Fischzucht mit KI überwachen
Dominik EwaldBeruf:
Biotechnologe
Postition:
Geschäftsführer des Berliner Start-ups Monitorfish
Beruf:
Biotechnologe
Postition:
Geschäftsführer des Berliner Start-ups Monitorfish
Das Start-up Monitorfish entwickelt ein digitales Frühwarnsystem für Aquakulturen. Mithilfe Künstlicher Intelligenz will das Team um Dominik Ewald Wasserqualität und Tierverhalten überwachen und den Züchtern Abweichungen melden.
Ob Lachs oder Forelle: Viele Fischarten werden heute in Aquakulturanlagen gezüchtet, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Doch die Zucht ist aufwendig und verlangt eine ständige Überwachung. Das könnte künftig ein Programm übernehmen, an dem das 2019 gegründete Berliner Start-up Monitorfish arbeitet. Das Team um Mitgründer und Geschäftsführer Dominik Ewald setzt dabei auf Künstliche Intelligenz. Sensoren und Kameras, die im Becken eingelassen sind, liefern dem Züchter wichtige Daten zur Wasserqualität und zum Tierverhalten, um frühzeitig Veränderungen festzustellen und einschreiten zu können. Die Entwicklung des digitalen Frühwarnsystems wurde unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Existenzgründerprogramms EXIST gefördert.
Wie funktioniert das Monitoringprogramm?
Die MonitorFish-KI-Plattform, welche durch fortschrittliche Technologie zur Unterwasser-Bilderkennung unterstützt wird, hilft bei der Erstellung eines digitalen Handbuchs für unsere Fischfarmer. Darin werden fallspezifische Maßnahmen zur Fütterung, Steigerung der Leistung, Erweiterung der Fischfarm, Vorhersagen anstehender Probleme und Vorhersagen der Gesamtkosten einer Fischfarm erstellt. Ein Informationsfluss, gemessen in Aquakultursystemen via Kamera und analytischen Sensoren zur Wasserqualität, wird über eine Künstliche Intelligenz und eine Datenbank ausgewertet.
Welche Parameter werden überprüft und wie erfolgt die Diagnose?
Je nach Fischart und Kundenziel werden Parameter wie etwa Wachstum, Biomasse und Bewegungsmuster, welche Rückschlüsse zum Stressverhalten geben, aber auch Werte zur Wasserqualität wie Gasgehalt, pH-Wert und Temperaturen aufgenommen. Dabei werden jeweils Ist und Soll verglichen und im Anschluss, ähnlich wie beim Navigationsgerät eines Fahrzeugs, Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Ziel ist eine präzise, konzeptionelle und nachhaltige Aquakultur, durch das Anbieten einer zuverlässigen schnellen Entscheidungshilfe.
Wie wird der Züchter über den Zustand der Fische informiert und welche Informationen stehen ihm zur Verfügung?
Die aktuelle Version unseres Produkts soll den täglichen Betrieb sowohl für den Fisch als auch für den Landwirt stressfrei machen. Der Fischzüchter kann zusammen mit der Wasserqualität innerhalb von Sekundenbruchteilen das tatsächliche Gewicht des Fisches im Tank, seine Wachstumsraten, den Fütterungsbedarf sowie mögliche Warnmeldungen überprüfen. Er wird zudem über den richtigen Zeitpunkt für das Sortieren der Fische im Tank informiert. Dies basiert auf der kritischen Verteilung des Fischgewichts im Tank und hilft, jegliche Form von Fischverlust aufgrund von Kannibalismus zu vermeiden.
In der kommenden Version des Produkts wollen wir uns mehr auf Krankheiten und die Gesamtproduktion konzentrieren. Wir sind bestrebt, den Fischzüchtern eine umfassende intelligente Farmmanagement-Software anzubieten.
Wie läuft der derzeitige Praxistest und welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Erste Praxistest geben bereits Antworten auf allerlei Fragestellungen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch das innovative Verfahren die Betreiber von Aquakulturen sich häufig erstmals bewusst werden, dass sie überhaupt konzeptionell arbeiten müssen, um nachhaltige Fischwirtschaft zu betreiben. Erst das Controlling macht Konzepte hier transparent und realisierbar. Die Ergebnisse der Pilotversuche sind bisher sehr vielversprechend. Wir konnten unsere Technologie kontinuierlich verbessern, damit sie wirklich benutzerfreundlich ist. Die Technologie kann dem Fischzüchter helfen, seine Gewinne pro Tank drastisch zu erhöhen und trotzdem das Fischwohl zu erhalten.
Ist das Monitoringprogramm auf bestimmte Fischarten begrenzt?
Nein, der Algorithmus ist nicht auf eine bestimmte Art beschränkt. Unser neuronales Netzwerk kann alle neuen Spezifikationen lernen. Jedoch ist das aktuelle Produkt noch auf einige Hauptarten der Fischzucht begrenzt. Darüber hinaus kann der Algorithmus auch für die Haltung von Kühen, Hühnern oder Schweinen skaliert werden.
Woran arbeiten Sie aktuell und was ist Ihr Ziel?
Wir arbeiten derzeit daran, das Produkt auf dem deutschen Markt einzuführen. Wir erhöhen aktiv die Investitionen, um unsere internen Prozesse zu beschleunigen und vor allem ein größeres Bewusstsein für unsere Technologie zu schaffen. Unser Ziel ist es, die Aquakultur nachhaltig und wirtschaftlich zu gestalten. Wir möchten, dass die Lebensmittelproduktion risikofrei und sauber ist, damit die jüngere Generation ihr Hauptgeschäft auch in Zukunft aufnehmen kann. Vor allem soll die Erhöhung der Sicherheit von Menschen und Tieren durch die Reduktion subjektiver Einschätzungen gewährleistet werden.
Interview: Beatrix Boldt