insbesondere für die Impfung von Geflügel in Betrieben mit Intensivhaltung interessant. Für dieses Ziel wollen die Forscher an verschiedenen molekularen Stellschrauben bei den gentechnisch veränderten Hefestämmen drehen, sowie die Kultivierung und die Verabreichungsform optimieren.