Aktuelle Veranstaltungen

Attentive buyers of plants may have noticed them in recent months, the small labels that have been available since December 2019: As a plant health passport they are intended to prevent the spread of dangerous pests within the European Union and enable the traceability of indoor, garden and balcony plants, plant parts and seeds. This passport is mandatory for certain species.

Producer and country of origin

Both plants which reach the stationary retail trade and plants which are delivered directly to consumers by mail order bear this sticker. Although the information on it is aimed at inspectors and authorities, consumers can also find out from it which producer in which country of origin the product comes from and what the botanical name of the plant is.

Pest free

The plant passport is only issued if the plant in question has been examined from a phytosanitary point of view and found to be pest free. In particular, the aim is to prevent pests that are not indigenous to the European Union from spreading in the EU and causing major damage. Examples of this are the Asian longhorn beetle, which infests healthy broadleaf trees, and the bacterium Xylella fastidiosa, which is already causing severe damage to olive cultivation in southern Italy.

Quick combat

The plant passport should also make it possible, in the event of an infestation, to identify further infestations quickly and thus to control them at an early stage. It is therefore similar to the phytosanitary certificate used in international trade and required for imports into the European Union.

Reporting pests

Anyone who discovers an introduced pest as a small or hobby gardener should report this to the responsible plant protection service of his or her federal state. Information on this can be obtained from the Julius Kühn-Institut, which also provides information on what to look out for when buying plants online. It is precisely there that plants are repeatedly offered illegally without a phytosanitary certificate or plant passport.

Pflanzen haben zwar keine Nervenzellen, doch sie sind in der Lage, auf unterschiedlichste Reize ihrer Umwelt zu reagieren, sei es auf Wasser- und Nährstoffmangel oder auf Krankheitserreger. Der Informationsaustausch von Zelle zu Zelle erfolgt über Signalwege, die beispielsweise durch Pflanzenhormone wie das Phytohormon Auxin aktiviert werden können und die Entwicklung der Pflanze auch in Stresssituationen wie Dürre steuern. Wie jedoch der Informationsaustausch zwischen diesen Signalwegen abläuft, war bisher unklar.

Mehr als 2.000 Interaktionen analysiert

Forscher des Instituts für Netzwerkbiologie am Helmholtz Zentrum München haben nun gemeinsam mit Biologen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München diese Wissenslücke geschlossen: Sie kartierten das Proteinnetzwerk von Pflanzen. Die Basis bildeten mehr als 17 Millionen Proteinpaare, die das Team auf wechselseitige Interaktionen überprüfte. Mithilfe moderner robotergestützter Methoden in Verbindung mit Verfahren der Bioinformatik wurden mehr als 2.000 Interaktionen zwischen Proteinen analysiert, um Signalwege und deren potenzielle Informationsknotenpunkte aufzuspüren.

Proteine kommunizieren in mehreren Signalwegen

Wie das Team im Fachjournal Nature berichtet, konnten so Hunderte Informationsknotenpunkte in den Pflanzen identifiziert werden, die bisher unbekannt waren. Genetische Untersuchungen brachten Erstaunliches ans Tageslicht: Die in der Studie getesteten Interaktionen zwischen Proteinen erfolgen nicht nur innerhalb eines Signalwegs, sondern auch zwischen verschiedenen Signalwegen. „Die meisten Proteine fungieren in mehreren Signalwegen. Im Gegensatz zu Studien, die ein oder wenige Proteine untersuchen, zeigen unsere Ergebnisse, zu welch hohem Grad die verschiedenen Signalwege physisch und funktionell miteinander verflochten sind“, sagt Melina Altmann, Erstautorin der Studie. „Wir glauben, dass wir damit eine grundlegende Funktionsweise entdeckt haben, der wir unbedingt weitere Aufmerksamkeit schenken müssen.“

Pflanzeninformationen gezielt verändern

Die Studie ist das Ergebnis langjähriger Forschung zum molekularen Netzwerk bei Pflanzen und Menschen. Die Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Europäischen Forschungsrat über einen ERC Consolidator Grant an Pascal Falter-Braun von der LMU unterstützt. „Diese Erkenntnis könnte zu neuen Strategien für die biotechnologische Entwicklung oder Züchtung von Pflanzen führen, um den Herausforderungen des Klimawandels in der Landwirtschaft zu begegnen“, sagt Falter-Braun. „In Zukunft könnten wir beispielsweise versuchen, die Informationsverarbeitung von Nutzpflanzen gezielt so zu verändern, dass die Pflanzen weniger Dünger und Pestizide benötigen oder resistenter gegen Dürreperioden sind.“

bb

Bevölkerungswachstum und Klimawandel stellen die Landwirtschaft als Nahrungs- und Futtermittelproduzent vor große Hausforderungen. Neben der Ernährungssicherung steht die Landwirtschaft schon heute unter dem Druck, den gesellschaftlichen Ansprüchen nach mehr Tierwohl sowie Umwelt-, Natur- und Klimaschutz gerecht zu werden. Wie die Landwirtschaft zukunftsfähiger werden kann, soll nun eine unabhängige Expertengruppe herausfinden. Die vom Bundeskabinett Anfang Juli eingesetzte „Zukunftskommission Landwirtschaft“ steht vor der Aufgabe, Empfehlungen für eine nachhaltige, ökonomisch tragfähige sowie sozial verträgliche und gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft in Deutschland zu erarbeiten. 

Zielkonflikte lösen

31 Vertreter aus Landwirtschaft und Handel, Wissenschaft, Verbraucherschutz sowie von Tier- und Umweltschutzverbänden werden in den kommenden Monaten wichtige Zukunftsfragen im Agrarsektor erörtern. Ihre Ergebnisse sollen der Bundesregierung zufolge helfen, „bestehende Zielkonflikte aufzulösen - etwa zwischen dem Preisbewusstsein einerseits und steigenden Verbrauchererwartungen andererseits“. Vorsitzender der Zukunftskommission ist Peter Strohschneider, ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsrates und früherer Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Lösungen für Tierwohl, Agrarpolitik und Umweltthemen

Ein Schwerpunktthema, mit dem sich die Expertengruppe befassen wird, ist die Zukunft der Tierhaltung. Dabei werden auch Fragen zum Tierwohl und zur Tiergesundheit erörtert. Ebenfalls auf der Agenda der Zukunftskommission: die Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Landwirtschaft sowie Umweltthemen wie Düngung, Gewässer- und Pflanzenschutz. Daneben sollen Strategien zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie der Beitrag der Landwirtschaft für die erneuerbaren Energien erörtert werden.

Ein erster Zwischenbericht der Zukunftskommission soll bereits im Herbst vorliegen. Im Sommer kommenden Jahres folgt der Abschlussbericht. 

bb

Population growth and climate change pose major challenges for agriculture as a food and feed producer. In addition to food security, agriculture is already under pressure today to meet society's demands for greater animal welfare as well as environmental, nature and climate protection. An independent group of experts is now to find out how agriculture can become more sustainable. The "Zukunftskommision Landwirtschaft" set up by the Federal Cabinet at the beginning of July is faced with the task of drawing up recommendations for sustainable, economically viable, socially responsible and publicly accepted agriculture in Germany. 

Resolve conflicting goals

31 representatives from agriculture and trade, science, consumer protection as well as animal and environmental protection associations will discuss important future issues in the agricultural sector over the coming months. According to the Federal Government, their results should help to "resolve existing conflicting goals - for example between price awareness on the one hand and rising consumer expectations on the other". Chairman of the Zukunftskommision is Peter Strohschneider, former Chairman of the German Science Council and former President of the German Research Foundation.

Solutions for animal welfare, agricultural policy and environmental issues

The future of animal farming will be a key topic that the expert group will deal with. Animal welfare and animal health issues will also be discussed. Also on the agenda of the Future Commission: the shape of future agricultural policy, the economic viability of agriculture and environmental issues such as fertilisation, water and plant protection. In addition, strategies for adapting to the consequences of climate change and the contribution of agriculture to renewable energies will be discussed.

A first interim report of the Zukunftskommision is to be available as early as autumn. The final report will follow in the summer of next year. 

Die Natur kennt keine Abfälle. Alle organischen Stoffe münden in Kreisläufe. Nach diesem Vorbild will die Bioökonomie organische Stoffströme für neue Verfahren und Produkte erschließen. Insbesondere die vermeintlichen Abfälle einer Metropolregion sind im Visier eines unkonventionellen Freiraumes, dem "Innovationsraum Bioökonomie im Ballungsraum - BioBall". Die vom Bundesforschungsministerium geförderte Maßnahme will aus dem Rhein-Main-Gebiet bis 2040 ein vorbildliches Modell für nachhaltige bioökonomische Wertschöpfung machen. „Wir bringen Menschen zusammen“, erklärt der Projektkoordinator Professor Thomas Bayer die Idee der Innovationsräume, „wenn man ein gemeinsames Ziel hat, ist der Aufwand viel kleiner.“

Lösungen für eine hoch industrialisierte Region

Das Ziel ist es, speziell angepasste Lösungen für einen hoch industrialisierten Ballungsraum zu finden. Eine Besonderheit ist der hohe Anteil des produzierenden Gewerbes. Daher habe BioBall nicht die Rohstoffe vom Feld im Visier. „Im Fokus sind Abfälle“, sagt Bayer, Vizepräsident Forschung der Provadis Hochschule. „Derzeit ist das Einsammeln vielfach noch zu teuer, um die Abfälle zu verwerten.“ Doch man wolle die Abfälle nicht wie vielfach üblich als Kompost nutzen oder Energie durch Verbrennen gewinnen. „Unser Ziel ist die stoffliche Verwertung. Wir schließen Kreisläufe und sparen CO2 ein.“ Indem man zum Beispiel das massenhaft in der Industrie entstehende CO2 direkt verwendet, entweicht es nicht mehr als Treibhausgas in die Atmosphäre. Gleichzeitig stehen nach der Verwertung in Bioraffinerien oder durch mikrobielle Elektrosynthese der Industrie wertvolle Basischemikalien zur Verfügung.

Das zeigt beispielhaft das im Februar gestartete Projekt GreenToGreen, eines der vier bislang geplanten Leitprojekte von BioBall. Die Ressource ist hier kommunaler Grünschnitt, bestehend aus Gras und Sträuchern, der an Wegrändern, Sportflächen, aber auch Friedhöfen anfällt. Häufig bleibt er einfach liegen, denn die Entsorgung kostet Geld. Oder er wird lediglich energetisch genutzt, etwa als Biotreibstoff im Verkehr und zum Heizen. „Spannend ist schon die Frage, welche Logistik die Verwertung des Grünschnitts überhaupt bedeutet. Mit welchen Verunreinigungen müssen wir rechnen? Stören etwa miteingesammelte Grabschleifen“, erklärt der Projektleiter Professor Dirk Holtmann von der TH Mittelhessen. Dazu tausche er sich regelmäßig mit Praxispartnern wie mit den Frankfurter Entsorgungsbetrieben und dem Grünflächenamt aus.

Bioraffinerien und Kohle-Elektroden

GreenToGreen erforscht drei Möglichkeiten, wie sich Gras und Zweige nachhaltig und gewinnbringend verwerten lassen. In Bioraffinerien kann man Grünschnitt extrahieren und etwa Aminosäuren gewinnen, die wiederum als Viehfutter dienen. Als Futter für Mikroorganismen in biotechnischen Anlagen lassen sich zudem Zuckermoleküle aus diesen Bioraffinerien nutzen. Ziel ist es, neuartige Bioraffinerien mit nachwachsenden Rohstoffen zu versorgen, der für die Erzeugung von Chemikalien, Werkstoffen oder Bioenergie geeignet ist. Auf diesem Weg will man kommunale Stoffströme an die „grüne“ chemische Industrie anbinden.

Eine zweite Möglichkeit ist die sogenannte Karbonisierung des Grünschnittes, „ähnlich wie Köhler aus Holz Holzkohle herstellen“, sagt Holtmann. „Damit erhalten wir günstige Elektroden für die Elektrobiotechnologie – die heute meist verwendeten Platin-Elektroden sind viel zu teuer.“ Auf diesen Kohle-Elektroden lassen sich Mikroorganismen ansiedeln und Biobrennstoffzellen bestücken. Solche Biofilme sind in der Lage, in Kläranlagen Abwasser zu reinigen und gleichzeitig Strom zu erzeugen.

Elektroaktive Mikroorganismen für hochwertige Produkte

Eine dritte spannende Möglichkeit aus dem vermeintlichen Abfall Neues zu schaffen, ist die mikrobielle Elektrobiosynthese. Dabei wachsen elektroaktive Mikroorganismen auf den Elektroden. Mit Hilfe von geringen Mengen Strom – idealerweise aus regenerativen Quellen – wandeln sie das Abgas CO2 in hochwertige Produkte um. Solche Produkte könnte man gewinnbringender verkaufen als Strom, glauben die beteiligten Forscher. Wie diese Prozesse funktionieren und wie stabil sie sind, sind zentrale Fragen des GreenToGreen-Projektes.

Gerade in einen Industrieraum fallen große Mengen an CO2 an und die gewonnenen Stoffe finden in unmittelbarer Nähe Abnehmer. Holtmanns Team erzeugt in dem Forschungsprojekt insbesondere Terpene, die vielfältige Anwendung in der Industrie finden, etwa bei kosmetischen und pharmazeutischen Produkten. Für Holtmann ist es wichtig, dass drei Industriepartner das Projekt GreenToGreen begleiten: „Wir wollen an der Praxis dranbleiben“. Es genüge nicht, dass es im Labor traumhaft klappt.

„Im Ballungsraum rund um Frankfurt finden wir eine industrielle Komponente und eine Forschungskomponente“, beschreibt der Koordinator Bayer. Diese und weitere Akteure will der Innovationsraum zusammenbringen. „Mit im Boot sind auch gesellschaftspolitische Player wie die Stadt Frankfurt oder die Wirtschaftsförderung Frankfurt.“ Man wolle sich mit Politik und Multiplikatoren treffen. Ein bisschen ist es auch wie auf einem Basar: Mancher Teilnehmer sucht in dem Kreis einen Rohstoff oder einen Abnehmer.

Innovationsräume organisieren sich selbst

Das Bundesforschungsministerium stellt dem Innovationsraum BioBall innerhalb von fünf Jahren bis zu 20 Mio. Euro zur Verfügung. Voraussetzung dafür ist, dass das Konsortium private Mittel einwirbt, sodass ein Anreiz entsteht, auch Industrie und Unternehmen an Bord zu holen. So soll die Förderaktivität nicht nur Freiraum für kreative Forschung schaffen, sondern auch für daraus entstehende Innovationen. Die Förderinitiative ist im November 2019 gestartet und bezweckt, dass fortlaufend weitere Partner dazu stoßen. Die Innovationsräume sollen sich selbst organisieren und selbstlernende Systeme darstellen.

Aktuell nehmen rund 60 Teilnehmer in den Projekten unter dem Dach von BioBall teil. „Weitere Interessenten sind herzlich willkommen“, betont Bayer. Der Innovationsraum BioBall versteht sich als Treiber des Strukturwandels zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft unter den spezifischen Bedingungen einer dicht besiedelten und industrialisierten Metropolregion mit rund fünf Millionen Menschen. Regional angepasste Lösungen sind ein wichtiges Ziel der neuen Bioökonomiestrategie der Bundesregierung. Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg der Bioökonomie liegt in passgenauen Lösungen.

Autorin: Ulrike Roll

Der Kohleausstieg ist beschlossen. 2038 sollen Förderung und Nutzung des fossilen Rohstoffs bundesweit ein Ende haben. So hat es die Bundesregierung Anfang Juli im Kohleausstiegsgesetz festgeschrieben. Regionen wie Sachsen-Anhalt und Brandenburg stehen nun vor der Herausforderung, einen Strukturwandel hinzulegen. In Mitteldeutschland soll die Bioökonomie als vielversprechender Wirtschaftszweig den dringend notwendigen Innovationenschub garantieren. Aus diesem Grund wollen das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biologische Prozesse CBP in Leuna und der Cluster BioEconomy in Halle ein BioEconomy HUB errichten.

Bioökonomische Geschäftsideen vorantreiben

Das neue Technologie- und Dienstleistungszentrum soll vor allem junge Unternehmen im Bereich der Bioökonomie auf ihrem Weg von der Idee hin zum marktreifen Produkt unterstützen. „Junge Firmen finden darin nicht nur ein räumliches Zuhause in Form von Büro- und Laborräumen, sondern können auch auf bereits vorhandene Pilotanlagen und etablierte Infrastrukturen, Dienstleistungen und Netzwerke zurückgreifen, die ihnen das Überleben in einer schwierigen Phase ihrer Geschäftsentwicklung sichern können", erklärt der Leiter des CBP, Gerd Unkelbach. „Das CBP geht dabei als Dienstleister zur Hand, vor allem mit seiner langjährigen Expertise und seinen Kapazitäten im Bereich der Skalierung von Bioraffinerieverfahren oder Prozessen der industriellen Biotechnologie. So begleiten wir Bioökonomie-Unternehmen."

BioEconomy HUB am Industriestandort Leuna

Der Neubau soll in direkter Nachbarschaft zum CBP in Leuna gebaut werden. Der BioEconomy HUB soll die Bereitstellung und den projektbezogenen Betrieb von Anlagen zur chemischen und biotechnologischen Konversion von nachwachsenden Rohstoffen einschließlich Produktionspersonal an einem zentralen Industriestandort gewährleisten. „Unternehmer im Bereich der Bioökonomie sehen sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, bei denen wir ihnen helfen können", so Unkelbach. Daher soll das geplante Zentrum nicht nur ein Anlaufpunkt für junge Firmen sein, um kostengünstig marktreife Produkte entwickeln zu können. Auch für kleine und mittelständische sowie Großunternehmen stehen die Tore zur Entwicklung und Erweiterung bioökonomischer Geschäftsmodelle offen.

Effekte für Wirtschaft in der Region erwartet

Von der Innovationskraft des BioEconomy HUB versprechen sich die Initiatoren langfristige Effekte für verschiedenste Wirtschaftszweige in Sachsen-Anhalt wie etwa für die Zucker-, Stärke-, Holzwerkstoff- oder Zellstoffindustrie, aber auch für den gesamten Standort Mitteldeutschland. Die universitäre Forschung soll von der Nähe des Technologiezentrums ebenfalls profitieren.

„Die Bioökonomie ist für Sachsen-Anhalt und den mitteldeutschen Raum eine hochpriorisierte Zukunftsbranche. Unser Ziel ist es, wirtschaftliche Wachstumskerne zu etablieren und neue biobasierte Wertschöpfungsketten – auf dem regional Vorhandenen aufsetzend – weiter auf- und auszubauen", erklärt der Geschäftsführer der BioEconomy Cluster Management GmbH, Matthias Zscheile.

Noch befindet sich der Bau des BioEconomy HUB in der Konzeptionsphase. Die Initiatoren hoffen, weitere Partner aus Forschung und Industrie ins Boot holen zu können. „Je breiter die Unterstützung ist, die wir erhalten, desto schneller und effizienter wird der Bioeconomy HUB seine Wirkung entfalten", sagt Zscheile.

Modellregion für nachhaltige Chemie

Die Großchemie ist seit Jahrhunderten in Leuna etabliert. Seit 2012 betreibt das Fraunhofer CBP dort ein Bioraffinerie-Forschungszentrum. 2022 soll hier die weltweit erste großindustrielle Bioraffinerie zur chemischen Verarbeitung von Buchenholz in Betrieb gehen. Die finnische UPM, einer der weltweit führenden Hersteller von Papier-, Zellstoff- und Holzprodukten, will dafür 550 Mio. Euro investieren. CBP-Chef Unkelbach ist überzeugt, dass der mit dem Kohleausstieg verbundene Strukturwandel für Sachsen-Anhalt die Chance ist, in Deutschland zur Modellregion für eine nachhaltige Chemie zu werden.

bb

The coal exit has been decided. In 2038, the extraction and use of the fossil raw material is to come to an end nationwide. This was laid down by the German government in the Coal Exit Act at the beginning of July. Regions like Saxony-Anhalt and Brandenburg are now facing the challenge of structural change. In Central Germany, the bioeconomy as a promising economic sector is expected to guarantee the urgently needed innovation push. For this reason, the Fraunhofer Center for Chemical-Biological Processes CBP in Leuna and the BioEconomy Cluster in Halle intend to establish a BioEconomy HUB.

Driving forward bioeconomic business ideas

The new technology and service centre is primarily intended to support young companies in the field of bioeconomy on their way from idea to marketable product. "Young companies not only find a physical home here in the form of office and laboratory space, but can also draw on existing pilot plants and established infrastructures, services and networks, which can help them to survive in a difficult phase of their business development," explains the head of CBP, Gerd Unkelbach. "CBP acts as a service provider, especially with its many years of expertise and its capacities in the field of scaling up biorefinery processes or industrial biotechnology processes. This is how we assist bioeconomy companies."

BioEconomy HUB at the industrial site of Leuna

The new building is to be constructed in the direct vicinity of Fraunhofer CBP in Leuna. The BioEconomy HUB is to ensure the provision and project-related operation of facilities for the chemical and biotechnological conversion of renewable resources including production personnel at a central industrial site. "Entrepreneurs in the bioeconomy are faced with special challenges that we can help them with," said Unkelbach. Therefore, the planned centre should not only be a contact point for young companies to develop marketable products at low cost. The gates for the development and expansion of bioeconomic business models are also open to small and medium-sized as well as large companies.

Effects expected for the region's economy

The initiators hope that the innovative power of the BioEconomy HUB will have long-term effects for various branches of industry in Saxony-Anhalt, such as the sugar, starch, wood-based panel or cellulose industry, but also for Central Germany as a whole. University research should also benefit from the proximity of the technology centre.

"The bioeconomy is a high priority future industry for Saxony-Anhalt and the Central German region. It is our goal to establish economic growth cores and to further establish and expand new biobased value creation chains - building on what already exists in the region," explains Matthias Zscheile, CEO of BioEconomy Cluster Management GmbH.

The construction of the BioEconomy HUB is still in the conception phase. The initiators hope to bring further partners from research and industry on board. "The wider the support we receive, the faster and more efficient the Bioeconomy HUB will be able to make its impact," says Zscheile.

Model region for sustainable chemistry

Industrial chemistry has been established in Leuna for centuries. The Fraunhofer CBP has been operating a biorefinery research center there since 2012. In 2022, the world's first industrial scale biorefinery for the chemical processing of beech wood is to go into operation here. Finnish UPM, one of the world's leading producers of paper, pulp and wood products, plans to invest EUR 550 million in this project. CBP boss Unkelbach is convinced that the structural change for Saxony-Anhalt associated with the coal phase exit is the chance for it to become a model region for sustainable chemistry in Germany.

Die Corona-Krise wirkt sich auf viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche aus. Die Pandemie bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich, die auf dem Weg in eine Bioökonomie neue Hemmnisse, aber auch Chancen bietet. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft stellt die Bundesregierung ein widerstandsfähiges und souveränes Europa ins Zentrum der Anstrengungen. Die Bioökonomie ist dabei ein wesentlicher Baustein auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen, klimaneutralen Europa im Sinne des aktuellen europäischen Green Deal. Er dient als Fahrplan zur Erreichung einer nachhaltigen EU-Wirtschaft, der Erholung nach der COVID-19-Krise und größerer Resilienz.

Bei der Online-Konferenz diskutierten knapp 200 Branchenvertreter mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), inwiefern die Corona-Krise dazu beitragen kann, den Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaften voranzutreiben:

  • Dient die Corona-Krise als Katalysator für neue Entwicklungen in der industriellen Bioökonomie?
  • Gibt es Themen, die stärker als bisher vorangetrieben werden müssen?
  • Wo sind neue Förderimpulse gefragt?
  • Mit welchen Förderinstrumenten und Maßnahmen kann das BMBF diesen Prozess unterstützen?

Individuelle Meinungen und Positionen zu diesen Fragen wurden über eine Vorab-Umfrage in der Bioökonomie-Community ermittelt und während der Online-Konferenz sowie der Digital-Workshops diskutiert. 

Endlich ist es soweit: Die Mitmach-Ausstellung zur Bioökonomie an Bord der MS Wissenschaft öffnet am Donnerstag, den 30. Juli, in Münster ihre Tore für die Besucher. Vertreter des Bundesforschungsministeriums, von Wissenschaft im Dialog und der Stadt Münster geben am Vormittag den Startschuss für die erste große Deutschlandtour unter der Flagge des Wissenschaftsjahres zur Bioökonomie. Im Auftrag  des BMBF wird das umgebaute Frachtschiff am 2. August die Anker in Münster lichten und bis Oktober über Rhein, Main und Donau schippern. Ziel ist es, die vielseitigen Facetten der Bioökonomie über viele unterschiedliche Exponate einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Die schwimmende Ausstellung wurde von Wissenschaft im Dialog (WiD) organisiert. Sie soll erlebbar machen, was die Bioökonomie leisten kann.

Bioökonomie entdecken und ausprobieren

Zwischen Bug und Heck des Ausstellungsschiffes laden insgesamt 30 Exponate zum Ausprobieren, Entdecken und Staunen ein. Hochschulen, Forschungsinstitute und andere Einrichtungen geben hier Einblicke in das weite Feld der bioökonomischen Forschung und Entwicklung. Die Ausstellung greift auch ethische und politische Fragen auf, die mit dem Wandel hin zu einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaft einhergehen. Hinterfragt wird die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen ebenso wie die Chancen und Risiken neuer Pflanzenzüchtungsmethoden oder die Herausforderung der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Die einzelnen Themen wurden von Forschenden so aufbereitet, dass sie für Kinder und Erwachsene gleichermaßen verständlich sind.

Mit Pilzen Biotenside herstellen

Zu bestaunen gibt es beispielsweise eine interaktive Waschmaschine, die vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart bereitgestellt wird. Hier wird gezeigt, wie biobasierte Tenside für Wasch- und Reinigungsmittel, Medikamente und Kosmetika effektiv und umweltschonend aus Pilzen hergestellt werden können. Tenside sind in zahlreichen Produkten enthalten. Sie sorgen dafür, dass beispielsweise Waschmittel schäumen oder Schmutz und Fette sich lösen. Häufig werden sie jedoch aus Erdöl hergestellt. An Bord der MS Wissenschaft ist zu sehen, wie der Brandpilz Ustilago maydis Biotenside produziert.

"Die Mikroorganismen brauchen dafür lediglich Zucker und Öl", erläutert Susanne Zibek, Wissenschaftlerin am Fraunhofer IGB. "Die mit ihrer Hilfe produzierten Biotenside sind besser abbaubar und weniger giftig für die Umwelt." Die ovalen Pilzzellen können von Besuchern unter einem Mikroskop inspiziert werden. Das Waschmittelfach haben die Forscher mit jenen Substraten gefüllt, aus denen der Pilz die Biotenside herstellt. Dazu gehören Holz und Stroh, die den Zucker liefern sowie Öl aus Rapssamen oder Sonnenblumenkernen, die Fettsäuren für die Biotenside beisteuern. Der Waschmaschinendeckel wiederum wird zur Leinwand für einen Film, der die Herstellung von Biotenside in Bioreaktoren verdeutlicht.

Weizen ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel weltweit. Der größte Teil des Weizens wird bei uns jedoch für Viehfutter angebaut. Getreide reagiert empfindlich auf Umwelteinflüsse: Besonders Winterweizen ist für Nässe und Pilzkrankheiten wie Fusariosen anfällig. Eine der gefährlichsten Getreidekrankheiten verursacht der Schimmelpilz Fusarium graminearum. Der Schädling greift die Pflanze über die Wurzel an, befällt auch die Ähren und lässt Körner schrumpfen. Außerdem produziert der Erreger Mykotoxine, die für Mensch und Tier schädlich sind. Ährenfusariosen jedoch lassen sich nur schwer bekämpfen, weil sich Symptome erst nach der Blüte zeigen – für Gegenmaßnahmen ist es dann zu spät. Um das Risiko eines Fusariumbefalls zu minimieren, werden daher dringend resistente Sorten benötigt.

Mit genomischen Verfahren Fusarienresistenzen aufspüren

Im Projekt „FusResist“ hat ein Forscherkonsortium aus Deutschland und Kanada unter der Leitung der Universität Hohenheim drei Jahre lang sowohl pilzresistente Weizensorten als auch verschiedene Fusariumpopulationen molekularbiologisch charakterisiert und getestet. „Wir haben versucht, moderne genomische Verfahren zu nutzen, um besser und schneller diese Krankheitsresistenzen selektieren zu können“, sagt Agrarbiologe und Projektkoordinator Thomas Miedaner. Die Arbeit der deutschen Verbundpartner wurde vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Förderinitiative „Bioökonomie International“ von 2016 bis 2019 mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Ziel war die Züchtung neuer Brotweizensorten, die gegen Fusarieninfektionen resistent sind, zu beschleunigen und den Züchtern ein entsprechendes Werkzeug dafür in die Hand zu geben.

Fusarienbefall fördert Mykotoxingehalt im Weizen

Ährenfusarien treten in Deutschland zwar nicht so häufig auf. In Kanada und den USA hingegen ist die Krankheit weit verbreitet. „Das Hauptproblem bei diesem Pilz sind aber die Mykotoxine. Die Mykotoxingehalte in der Ernte müssen möglichst niedrig sein, um sie als Futter- und Lebensmittel nutzen zu können. Da gibt es in der EU, Kanada und den USA sehr strenge Grenzwerte“, erklärt Miedaner. Da der Grad des Fusariumbefalls den Toxingehalt beeinflusst, liegt auch hier die Lösung in der Züchtung resistenter Sorten. Gerade die Wahl der Weizensorte ist Miedaner zufolge entscheidend, um hohe Mykotoxingehalte zu vermeiden. „Je weniger Befall, umso weniger Toxine sind generell drin“.

Die Anforderungen an die Züchtung sind hoch. Denn Pflanzen sollen nicht nur resistent gegen Krankheitserreger sein, sondern müssen auch genügend Ertrag liefern. Züchtung mittels herkömmlicher Kreuzung und Selektion ist bekanntermaßen aufwendig. Bis dann eine neue Sorte auf dem Feld angebaut wird, kann es leicht bis zu zwölf Jahre dauern. Die genomische Selektion mit DNS-Markern hat das Potenzial diesen Prozess zu beschleunigen und ist zu einem begehrten Werkzeug der Pflanzenzüchter geworden. Der Vorteil: Im gesamten Genom können Abschnitte identifiziert und selektiert werden, die mit wichtigen Eigenschaften wie Resistenz oder Wuchshöhe in Verbindung stehen und gezielt in neue Sorten eingebracht werden können. Bei der Züchtung fusarienresistenter Sorten war das so bisher nicht möglich. „Das Problem ist, dass wir bei dieser Krankheit eine sehr komplexe Vererbung haben, bei der sehr viele Gene mit nur kleinen Effekten eine Rolle spielen. Da funktionierte die herkömmliche markergestützte Selektion bisher nicht.“

Angesichts von Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Rohstoffknappheit und Verlust der Biodiversität ist ein Wandel hin zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschafts- und Lebensweise dringend erforderlich. Bei der Gestaltung dieses Prozesses sind Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen gefragt. Eine besondere Rolle spielt dabei der Dialog zwischen Forschern und der breiten Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2020/21 stellt die Bioökonomie ins Rampenlicht. Bisher fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 19 Vorhaben der Wissenschaftskommunikation zum Themenbereich Bioökonomie. Dazu zählen die MS Wissenschaft, die Make Science Halle oder das Projekt [bio´nd].

Neue Dialogprojekte zur Bioökonomie gesucht - gerne digital

Bedingt durch die Corona-Pandemie wurde das Wissenschaftsjahr zur Bioökonomie bis Ende 2021 verlängert. Das spiegelt sich nun in einer neuen Ausschreibungsrunde für Förderprojekte wider: Das BMBF möchte erneut Projekte unterstützen, die den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zum Thema Bioökonomie ankurbeln. Im Rahmen der zweiten Förderrichtlinie zum Wissenschaftsjahr 2020/2021 will das BMBF die Wissenschaftsmündigkeit der Bevölkerung stärken und daher neue innovative Formate der Wissenschaftskommunikation fördern. Gefragt sind Vorhaben, die sich den Themenfeldern des Wissenschaftsjahres Bioökonomie widmen. Gefördert werden Einzel- oder Verbundvorhaben zur Wissensvermittlung und Information aber auch Beteiligungs- und Dialogprojekte, die Wissenschaft und Öffentlichkeit auf diesem Feld zusammenbringen.

Angesichts der ungewissen Corona-Pandemie-Entwicklung sollen alle grundständig analog angelegten Förderprojekte durch entsprechende digitale Angebote begleitet werden und gegebenenfalls durch digitale Ansätze in Gänze ersetzt werden können. Neben diesen hybriden Formaten sollen im Rahmen der Förderrichtlinie auch explizit neue digitale Formate gefördert werden, welche die Vermittlung von Anliegen und Themen des Wissenschaftsjahres 2020/21 und neue Formen der Partizipation und Beteiligung von unterschiedlichen Zielgruppen voranbringen.

Projektförderung bis zu 150.000 Euro

Die Förderprojekte können regional aber auch bundesweit ausgerichtet sein sowie trans- und interdisziplinäre Ansätze verfolgen. Sie müssen jedoch verschiedene Zielgruppen wie die interessierte Öffentlichkeit, Kinder- und Jugendliche, Studierende und Nachwuchswissenschaftler sowie Multiplikatoren in Wissenschaft, Bildung, Kultur, Medien und Politik adressieren. Entsprechende Formate können in Höhe von 20.000 Euro bis 150.000 Euro gefördert werden.

Popcorn kennen die Meisten aus dem Kino. Als Dämmstoffplatten oder Verpackungsmaterial dürfte das beliebte Naschwerk kaum bekannt sein. Welches Potenzial in Maiskörnern noch so steckt, ist ab sofort in der schwimmenden Bioökonomie-Ausstellung auf der MS Wissenschaft zu bestaunen. Die Wand aus Popcorngranulat basierend auf geschrotetem Futtermais ist nur eines von insgesamt 30 Exponaten an Bord des umgebauten Frachtschiffes, das seit dem 30. Juli unter der Flagge der Bioökonomie auf Rhein, Main und Donau unterwegs ist.

„Ich freue mich sehr, dass es für die MS Wissenschaft auch in diesem Jahr wieder heißt: ,Leinen los!'. Nachdem es die aktuellen Bedingungen der Corona-Pandemie wieder zulassen, wird das Wissenschaftsschiff jetzt endlich mit seiner Tour durch ganz Deutschland beginnen", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek zur Eröffnung der Ausstellung.

Ausprobieren, Entdecken und Staunen

Die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums von Wissenschaft im Dialog (WiD) organisierte Tour will erlebbar machen, was die Bioökonomie leisten kann. „Die schwimmende Ausstellung vermittelt uns spannend, was heute technisch bereits möglich ist, woran noch geforscht wird und wie unsere Zukunft mit biobasierten Materialien und Produkten aussehen könnte", so die Bundesforschungsministerin weiter. Die Exponate an Bord der Mitmach-Ausstellung laden zum Ausprobieren, Entdecken und Staunen ein. Sie stammen von Hochschulen, Forschungsinstituten und andere Einrichtungen und sollen einen Einblicke in das weite Feld der bioökonomischen Forschung und Entwicklung vermitteln.

Dialog zur Bioökonomie fördern

Die schwimmende Ausstellung ist nur eine von vielen Veranstaltungen, die im Wissenschaftsjahr zur Bioökonomie stattfinden. Sie soll der Öffentlichkeit Forschungsergebnisse näherbringen und so die Wissenschaftskommunikation fördern. „Der Dialog über wichtige Zukunftsthemen wie die Bioökonomie ist essenziell für innovative Forschung und ein gelingendes Miteinander in unserer Gesellschaft. Das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft, als Gemeinschaftsprojekt der deutschen Wissenschaft, ermöglicht uns, in kleinen wie in großen Städten diesen Dialog mit den Menschen aufzunehmen“, erklärt Markus Weißkopf, Geschäftsführer von WiD.

Die Ausstellung hat viele Facetten der Bioökonomie zu bieten: Zu sehen sind T-Shirts aus Holz, Strümpfe aus Chicorée, aber auch Insektensnacks oder Indoorplantagen. Besucher können erleben, wie aus Pilzen biobasierte Tenside hergestellt werden, die nicht nur in vielen Wasch- und Reinigungsmitteln, sondern auch in Kosmetik und Arzneimitteln enthalten sind. Außerdem wird gezeigt, wie chemische Duftstoffe Pestizide in der Schädlingsbekämpfung ersetzen und wie Algen Abwässer reinigen.

Beim Brauen von Bier fallen viele Rückstände an. Beispielsweise entstehen durchschnittlich 20 Kilogramm Treber pro Hektoliter Bier. Mit Blick auf die jährliche Bierproduktion in Deutschland sind das etwa zwei Millionen Tonnen Treber und ungefähr eine Million Tonnen Treberpresswasser. Diese Reststoffe enthalten wertvolle Substanzen, von denen ein Teil in der Landwirtschaft als Tierfutter genutzt wird, doch das Gros landet im Abfall. Das wollen Forscher ändern. Auch das Wasser, das beim Pressen des Biertrebers anfällt, enthält Nährstoffe wie Proteine, verschiedene Zucker sowie gesundheitsfördernde Substanzen wie Polyphenole und Antioxidantien.

Nährstoffe aus Treberpresswasser filtern

Im Rahmen eines Forschungsprojektes arbeitet ein Team um Roland Haseneder und Volker Herdegen vom Institut für Thermische Verfahrenstechnik, Umwelt- und Naturstoffverfahrenstechnik der TU Bergakademie Freiberg daran, die Inhaltsstoffe aus dem Treberpresswasser zu gewinnen und sie als Nahrungsergänzungsmittel nutzbar zu machen. „Zuerst leiten wir das Treberpresswasser unter leichtem Druck durch verschiedene Membran-Typen aus Kunststoff oder Keramik mit unterschiedlichen Porengrößen und trennen die Bestandteile damit nach ihrer Masse auf“, erläutert Roland Haseneder. Das Problem: Herausgefilterte Moleküle wie etwa Polyphenole bleiben häufig an der Oberfläche der Proteine haften. Um das zu verhindern, wollen die Freiberger Forscher die herausgefilterten Nährstoffkomplexe mithilfe einer neuen Methode verfeinern.

Nährstoffe mit CO2 extrahieren

Zur Anwendung kommt die sogenannte CO2-Extraktion, die auch zur Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee genutzt wird. „Die mithilfe der Membranfiltration gewonnenen Inhaltsstoffe im Treberpresswasser können wir mit flüssigem CO2 so behandeln, dass sich die Molekülgruppen voneinander trennen lassen“, sagt Haseneder. Durch die Kombination von Filtrierung und CO2-Extraktion hoffen die Forscher, Proteine, Präbiotika und Antioxidantien künftig in reiner Form aus dem Treberpresswasser gewinnen zu können. So könnten künftig aus jedem Liter Presswasser bis zu 15 Gramm des „weißen Pulvers“ mit den entsprechenden Nährstoffen entstehen und zur weiteren Verarbeitung an die Lebensmittelindustrie abgegeben werden.

Neue Einkommensquelle für Bierbrauer

Die Arbeit des Freiberger Teams wird im Rahmen des Forschungsprojektes „Optimierung der Fraktionierung von Treberpresswasserinhaltsstoffen durch den Einsatz hybrider Trennverfahren“ vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus mit 261.000 Euro für die Dauer von zweieinhalb Jahren gefördert. Sollte die Freiberger Technologie in Brauereien zum Einsatz kommen, könnte die Gewinnung von Nährstoffen aus Treber für Bierbrauer eine neue Einnahmequelle sein. Da den Biertrebern die Feuchtigkeit entzogen wird, ist der Reststoff auch länger haltbar. Zudem ist die Gewinnung der Wertstoffe aus den nunmehr festen Stoffen weniger aufwendig und kostengünstiger.

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During the brewing of beer, many residues accumulate. For example, an average of 20 kilograms of spent grains are produced per hectoliter of beer.  With regard to the annual beer production in Germany, this is about two million tons of spent grains and about one million tons of spent grains press water. These residues contain valuable substances, some of which are used in agriculture as animal feed, but the majority ends up in waste. Researchers want to change that. The water that results from pressing the spent grains also contains nutrients such as proteins, various sugars and health-promoting substances such as polyphenols and antioxidants.

Filtering nutrients from spent grains press water

As part of a research project, a team led by Roland Haseneder and Volker Herdegen from the Institute for Thermal Process Engineering, Environmental and Natural Materials Process Engineering at the TU Bergakademie Freiberg is working to extract the ingredients from the spent grains press water and make them usable as food supplements. "First, we pass the spent grains press water under slight pressure through different membrane types made of plastic or ceramic with different pore sizes and thus separate the components according to their mass," explains Roland Haseneder. The problem: filtered out molecules such as polyphenols often stick to the surface of the proteins. To prevent this, the Freiberg researchers want to refine the filtered out nutrient complexes using a new method.

Extract nutrients with CO2

The process used is the so-called CO2 extraction, which is also used to produce decaffeinated coffee. "We can treat the ingredients in the spent grains press water obtained by membrane filtration with liquid CO2 in such a way that the molecular groups can be separated from each other," says Haseneder. By combining filtration and CO2 extraction, the researchers hope to extract proteins, prebiotics and antioxidants in pure form from the spent grains press water in the future. In the future, up to 15 grams of the "white powder" with the corresponding nutrients could be produced from each liter of press water and delivered to the food industry for further processing.

New source of income for brewers

The work of the Freiberg team is being funded by the Saxon State Ministry of Science, Culture and Tourism with 261,000 euros for a period of two and a half years as part of the research project "Optimization of the fractionation of components from brewers' spent grain by the use of hybrid separation processes". Should Freiberger technology be used in breweries, the extraction of nutrients from spent grains could be a new source of income for brewers. Since the moisture is removed from the spent grains, the residual material also has a longer shelf life. In addition, the extraction of the recyclable materials from the now solid materials is less complex and less expensive.

Wer einen Obstbaum im Garten hat, kennt die Erfahrung: Erst erfreut man sich an der vollen Blüte, doch dann erwischt ein später Frost den Baum und im Sommer gibt es keine Früchte. Das beschäftigt auch Forscher des Julius-Kühn-Instituts (JKI), darunter Henryk Flachowsky, Leiter der Züchtungsforschung an Obst: „In vielen Regionen Deutschlands beobachten wir derzeit, dass Apfelbäume infolge der Klimaerwärmung bis zu zwei Wochen früher ihre Winterruhe beenden und blühen.“ Für den Obstbau kann dann ein später Nachtfrost schwerwiegende ökonomische Folgen haben. Deshalb haben JKI-Forscher gemeinsam mit italienischen Kollegen nach jenem Gen gesucht, dass über den Blühzeitpunkt bestimmt – und sie sind fündig geworden, wie sie im Fachjournal "Frontiers in Plant Science" berichten.

Kältetage bestimmten Dauer der Knospenruhe

„Den Mechanismus der Knospenruhe zu verstehen ist wichtig, um den Obstbau an den Klimawandel anzupassen“, erläutert Flachowsky. Viele Pflanzen fallen im Winter in die sogenannte Endodormanz, in der sie ihren Stoffwechsel praktisch stilllegen. Auch ihre Knospen reagieren dann weder auf Wärme noch auf Licht. Erst dann, wenn die Pflanze genügend Kältetage erfahren hat, endet die Dormanz und die Blüte beginnt. Je nach Apfelsorte sind dazu unterschiedlich viele Kältetage erforderlich, weshalb manche Sorten besser vor spätem Frost geschützt sind.

Gen MdDAM1 steuert Ein- und Austritt

Das deutsch-italienische Forschungsteam konnte nun feststellen, dass ein bestimmtes Gen wesentlich an der Endodormanz,  beteiligt ist. Das Gen MdDAM1 sorgt im Herbst dafür, dass die Pflanze das Wachstum schrittweise beendet und in die Winterruhe wechselt. Kältestunden lassen fortan die Aktivität dieses Gens sinken, bis es schließlich die Endodormanz nicht mehr aufrecht erhalten kann und die Knospen aufbrechen. „Bäume, bei denen das Gen nahezu inaktiv ist, waren hingegen gar nicht mehr in der Lage, die Knospenruhe einzuleiten. Sie blieben das ganze Jahr grün und bildeten fortwährend neue Blätter und Blüten“, berichtet Flachowsky.

Sorten an den Klimawandel anpassen

Nun wollen die Forscher Sorten und Wildarten des Apfels in der Genbank des JKI daraufhin untersuchen, welche Varianten des Gens MdDAM1 sie besitzen und wie sich die Variation auf den Blühzeitpunkt auswirkt. Mit diesem Wissen ließen sich gezielt Sorten züchten, deren Endodormanz-Verhalten an die Klimaänderungen angepasst sind und deren Erträge  sicher vor Spätfrösten wären.

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If you have a fruit tree in your garden, you know the experience: First one enjoys the full blossom, but then a late frost hits the tree and in summer there are no fruits. This is also what researchers at the Julius Kühn Institute (JKI) are concerned with, including Henryk Flachowsky, Head of Fruit Breeding Research: "In many regions of Germany we are currently observing that apple trees are ending their winter rest and blossoming up to two weeks earlier as a result of global warming." A late night frost can then have serious economic consequences for fruit growing. This is why JKI researchers, together with Italian colleagues, have been searching for the gene that determines the time of flowering - and they have found it, as they report in the journal "Frontiers in Plant Science".

Cold days determined duration of bud dormancy

"Understanding the mechanism of bud dormancy is important for adapting fruit growing to climate change", explains Flachowsky. In winter, many plants fall into the so-called endodormancy, in which they practically stop their metabolism. Their buds then also react neither to heat nor to light. Only when the plant has experienced enough cold days does the dormancy end and flowering begin. Depending on the apple variety, different numbers of cold days are required, which is why some varieties are better protected against late frost.

Gen MdDAM1 controls inlet and outlet

The German-Italian research team has now discovered that a specific gene is substantially involved in endodormancy. In autumn, the MdDAM1 gene ensures that the plant gradually stops growing and switches to winter rest. From then on, cold hours reduce the activity of this gene until it can no longer maintain endodormancy and the buds break open. "Trees in which the gene is almost inactive, in contrast, were no longer able to induce bud dormancy. They remained green all year round and constantly formed new leaves and flowers," reports Flachowsky.

Adapting varieties to climate change

The researchers will now investigate apple varieties and wild apple species in the JKI gene bank to find out which variants of the MdDAM1 gene they possess and how the variation affects the time of flowering. With this knowledge it would be possible to specifically breed varieties whose endodormancy behaviour is adapted to climate changes and whose yields would be safe from late frosts.