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Anaerobic bacteria are among the oldest life forms on earth. Compared to other organisms, they can survive in places where there is no oxygen. These adaptive artists are therefore of great interest to researchers. With Clostridium thermocellum, researchers from the Leibniz Institute for Natural Product Research and Infection Biology - Hans Knöll Institute (Leibniz-HKI) and the Max Planck Institute for Chemical Ecology in Jena have scrutinised an anaerobic bacterium that is of crucial importance for the degradation of cellulose in plant cell walls.

The bacterium is not only a survival artist. It also produces unusual substances and helps to break down organic material such as cellulose in plant cell walls and to release nutrients that are important for biotechnology - for example to produce new biofuels or medicines. YAS therefore plays a key role in the conversion of cellulose into sugar. The Yellow Affinity Substance is a yellow pigment and is produced by Clostridium thermocellum.

Biosynthesis gene cluster of YAS identified

As part of the AnoxyGen project, the researchers have elucidated the molecular composition of YAS for the first time. They discovered that the pigment consists of several components, so-called celluxanthenes. At the same time, they identified the responsible biosynthesis gene cluster through targeted genetic manipulation. This showed that celluxanthenes also have ‘mild antibiotic activity’ against clinically relevant, resistant pathogens.

Optimising the use of plant biomass

The researchers are convinced that understanding the genetic basis of biosynthesis offers the possibility of producing or modifying celluxanthenes in the future. The findings could also help to optimise the use of plant biomass. ‘We can now begin to investigate possible ecological functions, including antibacterial activity in defence of the food source (cellulose) against competitors,’ report the researchers.

Jena-based natural product researcher Christian Hertweck was awarded the ERC Advanced Grant by the European Research Council for his work on the AnoxyGen project. His research aims to unlock the hidden potential of anaerobic bacteria to produce new bioactive natural products.

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In der Natur existiert eine Vielfalt an Enzymen, die mit unterschiedlichsten Fähigkeiten ausgestattet sind: So können Enzyme in Wasch- und Putzmitteln für mehr Sauberkeit sorgen oder als Katalysator biobasierte Produktionsprozesse steuern. Für die Bioökonomie sind diese komplexen Eiweißmoleküle damit vielversprechende Spezialwerkzeuge, deren Vielfalt längst noch nicht erschlossen ist. Hier setzt das Projekt AI MareExplore an. Darin wollen Forschende von vier Helmholtz-Zentren neue Enzyme im Ozean aufspüren.

Kunststoffabbauende und CO₂-bindende Enzyme finden

Dabei konzentriert sich die Suche der Forschenden auf marine Biokatalysatoren, die nachhaltige Lösungen für die drängenden menschengemachten Umweltprobleme liefern können. Konkret geht es um Enzyme, die Kunststoffe abbauen oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden können. Das Vorhaben wird durch den sogenannten Innovationspool der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordiniert. „Wir wissen, dass da draußen noch viel mehr ist – eine Art funktionelle‚ dunkle Materie, die sich unserer Analyse entzieht“, erklärt Erik Borchert, Meeresmikrobiologe am GEOMAR und Koordinator von AI MareExplore.

KI-Modelle trainieren und Enzyme aufspüren

Im Labor lassen sich bisher viele Organismen nicht kultivieren und damit auch ihre Enzyme nicht untersuchen. Bei der Suche nach neuen marinen Biokatalysatoren setzen die Forschenden daher auf Künstliche Intelligenz (KI). Um die KI-Modelle zu trainieren, kann das Team auf bestehende, frei zugängliche marine Genomdatenbanken zurückgreifen. „KI hilft uns, diese verborgenen Schätze zu heben, weil sie gut im Mustererkennen ist. Gut trainiert, könnte sie Verbindungen zwischen DNA-Sequenzen und enzymatischen Eigenschaften herstellen, die für uns unsichtbar sind“, so Borchert.

Globale Umweltprobleme lösen

Ziel des Projektes ist es, ein leistungsfähiges KI-Modell zu entwickeln, dass gezielt nach Enzymen sucht, die Plastik abbauen sowie Kohlendioxid in Zucker umwandeln. Ob die gefundenen Kandidaten tatsächlich die gewünschten Fähigkeiten haben, soll später im Labor untersucht werden. „Am Ende wollen wir nicht nur eine neue Analyse-Methode entwickeln, sondern auch konkrete Biokatalysatoren identifizieren, die zur Bewältigung globaler Umweltprobleme beitragen“, sagt Borchert.

Am Projekt AI MareExplore sind neben dem GEOMAR das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Forschungszentrum Jülich (FZJ) und das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) beteiligt.

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Baden-Württemberg will zu einer Leitregion für biobasiertes, kreislauforientiertes Wirtschaften werden. Dieses Ziel wurde erstmals 2019 in der ressortübergreifenden Politikstrategie Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg (LSNB) festgeschrieben und 2024 verlängert. Mit dem Ideenwettbewerb Bioökonomie will das Bundesland vor allem eines: Vorreiter der Bioökonomie im Land fördern.

Marktfähige bioökonomische Innovationen gesucht

Unter dem Motto „Nachhaltig gedacht, zukunftsfähig gemacht!“ werden Akteure gefördert, die marktfähige bioökonomische Innovationen insbesondere entlang der Agrar-, Lebensmittel- oder Holzwertschöpfungsketten entwickelt haben. Das können biobasierte Produkte und Prozesse, aber auch Dienstleistungen oder ein Geschäftsmodell sein. 

Ein Mehrwert für die Bioökonomie

Die Vorhaben sollten in jedem Fall einen „erkennbarem Mehrwert für die Bioökonomie in Baden-Württemberg“ haben und damit einen Beitrag zu denen in der Landes-Bioökonomie-Strategie festgelegten Zielen leisten. Dazu zählen die Reduzierung des Einsatzes fossiler Rohstoffe sowie von Treibhausgasemissionen, die Schonung natürlicher Ressourcen und der Erhalt der Biodiversität, die Etablierung einer nachhaltigen und kreislauforientierten Wirtschaftsform, die Stärkung des ländlichen Raums durch regionale Wertschöpfung und attraktive zukunftsfähige Arbeitsplätze sowie die Entwicklung und Verbreitung von bioökonomischen Innovationen und die Unterstützung von Kommunen bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.

Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen, Institutionen, Kommunen sowie Vereine, die einen Sitz oder eine selbstständige Niederlassung in Baden-Württemberg haben.

Voraussetzung für eine Förderung ist auch, dass die Markteinführung der „marktfähigen Innovationen“ jünger als vier Jahre ist. Start-ups müssen zudem die „Tauglichkeit“ anhand eines Proof of Concepts, eines funktionierenden Prototyps oder Laborergebnisses nachweisen.

Pseudomonas syringae ist ein Bakterium, das verschiedene Pflanzenkrankheiten verursacht und durch den Befall von Nutzpflanzen die Landwirtschaft schädigt. Wie andere Mikroorganismen ist das Bakterium auch in der Lage, eine Vielzahl biologisch aktiver Naturstoffe zu produzieren. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena ergab, dass diese Naturstoffe offenbar entscheidend dafür sind, dass sich das Bakterium äußerst gut an Umweltbedingungen anpassen und Konkurrenten verdrängen kann.

Gencluster zur Naturstoffsynthese identifiziert

Dafür hatten die Forschenden 18 repräsentative Stämme der Bakterienart untersucht und mithilfe modernster bioinformatischer Methoden deren genetisches Potenzial zur Bildung von Naturstoffen analysiert. Im Ergebnis konnten sie 231 sogenannte Biosynthese-Gencluster identifizieren, Enzym-codierende Gene, die im Bakterium für die Synthese von Naturstoffen zuständig sind. Nichtribosomale Peptidsynthetasen (NRPS) traten hierbei besonders häufig auf. Sie sorgen dafür, dass Pseudomonas syringae Konkurrenten verdrängen und sich an die Umwelt anpassen kann.  

Neue Naturstoffe für Landwirtschaft und Pharmaforschung

Darüber hinaus identifizierte das Team zwei neue Naturstoff-Familien, die vom Bakterium gebildet werden: Syrilipamide und Secimide. Wie die Forschenden im Fachmagazin Angewandte Chemie schreiben, handelt es sich dabei um Moleküle, die eine bemerkenswerte Toxizität gegenüber konkurrierenden Mikroorganismen aufweisen – vor allem gegenüber Pilzen und Amöben. Aufgrund dieser Wirkung könnten die neuen Naturstoffe beispielsweise gezielt für den Schutz von Pflanzen oder bei der Entwicklung neuer bioaktiver Substanzen eingesetzt werden.

Zudem kam das Team einem bisher unbekannten Enzym auf die Spur, das nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Pharmaforschung von Interesse sein könnte. Das Eiweißmolekül namens SecA könnte etwa zur Entwicklung neuer Antibiotika und Krebstherapien genutzt werden.

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Pseudomonas syringae is a bacterium that causes various plant diseases and damages agriculture by infecting crops. Like other microorganisms, the bacterium is also able to produce a variety of biologically active natural substances. A study by the Leibniz Institute for Natural Product Research and Infection Biology - Hans Knöll Institute (Leibniz-HKI) and the Friedrich Schiller University Jena found that these natural products are apparently decisive for the bacterium's ability to adapt extremely well to environmental conditions and to displace competitors.

Gene clusters for natural product synthesis identified

The researchers examined 18 representative strains of the bacterial species and analysed their genetic potential to produce natural products using state-of-the-art bioinformatics methods. As a result, they were able to identify 231 so-called biosynthetic gene clusters, enzyme-coding genes that are responsible for the synthesis of natural products in the bacterium. Nonribosomal peptide synthetases (NRPS) occurred particularly frequently. They ensure that Pseudomonas syringae can displace competitors and adapt to the environment.

New natural substances for agriculture and pharmaceutical research

The team also identified two new families of natural substances produced by the bacterium: Syrilipamides and secimides. As the researchers write in the journal Angewandte Chemie, these are molecules that exhibit remarkable toxicity towards competing microorganisms - especially fungi and amoebae. Due to this effect, the new natural substances could be used specifically for the protection of plants or in the development of new bioactive substances, for example.

The team also discovered a previously unknown enzyme that could be of interest not only for agriculture but also for pharmaceutical research. The protein molecule called SecA could be used to develop new antibiotics and cancer therapies, for example.

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Einweggeschirr aus Kunststoffen wie Teller, Besteck oder Trinkhalme sind seit Juni 2021 in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland verboten. Der Trend geht zu Mehrweglösungen, die jedoch nicht in allen Bereichen realisierbar sind. Für Großveranstaltungen wie Messen oder Konzerte fehlt es häufig noch an umweltfreundlichen Alternativen. Diese Lücke wollten Forschende des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut, WKI, schließen.

Kompostierbare Materialien für nachhaltiges Einweggeschirr

Im Projekt EBRA entwickeln sie gemeinsam mit der RWTH Aachen und der Pfeifer & Langen GmbH & Co. Compounds und Polymerfolien auf Basis regional verfügbarer pflanzlicher Reststoffe, die zu Einweggeschirr verarbeitet werden können und zudem kompostierbar sind – auch im Heimkomposter. Das Vorhaben wird vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Strukturwandel-Projektes Bio4MatPro von 2022 bis 2025 gefördert.

Im Fokus stehen Zuckerrübenschnitzel, die nach der Rübenernte bei den Zuckerherstellern in großen Mengen anfallen. „Landwirtschaftliche Abfallströme wie Zuckerrübenschnitzel bieten in Kombination mit natürlichen Polymeren wie Maisstärke und Pektin aus Rüben das Potenzial, als Rohstoffe für kompostierbares Geschirr und Besteck verwendet zu werden“, sagt Arne Schirp, Wissenschaftler am Fraunhofer WKI in Braunschweig.

Produktion auf herkömmlichen Anlagen

Das nachhaltige Material – ein Mix aus Rübenschnitzeln, Stärke und Pektinen – wird durch Wasser und Glycerin ergänzt, die als Weichmacher fungieren. Ein Anliegen der Forschenden ist, dass nicht nur die Herstellung der Compounds und Folien, sondern auch die Umformung zu Einweggeschirr auf bestehenden Anlagen erfolgen kann.

Regionale Märkte stärken

Ein erstes Produkt – ein Teller – gibt es als Demonstrator bereits. Materialien für ein Einwegbesteck sind den Forschenden zufolge in Vorbereitung. Damit das kompostierbare Geschirr künftig auch für fettige Lebensmittel wie Bratwürste geeignet ist, wollen Forschende der RMTH Aachen eine biobasierte Beschichtung entwickeln. Als Nächstes will das EBRA-Team die Produktion in den Industriemaßstab überführen und auf den Markt bringen. Nach Angaben der Forschenden könnten mit der Vorort-Verarbeitung der Zuckerrübenschnitzel zu Compounds Transportwege reduziert, CO₂ eingespart und damit regionale Märkte gestärkt werden.

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Bei der Bierherstellung fallen weltweit jedes Jahr knapp 40 Millionen Tonnen Treber an, davon allein in Deutschland rund 2 Millionen Tonnen. Bisher wird der Reststoff als Tierfutter verwendet oder er landet zur Energieerzeugung in der Biogasanlage. Mit der Verwendung von Biertreber zur Lebensmittelherstellung will das Hamburger Start-up ValueGrain für den nährstoffreichen Rohstoff eine neue Nutzungsoption etablieren. Dafür wurde eine Technologie entwickelt, die Biertreber in ein sogenanntes flüssiges Mehl verwandelt. Das Produkt namens ValueGrain kann in verschiedenen Teigwaren herkömmliche Mehle ergänzen.

Erste Produktionseinheit fertiggestellt

Nun hat das Team um Mitgründer und Geschäftsführer Tim Gräsing einen wichtigen Meilenstein in Richtung industrielle Großproduktion erreicht. Wie das Start-up mitteilt, wurde soeben „die erste vollwertige Produktionseinheit fertiggestellt“ und „damit erfolgreich die nächsten Chargen von ValueGrain hergestellt“. „Diese werden umgehend an die Backstube Wünsche geliefert, wo unser bislang größtes Pilotprojekt stattfindet“, verkündet ValueGrain.

Die Anlage kann jährlich bis zu 6.600 Tonnen Biertreber zu „flüssigem Mehl“ verarbeiten. Dem Start-up zufolge entspricht das einer jährlichen Nebenstrommenge von rund 300.000 Hektolitern Bier.

Pilotprojekt mit Großbäckerei in Bayern gestartet

Nach ersten kleineren Testreihen konnte das Hamburger Team eine der größten Bäckereien in Bayern für das Pilotprojekt gewinnen. Ab sofort wird bei der Bäckerei Wünsche getestet, ob sich der gleichnamige Mehlzusatz von ValueGrain für Teigwaren wie Kaisersemmeln und Weizenmischbrot eignet. „Ziel ist es, die Leistung von ValueGrain in Bezug auf Geschmack, Textur und Prozesskompatibilität zu bewerten und sein Potenzial für eine breitere Integration in Backwaren zu validieren“, schreibt das Start-up.

ValueGrain nutzt Treber von Gerstenmalz-basierten Bierstilen. Im Vergleich zu Weizen hat Gerste einen höheren Nährstoffgehalt. Das „flüssige Mehl“ kann nicht nur in Teigwaren, sondern auch in Fleischersatzprodukten zum Einsatz kommen. 

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Die Herstellung von Leder hat eine lange Tradition. Lange bevor die Chemie im 19. Jahrhundert bei der Ledergerbung Einzug hielt, nutzte der Mensch vor allem pflanzliche Stoffe, um Häute zu gerben und sie so für sich nutzbar zu machen. Diese in den Hintergrund getretene Tradition der Ledergerbung hat Heinz-Peter Germann mit neuen Mitteln wiederbelebt. Der bei Darmstadt aufgewachsene Chemiker zählt heute zu den bekanntesten Lederexperten. „Alles was von der klassischen Chemie abweicht, hat mich schon immer interessiert“, sagt der 58-Jährige. Von Anbeginn seiner Karriere galt sein besonderes Interesse den Naturstoffen, konkret den Peptiden und Eiweißen mit ihren natürlichen Eigenschaften, Dinge und Prozesse zu verändern.

Seine Begeisterung für die Lederherstellung wurde bereits während seines Studiums der Peptid- und Eiweißchemie an der Hochschule Darmstadt geweckt. Hier war es vor allem sein späterer Doktorvater Eckhardt Heidemann, der mit seiner Arbeitsgruppe auch das Feld der Lederforschung ins Visier nahm und Germann den Impuls für seine spätere berufliche Karriere gab. „Mich hat fasziniert, dass so ein Gebrauchsmaterial auch seinen Ursprung in chemischen Prozessen hat und erst mithilfe der Chemie zu einem schönen Material wird.“

Nachhaltige Gerbmethode gesucht

85 Prozent aller weltweit produzierten Lederwaren werden heute mit Chrom-III-Salzen gegerbt. Mithilfe des Metallsalzes gelingt es, die verderblichen Tierhäute in ein geschmeidiges, stabiles und beliebig färbbares Material umzuwandeln. Doch bei allen Vorteilen: die Chemikalie birgt Gefahren für Umwelt und Gesundheit und das behandelte Leder sowie Lederreststoffe aus der Produktion sind aufgrund des (Schwer-)Metallgehalts ungeeignet für einen biologischen Kreislauf. Auch die vor ca. drei Jahrzehnten aufkommende chromfreie Alternative, mit Glutaraldehyd zu gerben, erbrachte keinen entscheidenden Durchbruch in der Nachhaltigkeit, da eine toxische Reaktivchemikalie mit stark ätzender Wirkung auf die Haut zum Einsatz kommt, die – wie alle anderen synthetischen Alternativprodukte – aus fossilen Rohstoffen erzeugt wird.

„Das war der Ansporn nach einem ökologisch nachhaltigen Ledergerbverfahren zu suchen – basierend auf einem nachwachsenden Rohstoff und ohne Einschränkung auf die Nutzung oder die biologische Abbauarbeit der Reststoffe.“ Die Lederherstellung gesünder und nachhaltiger zu machen, wurde somit zur Lebensmaxime von Heinz-Peter Germann. Lange bevor die Bioökonomie hierzulande Fuß fasste, suchte der naturverbundene Chemiker nach alternativen Gerbverfahren. Als Direktor des einstigen Lederinstituts in Reutlingen trieb er seine Visionen voran, forschte und lehrte von 1987 bis zur Schließung der Einrichtung 2011.

Olivenreststoffe nutzen

2006 entstand im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Reutlinger Lederspezialisten mit der Firma N-Zyme BioTec, die Idee, Olivenreststoffe wie die Blätter zum Gerben zu nutzen. „Am Anfang war ich gar nicht so fasziniert. Erst bei näherer Betrachtung zeigten sich die Vorteile“, erinnert sich Germann.

Mikrobielle Gemeinschaften nehmen in Ökosystemen weltweit eine Schlüsselposition ein. Sie spielen bei essenziellen biologischen Funktionen vom Kohlenstoff- über den Stickstoffkreislauf in der Umwelt bis hin zur Regulation von Immun- und Stoffwechselprozessen in tierischen oder menschlichen Körpern eine wichtige Rolle. Sie eingehender zu erforschen, ist daher das Ziel vieler Wissenschaftler.

Bei Bakterien wird die ribosomale RNA entziffert

Genomforscher weltweit setzen inzwischen voll auf sogenannte Next Generation Sequencing-Technologien (NGS): Die aktuellen Geräte können mit geringem personellem Aufwand innerhalb kürzester Zeit eine wahre Flut von Sequenzierungs-Daten produzieren. Die Sequenzanalyse sogenannter bakterieller 16S-rRNA-Gene ist heutzutage die häufigste unter den Identifikationsmethoden von Bakterien. Die 16S-rRNA-Gene gelten als ideale molekulare Marker für die Rekonstruktion von Verwandtschaftsgraden unter Organismen, weil an ihnen die gesamte Entwicklungsgeschichte eines Organismus abgelesen werden kann. Die Abkürzung rRNA steht für ribosomale Ribonukleinsäure.

Gigantischer Berg aus Rohdaten

Im Sequenz Read Archive (SRA), eine öffentliche bioinformatische Datenbank fürs Archivieren von Sequenzen, sind inzwischen über 100.000 solcher 16S-rRNA–Sequenzen als Datensätze zusammengekommen. Denn die neuen technischen Verfahren der DNA-Sequenzierung haben den Umfang und die Komplexität genomischer Forschungsdaten in den vergangenen Jahren explosionsartig anwachsen lassen. Im SRA schlummern Datensätze, die in ihrer Gesamtheit bisher nicht auswertbar sind. „Über all die Jahre wurden aber nicht nur Sequenzen von humanen Umgebungen wie Darm oder Haut genommen, sondern ebenso vom Boden oder aus dem Ozean“, erklärt Thomas Clavel vom Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) an der TU München.

Plattform führt Datensätzen zusammen

„Wir haben jetzt ein Tool geschaffen, womit sich diese Datenbanken in relativ kurzer Zeit durchsuchen lassen, um Verwandtschaften unter Bakterien zu erkennen“, sagt Clavel . Die neue Plattform heißt Integrated Microbial Next Generation Sequencing (IMNGS) und ist über www.imngs.org allgemein zugänglich. Wie IMGS funktioniert, wird am Beispiel des Darmbakteriums Acetatifactor muris  im Fachjournal „Scientific Reports“ detailliert beschrieben.

„Ein Wissenschaftler kann damit binnen einiger Stunden eine Abfrage durchführen, um zu überprüfen, in welcher Art von Proben wie etwa Boden- oder Darmproben das ihn interessierende Bakterium noch zu finden ist – beispielweise ein pathogener Erreger aus dem Krankenhaus. Diese Querverbindungen auszulesen war bisher nicht möglich.“

Grundlage für die Routinediagnostik

Bald könnten solche bioinformatischen Sequenzierungen aus der täglichen klinischen Routinediagnostik nicht mehr wegzudenken sein. Ein kritischer Punkt ist dabei aber, dass die vielen Unterarten der mikrobiologischen Gemeinschaften beschrieben werden müssen, da sie nicht ganz so leicht identifiziert und nummeriert werden können. „Das wird die große Herausforderung sein“, sagt Clavel – „die Qualität der Daten ist noch nicht gut genug, die Beschreibungen der einzelnen Proben in der Datenbank sind unvollständig und somit die Vergleichsmöglichkeiten per IMNGS derzeit noch eingeschränkt.“

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Die Muskeln des Holzes sind seine Zellwände. Denn über die Menge an Wasser, die sie aufnehmen, steuern sie das Verhalten des Holzes: welche Kräfte es ausübt, welchen Belastungen es standhält oder wie es etwa die Schuppen von Tannen- oder Kiefernzapfen bewegt. Wie der Wassergehalt der Zellwände die Eigenschaften des Holzes bestimmt, wie also dessen Muskeln funktionieren, beschreiben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, des Institute de Chimie Séparative de Marcoule und der Universität Montpellier nun mit einem mathematischen Modell. Die Forscher berichten im „New Journal of Physics“ über ihre Arbeit. Die Formel erweitert nicht nur das Verständnis, wie Holz zu seinen mechanischen Eigenschaften kommt, sondern könnte auch helfen, ungiftige Holzschutzmittel zu entwickeln.

Holz ohne Rinde muss imprägniert werden

Was dem Holz im Baum Elastizität und Härte gibt, macht Holz als Werkstoff schnell unbrauchbar. Denn wenn es keine Rinde mehr gibt, die das Holz schützt, wird es zu einer leichten Beute für Pilze, sobald es erst einmal feucht ist. Daher bestrichen römische Bootsbauer Schiffrümpfe schon in der Antike mit Pech, damit das Holz kein Wasser aufnimmt. Und in den vergangenen 300 Jahren imprägnierten sie den natürlichen Werkstoff ebenso wie alle Handwerker, die Holz für einen Außeneinsatz präparieren, mit Creosoten, die aus dem mit Pech verwandtem Teer gewonnen werden. Da diese Substanzen aber krebserregend sind, haben die Gesundheitsbehörden vieler Länder sie inzwischen weitgehend verboten.

Forscher suchen alternative Chemikalien, die Holz ebenso effektiv schützen. „Diese Suche dürfte mit unserem Modell einfacher werden“, sagt Luca Bertinetti, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Denn die Formel beschreibt, wieviel Wasser Holzzellen, genauer gesagt deren Wände, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit speichert. Sie kann dabei auch wiedergeben, wie eine Substanz, mit der der natürliche Werkstoff behandelt wird, die Wasseraufnahme beeinflusst.

Zellwand als Geflecht von Molekülfasern  

In einem ersten Schritt hin zu ihrer Formel, betrachteten die Wissenschaftler, wie die Wände der Holzzellen aufgebaut sind und wie sich diese Struktur verändert, wenn sie Wasser aufsaugt. Bei der Zellwand handelt es sich um ein natürliches Verbundmaterial, besteht sie doch aus verschiedenen biologischen Polymeren: Zum einen wird sie von parallel angeordneten Cellulosefasern durchzogen, die im trockenen Zustand etwa die Hälfte ihrer Masse ausmachen. Um die Cellulosefasern winden sich zum anderen Fäden von Hemicellulose und Lignin. Beide Molekülketten sind an zahlreichen Stellen mit der Cellulose fest verbunden. Die Hemicellulose- und Ligninfasern speichern das Wasser, das die Zellwand aufnimmt, wie in einem Schwamm. Die Mischung der beiden Komponenten quillt auf und weitet die Cellulosebündel. „Wie viel Wasser die Zellwand aufnehmen kann, hängt entscheidend von den Kräften ab, die dabei wirken“, sagt Luca Bertinetti. Daher haben er und seine Kollegen in ihrem Modell eine Bilanz der wichtigsten Kräfte aufgestellt.

Den größten Beitrag leistet die Hydratationskraft: Sie schiebt die Cellulosefasern auseinander, weil sich die Wassermoleküle gerne auf den wasseranziehenden Fasern der Cellulose und der Hemicellulose anlagern. Der Beitrag der Hemicellulose wird zwar dadurch aufgehoben, dass die Ligninfasern Wasser abstoßen. Unterm Strich bleibt aber die anziehende Wirkung der Cellulose, die einen Sog erzeugt.

Holz berechenbarer gemacht

Es gibt jedoch auch Kräfte, die das Quellen des Holzes eher behindern. Auch diese haben Luca Bertinetti und seine Kollegen in ihrer Formel berücksichtigt. Forscher, die neue Holzschutzmittel entwickeln, könnten genau davon profitieren, dass sich nun erstmals eine Bilanz aller wichtigen Kräfte, die bei der Wasseraufnahme wirken, aufstellen lässt.

„Holzingenieure können nun nämlich berechnen, wie es sich auf die Quellfähigkeit des Holzes auswirkt, wenn sie einzelne Kraftbeiträge in dieser Bilanz verändern“, so Bertinetti. So können sie mithilfe der Formel abschätzen, wieviel Wasser Holz noch aufnimmt, wenn sie etwa die Hydratationskraft schwächen. Diese lässt sich durch wasserabstoßende Substanzen auf die Cellulose oder Hemicellulose verringern. „Früher musste ein Holzingenieur durch Versuch und Irrtum testen, wie verschiedene Holzbehandlungen die Wasseraufnahme beeinflussen“, sagt Luca Bertinetti. Die Potsdamer Forscher haben mit ihrem Beitrag das Holz also ein gutes Stück weit berechenbarer gemacht.

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Ob an der Fischtheke im Supermarkt  oder im Restaurant: Wer Fisch essen will, muss darauf vertrauen können, dass die Angaben auf der Verpackung oder der Speisekarte korrekt sind. Heißt: wer Heilbutt bestellt, sollte keine Flunder vorgesetzt bekommen. Für die meisten Verbraucher ist das jedoch nicht so leicht erkennbar. Einer Studie zufolge sind in Europa durchschnittlich 4,9 Prozent, in Deutschland bis zu 6,2 Prozent aller angebotenen Fische falsch beschriftet. Die Gefahr: fehlerhafte Angaben können im schlimmsten Fall beim Konsumenten zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Aber nicht nur das. Verbraucher, die auf Nachhaltigkeit setzen, um beispielsweise eine Überfischung zu verweiden, werden hier in die Irre geführt.

Seit 2002 müssen innerhalb der Europäischen Union daher alle Fischprodukte – ob Frischfisch oder Konservenware - eindeutig deklariert sein. So muss nicht nur die Bezeichnung des Fisches exakt angegeben werden. Auch Produktions- und Fangmethode, das Fanggebiet und die wissenschaftliche Artenbezeichnung müssen auf dem Etikett genannt sein.

Irreführende Beschriftung bei Fischprodukten

In der Praxis sieht es jedoch teilweise anders aus, wie Wissenschaftler von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven jetzt herausfanden. „Von den untersuchten Proben waren gut 10 Prozent falsch oder irreführend beschriftet“, berichtet Studienleiterin Babett Günther. 118 Fisch- und Meeresfrüchte-Produkte hatte das Team  dafür überprüft. Untersucht wurden nicht nur frischer und eingelegter Fisch, sondern auch Fischkonserven sowie Tiefkühlprodukte und Tiernahrung. Im Visier der Senckenberg-Forscher standen sowohl Produkte die im Nordwesten des Landes im Supermarkt als auch beim Fischhändler um die Ecke angeboten wurden.

DNA-Barcode deckt Fehler auf

Um den Inhalt der Ware mit den Angaben auf den Etiketten zu vergleichen, nutzen die Senckenberg-Forscher das sogenannte DNA-Barcoding. Ähnlich dem bekannten Strichcode bei Lebensmitteln, wurde hier mittels genetischem Identifizierungs-Code verschiedene Fischprodukte mit bekannter DNA verglichen.

Wie das Team im Fachjournal "Food Control" berichtet, wurden die Falschbeschriftungen in zwei Kategorien unterschieden: Zum Einen Meerestiere, die einer anderen Gattung angehören und zum Anderen jene, die derselben Gattung, aber unterschiedlichen Arten zuzuordnen sind. „In Kategorie 1 fällt beispielsweise der Verkauf von Fischen in einem lokalen Fischgeschäft, die als ‚Heilbutt’ (Hippoglossus hippoglossus) gekennzeichnet wurden, aber laut unseren DNA-Analysen zur deutlich kostengünstigeren und unbedrohten Gattung des ‚Schwarzer Heilbutts’ (Reinhardtius hippoglossoides) gehören.“

Angaben beeinflussen Kaufentscheidung

Beim gleichen Fischhändler entdeckten sie  einen  als Buttermakrele beschrifteter und angebotenen Fisch, der etwas komplett anderes war.  Mithilfe des DNA-Barcodings konnte das Fleisch nämlich dem Ölfisch Ruvettus pretiosus zugeordnet werden. Der Fisch ist zwar essbar. Aber, die enthaltenen Öle können Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfe und Kopfschmerzen verursachen. „Der Verbraucher soll die Möglichkeit haben, beim Kauf nachhaltige sowie gewissenhafte Entscheidungen zu treffen“, betont die Molekularbiologin.

Supermarkt-Produkte sind exakter beschriftet

Das Ergebnis des Ladenchecks war für das Wilhelshavener-Team dann doch unerwartet. Den der Fischhändler um die Ecke schnitt keinesfalls besser ab. „Überrascht hat uns, dass die Etikettierung in Supermärkten exakter ist als bei den vermeintlichen Profis in den Fischläden“, sagt Babett Günther.

In 81 Prozent aller Fälle konnten die Fischarten mittels des DNA-Barcodings den Produkten eindeutig zuordnet werden. Doch die Identifizierungsmethode hat leider auch Grenzen, wie Günther berichtet. „Bei Produkten mit vielen verschiedenen Zusatzstoffen, wie Thunfischpizza oder Katzenfutter, ist es schwierig die verwendeten Fische einer Art zu zuordnen, da deren DNA-Signale von anderen tierischen Inhaltsstoffen überlappt werden. Bei diesen Produkten muss mit zusätzlichen genetischen Methoden gearbeitet werden“. Trotz dieser Einschränkung hat sich das DNA-Barcoding nach Überzeugung der Senckenberg-Forscher bei der Lebensmittelanalyse bewährt und bietet darüber hinaus noch viel Potenzial.

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Der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) ist eine der gefährlichsten Maisschädlinge weltweit. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schätzt, dass die Raupen des Falters jährlich etwa 4 Prozent des Maisanbaus vernichten. Das Problem: Die Larve frisst sich am Stengel entlang, wodurch die Maispflanze an Standfestigkeit verliert und in der Entwicklung gehemmt wird, was sie wiederum für Krankheiten wie Schimmelbefall anfällig macht. Im schlimmsten Fall ist der Mais danach als Nutz- und Futterpflanze nicht mehr zu gebrauchen und kann nur noch zur Biogas-Herstellung genutzt werden. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie hat das Verhalten des Maisschädlings genauer unter Lupe genommen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Amsterdam und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften ging die Jenaer Gruppe um David Heckel der Frage nach, wie der Lockruf der kleinen Schmetterlinge funktioniert.

Wie Mottenweibchen ihre Partner locken

Mottenweibchen produzieren ein Sexualpheromon, mit denen sie die Männchen ihres "Clans" aus großen Entfernungen anlocken können. Beim Maiszünsler unterscheidet man aber zwischen  E- und Z-Stämmen. Die Wissenschaftler wollten nun wissen, wie genau die männliche Motte die richtige Partnerin findet, wenn zwei sich ähnelnde weibliche Motten mit ihren Pheromonen locken.

Gehirn steuert Partnerwahl

Wie die Forscher im Fachjournal "PNAS" berichten, wird die Partnerwahl beim männlichen Maiszünsler nicht über das Geruchsorgan, sondern durch Veränderungen im Gehirn der Männchen gesteuert. „Dieses Ergebnis passt zu unseren früheren Studien, die zeigen, dass E- und Z-Männchen unterschiedliche Verbindungen zwischen dem Gehirn und Neuronen, die Pheromonrezeptoren beherbergen, aufweisen, erklärt Teun Dekker von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Alnarp.

Die Geruchsorgane der männlichen Motten sind mit ganz außergewöhnlich empfindlichen Sinneshärchen ausgestattet, die wie Antennen die weiblichen Duftstoffe spüren. Neuronen aktivieren hier die Pheromonrezeptoren, wenn einzelne Duftkomponenten der ausgesendeten weiblichen Pheromone an diesen andocken. Bisher war allerdings unklar, wie es möglich ist, dass ein ganz bestimmter Pheromonrezeptor von nur einem einzelnen Duftstoff aktiviert werden kann.

Isomer-Stämme bestimmen Verhalten

Durch die Kreuzung der Stämme E und Z im Labor und durch die Kartierung der Gene, die für die männliche Pheromonvorliebe zuständig sind, konnten die Wissenschaftler schließlich nachweisen, dass die Pheromonrezeptoren bei der Partnerwahl kaum eine Rolle spielen. Die Vorliebe der Zünslermännchen für die Weibchen des gleichen Stamms wird vielmehr von ihrem Gehirn gesteuert. Anhand von Verhaltensstudien und Genanalysen konnten sie zeigen, dass hier Gene, die das Wachstum und die Entwicklung von Nervenzellen regeln, die Mottenmännchen auf die unterschiedlichen Isomer-Anteile reagieren lässt.

Die Forscher vermuten daher, dass die Weibchen der E- und Z-Stämme für die Männchen der beiden Stämme zwar gleich riechen, die unterschiedliche Verarbeitung der E- oder Z-dominierten Pheromone im Gehirn aber unterschiedliche Reaktionen auslöst. „Nachfolgende Studien zum winzigen und dennoch hochkomplexen Mottenhirn sollen jetzt weiteren Aufschluss darüber geben, wie sich die unterschiedlichen Pheromonsysteme tausender Mottenarten im Laufe der Evolution verändert und angepasst haben“, fasst David Heckel zusammen. Denn ein grundlegendes Verständnis der Pheromonkommunikation könnte – davon sind die Forscher überzeugt– zu einer besseren Schädlingskontrolle beitragen.

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Mit der „Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ hat die Bundesregierung den Weg geebnet und Förderprogramme aufgelegt, um die Entwicklung biobasierter Produkte voranzutreiben. Autos, die mit Biodiesel oder Bioethanol fahren, Kinderspielzeug und Plastiktüten aus Maisstärke sind nur einige Beispiele. Doch unproblematisch ist der Wandel von einer erdölbasierten hin zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft nicht. Vor allem auf dem Feld der Erneuerbaren Energien zeigte sich früh, dass etwa die zunehmende Verarbeitung von Palmöl, Mais oder Weizen zu Biokraftstoffen negative soziale Auswirkungen vor allem im Süden der Erdkugel hat.

Steigende Nahrungsmittelpreise treffen besonders die Armen; wachsende Plantagen zerstören nicht nur Wälder und verbrauchen viel Süßwasser, sondern verstärken auch die Verdrängung ländlicher Gruppen und die Konzentration von großen Landflächen auf einige Wenige. Wie auch die kürzlich erschienene WWF-Studie zum Palmöl unterstreicht, gilt es, die globalen Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels zur Bioökonomie im Blick zu behalten, um  nationale Förderstrategien  korrigieren zu können.

Nachwuchsforschergruppe in Jena

Die Auswirkungen der Bioökonomie auf globale soziale Ungleichheiten will in den kommenden fünf Jahren die Soziologin Maria Backhouse mit ihrer Nachwuchsforschergruppe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena speziell für den Energiesektor ausloten. „Wir gehen davon aus, dass keine gesellschaftlichen Veränderungen – das betrifft auch Technologieentwicklungen – im luftleeren Raum stattfinden. Vielmehr sind sie von sozialen Ungleichheitsverhältnissen von der globalen bis zur lokalen Ebene durchdrungen. Deshalb untersuchen wir,  wie sich der Transformationsprozess zur Bioökonomie auf die ungleichen Nord-Süd-Verhältnisse im globalisierten Agrarsektor, aber auch auf die lokalen Arbeitsverhältnisse und Landzugangsrechte auswirkt. Konkret fragen wir: Wer profitiert und wer verliert?“, so Backhouse.

Das Projekt „Bioinequalities“ wird mit rund 2,6 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ unterstützt.

Stellschraube zur gesellschaftlichen Transformation

„Der Energiesektor ist eine wichtige Stellschraube zur gesellschaftlichen Transformation und dementsprechend hart umkämpft“, sagt Backhouse. Es handele sich um einen Bereich, der demokratisch und gerecht gestaltet werden könne. „Umso wichtiger ist es aus einer globalen Ungleichheitsperspektive zu verstehen, welche sozialen Auswirkungen der aktuell wachsende Bioenergiesektor hat.“

Die promovierte Umweltsoziologin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Biokraftstoffpolitiken. Das Thema wurde in der Vergangenheit nicht nur hierzulande kontrovers diskutiert. Auch die Forschungsergebnisse variieren. Diese unterschiedlichen Ergebnisse wollen die Jenaer Nachwuchsforscher zunächst systematisch aus einer Ungleichheitsperspektive auswerten als Basis für die nachfolgende Feldarbeit.   

Fallstudien auf drei Kontinenten

Grundlage der Untersuchung bilden Fallstudien zu Deutschland, Brasilien sowie Malaysia und Indonesien, die starke Player auf dem Bioenergiesektor sind und über jeweils eigene Bioökonomiestrategien verfügen. „Das sind regional verankerte Studien, die die Veränderungen von Arbeits- und Landzugangsverhältnissen untersuchen. Diese werden wir mit drei Studien zu globalen Nord-Süd-Zusammenhängen verzahnen. Darin geht es um politische Partizipation in Zertifizierungsinitiativen, um Technikentwicklung sowie Handel und Investitionen“.

Das Besondere: Das sechsköpfige Team blickt über Ländergrenzen hinweg. „Wir wollen nicht nur herausfinden, was auf lokaler Ebene passiert, sondern Regionen zusammendenken und ihr Wechselverhältnis zueinander im globalen Kontext verstehen lernen“, sagt Backhouse. Der Fahrplan der Forscherin: Die Beziehungen und Verflechtungen zwischen den Hauptproduktionsländern analysieren und mit den einzelnen Fallstudien zu Landzugangs- und Arbeitsverhältnissen verknüpfen.

Beitrag für den bioökonomischen Wandel

Wie haben sich beispielsweise in Brasilien, Malaysia und Indonesien die Landzugangs- und Arbeitsverhältnisse der Menschen sowie Handel und Investitionen durch den Palmölanbau verändert? Welche Wissens- und Technologiezentren sind dort entstanden, wie stehen die unterschiedlichen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft  zu Zertifizierungsinitiativen und inwieweit konkurrieren diese Länder bei der Technikentwicklung oder im Handel? So klar wie ihre Fragen definiert sind, ist auch das Ziel der Forscher. Backhouse: „Wir wollen mit unseren Ergebnissen einen Beitrag zur Gestaltung der Bioökonomie leisten.“

 Autorin: Beatrix Boldt

The German government has introduced a 'National Sustainability Strategy' with a view to promoting the development of bio-based products by means of funding programmes. Biodiesel or bioethanol as fuel for vehicles, and toys and plastic bags made of maize starch are just a few examples of many. But the path leading from an economy based on mineral oil to one based on sustainable bio-products is not without its obstacles. Especially in the renewable energy sector, it soon became clear that the increasing use of palm oil, maize or wheat to produce bio-fuels is leading to negative social effects, especially in the southern hemisphere.

Rising food prices hit the poor hardest; proliferating plantations mean not only the destruction of forests and the consumption of large amounts of freshwater, but also the displacement of rural communities and the concentration of large areas of land on just a few. As the recently published WWF study on palm oil emphasizes, it is important to keep the global effects of society's move towards a bioeconomy in mind so as to be able to modify national funding strategies.

Young research scientist group in Jena

Together with her team of young research scientists, the sociologist Dr Maria Backhouse at the Friedrich Schiller University in Jena intends to study the effects of the bioeconomy on global social inequalities over the next five years. Their focus will be on the energy sector. "Our assumption is that no social changes, including technological ones, take place in a vacuum, as it were. On the contrary, they are permeated by conditions of social inequality throughout, from the global to the local level. So we are studying how the transformation process towards a bioeconomy affects the unbalanced conditions of the globalized agricultural sector from north to south, but also how it affects local labour conditions and land access rights. We specifically ask: Who profits and who loses out?" says Backhouse.

The 'Bio-inequalities' project has been funded with approximately 2.6 million euros by the German Ministry of Education and Research (Bundesministerium für Bildung und Forschung) as part of the 'Bioeconomy as social change' initiative.

Pivotal effect on social transformation

"The energy sector is of pivotal importance for the transformation of society, and is, therefore, hotly contested," says Backhouse. It is an area that is susceptible to a fair and democratic development process. "This makes it all the more important to grasp it from the point of view of the global inequalities that prevail in order to be able to determine the social effects of the current growth in the bioenergy sector."

The environmental sociologist has spent many years studying the politics of bio-fuel. The topic has been the subject of controversial debate both in Germany and elsewhere. The research findings also differ from each other. In a first step, the young scientists from Jena plan to evaluate these heterogeneous results systematically and from the perspective of inequality so as to build up a foundation for subsequent fieldwork.   

Case studies on three continents

The basis of the study is to be provided by case studies from Germany, Brazil, Malaysia and Indonesia. Each of these countries is heavily involved in the bio-energy sector, and each one has its own bioeconomy strategy. "These are regionally embedded studies that investigate the evolution of labour and land access conditions. We shall dovetail them with three studies on global north-south interrelationships dealing with political participation in certification initiatives, technological development as well as trade and investment."

A special feature of the approach is that the six-strong team will be taking a cross-border view. "We want to find out not only what is happening at a local level, but take into account regional factors in order to understand how they interact with each other in a global context," explains Backhouse. The researcher has plotted the following course: Analyse the relationships and interdependencies between the main production countries and link this with the individual case studies on land access and labour conditions.

A contribution to bio-economical change

For instance, how have land access and labour conditions for people, trade and investments changed as a result of palm oil production in Brazil, Malaysia and Indonesia? What knowledge and technology centres have grown up there, what is the stance of the various representatives from politics, business and society in general to certification initiatives, and to what extent are these countries competing regarding technological development or trade? The clarity of these questions is reflected in the aims of the researcher. Backhouse: "We want our findings to contribute towards shaping the bioeconomy.”

Author: Beatrix Boldt