Wälder naturnah bewirtschaften

Wälder naturnah bewirtschaften

Heike Begehold


Beruf:
promovierte Ökologin

Position:
Lehrerin für Biologie und Mathematik an einer freien Schule

Vorname
Heike
Nachname
Begehold


Beruf:
promovierte Ökologin

Position:
Lehrerin für Biologie und Mathematik an einer freien Schule

Heike Begehold ist Waldexpertin. Sie hat erforscht, wie sich ökologische und ökonomische Anforderungen in den Forsten vereinbaren lassen. Die Ökologin setzt sich für einen vielschichtigen, gesunden Wald ein, der vielseitig genutzt werden kann.

Er sorgt für Erholung, trägt zum Klimaschutz bei, wird bewirtschaftet und soll möglichst naturnah sein: Deutschlands Wälder sind wahre Multitalente. Aber wie kann sichergestellt werden, dass uns die Wälder noch lange erhalten bleiben? Heike Begehold befasste sich in ihrer Doktorarbeit an der Universität Dresden mit der Komplexität unserer Nutzwälder und hat Empfehlungen erarbeitet, wie ökonomische und ökologische Aspekte in Einklang gebracht werden können. Nun vermittelt sie ihr Wissen als Lehrerin an einer freien Schule.

Frage

Was muss ein Wald heutzutage alles leisten?

Antwort

Nach wie vor gelten für den Wald die Nutzungs-, Erholungs- und Schutzfunktion. Die wachsende Holzanfrage durch gestiegene Brennholznutzung, das zunehmende Verlangen der vor allem in Großstädten durch den Berufsalltag zunehmend gestressten Menschen nach Erholung und Naturerfahrung sowie die verstärkte Dringlichkeit der CO2-Speicherung zugunsten des Klimaschutzes sind heutzutage jedoch deutlich akuter als noch vor ein paar Jahrzehnten.

Frage

Wie kann Ihrer Meinung nach die wirtschaftliche Nutzung der Wälder mit dem Naturschutz und dem Erhalt der Biodiversität in Einklang gebracht werden?

Antwort

Indem man mehr Naturnähe im Bestand zulässt oder schafft und naturschutzorientiert wirtschaftet. Dazu gehört eine dauerwaldartige Nutzung, allen voran die einzelstammweise oder kleingruppenweise Baumentnahme. Auch der Erhalt eines vertikal vielschichtigen Bestandes ist wichtig, also eines kleinräumigen, abwechslungsreichen Mosaiks verschiedener Entwicklungsphasen des Waldes.

Dazu gehören auch totholzreiche, ältere Bestandesteile, und auch Lücken, ebenso wie die Naturverjüngung und Naturwaldstrukturen, also Höhlenbäume, Ersatzkronenbäume, oder Bäume mit Rissen, Spalten, Mulmkörpern, Rindentaschen, und vieles mehr. Außerdem sollte auf Bodenbearbeitung, den Einsatz von Bioziden und die Förderung gesellschaftsfremder Baumarten verzichtet werden. Ausführliche und wissenschaftlich bestätigte Erläuterungen haben wir in unserem „Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald“ zusammengestellt.

Frage

Könnten wir es uns wirtschaftlich überhaupt leisten, die Wälder nur als Erholungs- und Naturschutzgebiet zu nutzen?

Antwort

Nein. Denn durch verstärkten Holzimport aus dem Ausland würden die Wirtschaftswälder dort noch größerem Druck ausgesetzt und die Biodiversität verloren gehen. Das Problem würde so lediglich exportiert.

Frage

Welche Maßnahme würden Sie als erstes ergreifen, um einen Waldbestand gesund zu erhalten?

Antwort

Das kommt natürlich auf den Ausgangszustand des Waldes an. Es gibt schon einige Bestände, beispielsweise im Nordosten Brandenburgs im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, die als Buchenbestände teilweise schon seit über zehn Jahren unter den oben genannten Kriterien naturschutzorientiert bewirtschaftet werden. Da muss man nichts mehr zusätzlich tun. In anderen Beständen kann das deutlich anders aussehen.

Frage

Wie geht es für Sie jetzt nach Abschluss der Studie und der Dissertation weiter? Welche Projekte stehen an?

Antwort

Im Moment bin ich in Elternzeit – unsere zweite Tochter wurde vor Kurzem geboren. Und was danach kommt, kann ich noch nicht sagen.

Interview: Judith Reichel