Kolumbien

Kolumbien

Kolumbien beherbergt etwa 10% aller weltweit vorkommenden Arten. Das Land hat das ökonomische Potenzial erkannt, das diese Bioressourcen-Vielfalt bietet und stellt sie in den Mittelpunkt seiner neuen Bioökonomiestrategie.

Kolumbien ist ein Biodiversitäts-Hotspot: Das Land beherbergt etwa 10% aller weltweit vorkommenden Arten. Zudem verfügt es über große Vorkommen von Erdöl und Kohle. Das zweitbevölkerungsreichste Land Südamerikas hat das ökonomische Potenzial seiner Bioressourcen-Vielfalt erkannt und mehre politische Strategien mit Bezug zur Natur des Landes entwickelt. Im Jahr 2020 wurde eine explizite Bioökonomie-Strategie veröffentlicht. Neben der Ausweitung und Modernisierung der Landwirtschaft sowie der Nutzung der gewaltigen Waldflächen fördert die Regierung seit mehr als einem Jahrzehnt auch die Biotechnologie. Unzureichend adressiert sind bislang jedoch die Zielkonflikte innerhalb der Bioökonomie, beispielhaft zu sehen am noch immer verbreiteten Abbrennen von Zuckerrohrfeldern vor der Ernte, um den manuellen Ernteprozess produktiver zu gestalten, worunter Artenvielfalt und öffentliche Gesundheit leiden. Das gleiche Bild zeigen die gewollte Ausweitung der Landwirtschaft, die bereits mehr als eine Million Hektar natürliche Feuchtgebiete verdrängt hat, und die Vergabe zahlreicher Wasserkonzessionen an Zuckerrohrplantagen zu Lasten des Wasserzugangs der lokalen Bevölkerung.

Rechtliche und politische Grundlagen

Die wichtigsten politischen Rahmenbedingungen der Bioökonomie in Kolumbien sind festgeschrieben in der nationalen Bioökonomiestrategie aus dem Jahr 2020 und der „Roadmap für Grünes Wachstum 2018“, die die sechs Sektoren Gesundheit, Kosmetik, Pharmazie, verarbeitete Lebensmittel, Chemie und Landwirtschaft priorisiert, aber auch Pläne zu Forstwirtschaft und erneuerbaren Energien enthält.

Außerdem sollen 100 Forschungsexpeditionen bis 2030 die biologische Vielfalt in den abgelegenen Regionen des Landes erfassen und so bis 2050 neue bioökonomisch relevante Produkte entstehen. Weitere noch immer wichtige Papiere sind die 2016 veröffentlichte Strategie „Kolumbien Bio“ und die 2011 verabschiedete Strategie „Politik für die kommerzielle Entwicklung der Biotechnologie aus der nachhaltigen Nutzung der Biodiversität“. Erstere fokussiert darauf, durch Forschungsarbeiten für ausgewählte Regionen des Landes Strategien zu entwickeln, um die biologischen Ressourcen einschließlich Diversität und Ökosystemleistungen nachhaltig zu nutzen. Letztere bündelt bereits zuvor existierende Konzepte zu Biodiversität und Biotechnologie und wurde von einem Gremium verantwortet, zu dem unter anderem alle Ministerinnen und Minister Kolumbiens gehören.

Bereits 2002 formulierte die kolumbianische Regierung erstmals Bezüge zu Bioökonomie und Biodiversität im „Nationalen Plan zur kontinentalen und marinen Bioprospektion“ sowie 2008 in der „Nationalen Politik für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit“. Biotechnologie als Wirtschaftsfaktor wurde erstmals hervorgehoben im „Nationalen Entwicklungsplan“ (2006 bis 2010) und fand sich ebenfalls in der „Vision 2019“ im Jahr 2006, in der „Forschungs- und Innovationspolitik“ 2008 sowie 2009 in der „Nationalen Politik zu Wissenschaft, Technologie und Innovation“.

Das Kernstück der künftigen Bioökonomiepolitik Kolumbiens ist die 48 Seiten umfassende, noch junge Nationale Bioökonomiestrategie, bei der das Wissenschaftsministerium und das Umweltministerium federführend waren. Involviert waren zudem die Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft, Energie und innere Angelegenheiten sowie weitere Institutionen. Die Strategie führt neben der Artenvielfalt die Landwirtschaft als wichtigen wirtschaftlichen Schwerpunkt fort – bereits bis 2017 hatten mehrere politische Initiativen dazu geführt, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche innerhalb weniger Jahre um mehr als eine Million Hektar vergrößert wurde. Der Nationale Entwicklungsplan für 2018 bis 2022 legte zudem einen Fokus auf die technische Modernisierung durch Smart-Farming-Methoden nach den Vorbildern Argentiniens und Brasiliens.

Zwölf Grundziele liegen der Bioökonomiestrategie Kolumbiens zugrunde:

  • Die Wirtschaft soll auf die nachhaltige Nutzung von Biomasse, Biodiversität und Ökosystemleistungen transformiert werden.

  • Exportprodukte und -prozesse sollen hochwertiger und diverser werden.

  • Die Wertschöpfungsketten aus der Biodiversität sollen verstärkt einen Mehrwert produzieren und einen regionalen Fokus bekommen.

  • Die Biomasse soll genutzt werden für eine neue Generation von Produkten, Prozessen, Dienstleistungen und für Bioenergie.

  • Unternehmen sollen global und nachhaltig ausgerichtet werden.

  • In allen Regionen des Landes sollen Bildung und Weiterbildung gestärkt werden.

  • Für die Entwicklung der ländlichen Regionen sollen zusätzliche Wege gefunden werden.

  • Neue interdisziplinäre Technologien sollen entwickelt und etabliert werden.

  • Herangezogen und ausgewertet werden soll auch lokales und traditionelles Wissen.

  • In den traditionellen Wirtschaftssektoren soll die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden.

  • Für unterschiedliche Qualifikationsniveaus sollen im ganzen Land neue Arbeitsplätze entstehen.

  • Im Bereich Biotechnologie sollen neue Unternehmen entstehen und bestehende gestärkt werden.

Die Nationale Bioökonomiestrategie betrachtet zudem jede Region des Landes. Für Antioquia, Santander und die Zentralregion sollen beispielsweise Schwerpunkte auf einer nachhaltigen Logistik liegen. Die Region Llanos und Orinoquia soll zur „nachhaltigen Speisekammer“ werden und das Amazonasgebiet soll umweltverträglich entwickelt werden. Entlang der Küsten sieht die Strategie vor, das biologische Potenzial des Meeres nachhaltig zu erschließen.

Als besonders relevante Wirtschaftssektoren benennt die Strategie (neue) Werkstoffe, grüne Chemie, Gesundheit und Wellness, Kraftstoffe und Bioenergie sowie Kosmetika und Pharma. Der Ausbau der Bioökonomie soll dabei in einer Weise erfolgen, die Wachstum und Diversifizierung der Wirtschaft ermöglicht und zugleich die Dekarbonisierung vorantreibt. Leitplanken sind zudem soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und die Anpassung an den Klimawandel, was sich auch in den regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen wiederfinden soll. Anknüpfung finden sollen die Maßnahmen außerdem an die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und der möglichst umfassenden Vermeidung von Abfällen.

In einigen Themenbereichen wird das Strategiepapier konkret. Potenziale in der Landwirtschaft sollen beispielsweise durch neue Sorten, Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft erschlossen werden. Naturtourismus soll ausgeweitet werden, und Ökosystemleistungen sollen bepreist werden. Im Bereich der Chemie soll Enzymen als Biokatalysatoren eine wachsende Rolle zukommen. Wichtige Forschungsfelder sind für Kolumbien unter anderem die Omics-Felder, Bioinformatik, Biotechnologie, Phytotherapeutika, personalisierte Medizin, Präzisionsernährung und regenerative Medizin. Unter dem Oberbegriff Biointelligenz stellt die Bioökonomiestrategie vor allem das Potenzial heraus, das in den Genomen der zahlreichen Arten schlummert, um neuartige biochemische Verbindungen herzustellen. Ebenfalls zur Bioökonomie zählt Kolumbien das Potenzial der Entschlüsselung der individuellen menschlichen Genome mit Blick auf die zuvor genannte personalisierte Medizin und Ernährung.

In der Verantwortung für die Umsetzung der vielen Ziele sieht die Strategie neben den unterschiedlichen Regierungsebenen Handelskammern, Inkubatoren und Beratungsfirmen, Banken und Investoren sowie Forschungseinrichtungen und Technologieparks. Wichtig sei dabei die Vernetzung und Zusammenarbeit dieser Akteure untereinander und mit den Unternehmen. Außerdem will die Regierung einen Innovationsfonds und eine spezielle Kreditlinie für die Bioökonomie auflegen. Subventionen und eine entsprechend ausgerichtete öffentliche Beschaffung sollen die Bioökonomie zusätzlich voranbringen.

Forschungslandschaft

Hochschulen

Die älteste staatliche Universität Kolumbiens ist die Universität von Antioquia. Zu ihren für die Bioökonomie relevanten Schwerpunkten gehören Landwirtschaft und Tierzucht sowie Pharmakologie und Mikrobiologie. Die größte Hochschule des Landes ist die Nationaluniversität von Kolumbien. Mit den Biowissenschaften, Chemieingenieurwesen, Tiermedizin und Pharmazie forschen die Mitarbeitenden auch auf bioökonomischen Themenfeldern.

Als besonders forschungsstark gilt auch die Industrielle Universität von Santander. Schwerpunkte setzt sie unter anderem in der Agrarindustrie und der Tropenmedizin.

Eine wichtige Rolle in der Bioökonomie-Forschung spielt die Technische Universität von Pereira mit Fakultäten für Gesundheitswissenschaften, Umweltwissenschaften und einem Umweltmanagementzentrum. Die Forschungsthemen reichen von Biokosmetika über Bioenergie bis zum Pflanzenschutz und den Omics-Disziplinen (Genomik, Proteomik usw.).

Den trotz ihrer Größe einzigen starken Bezug zur Bioökonomie haben die Universität von Pamplona und die Universität von Cauca in Form der Agrarwissenschaften. Die nur vier Fakultäten zählende Universität Francisco de Paula Santander legt ebenfalls einen ihrer Schwerpunkte auf die Agrarforschung. Gleiches gilt für die fünf Fakultäten große Universität von Llanos, die sich darauf spezialisiert hat, zur Lösung ökologischer Probleme beizutragen.

Die Universität von Nariño befasst sich ebenfalls mit der Agrarforschung, aber auch mit Agraringenieurwesen und Tierzucht.

Umweltverfahrenstechnik inklusive Wasser- und Umweltsanierung, Pharmakologie, Mikrobiologie und Biochemie zählen zu den Forschungsgebieten der Universität von Cartagena.

Auch die Päpstliche Universität Xaveriana erforscht bioökonomische Fragestellungen in ihren Fakultäten für Naturwissenschaften und Umweltwissenschaften.

Staatliche Forschungseinrichtungen

CORPOICA ist die kolumbianische Agentur für Agrarforschung. Ihre Arbeitsbereiche umfassen unter anderem Tiergesundheit, Pflanzenschutz und Pflanzenzüchtung, Erschließung genetischen Potenzials, Agrartechnologien und Sozioökonomie.

Das IVH Forschungsinstitut für biologische Ressourcen Alexander von Humboldt in Bogotá ist Kolumbiens führendes Institut für Biodiversitätsforschung und verfügt über große naturwissenschaftliche Sammlungen.

IDEAM, das Institut für Hydrologie, Meteorologie und Umweltstudien, beschäftigt sich in Bogotá mit Fragen der Agrarforschung, der Forstwissenschaften, Bodenkunde und der nachhaltigen Umweltentwicklung.

Das INS Nationales Institut für Gesundheit in Bogotá beschäftigt sich mit medizinischer Biotechnologie und Mikrobiologie sowie Ernährungsfragen.

Das International Center for Tropical Agriculture (CIAT) in Cali beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Landwirtschaftsforschung, u.a. Agrosysteme, nachhaltige Nutzlandschaften und Landwirtschaftspolitik.

Private Forschungseinrichtungen

Das Zentrum für Forschung zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktionssystemen CIPAV in Carrera entwickelt in angewandten Forschungsprojekten nachhaltige landwirtschaftliche Produktionsprozesse.

Das Forschungsunternehmen Cenicaña hat drei Schwerpunkte: Die Entwicklung neuer Zuckerrohrvarietäten, konzeptionelle und technische Verbesserungen des Zuckerrohranbaus sowie die Optimierung der industriellen Verarbeitung des Zuckerrohrs.

Die Gesellschaft für biologische Forschung CIB versteht sich als Forschungsdienstleister in den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Biodiversität sowie Agrar- und Umweltbiotechnologie.

Der Botanische Garten von Medellin ist nicht nur ein lebendiges Museum, sondern erforscht auch die Biodiversität der kolumbianischen Pflanzenwelt, um sie nachhaltig nutzbar zu machen.

Eine umfangreiche Datenbank der Forschungsprojekte und anderer Vorhaben im Bereich der Bioökonomie hat das Netzwerk „Bridge Colombia“ zusammengestellt.

Unternehmenslandschaft

Bis 2030 soll die Bioökonomie in Kolumbien bis zu 10% zum Bruttoinlandsprodukt beitragen und 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Bislang ist die Bioökonomie bei den umsatzstärksten Unternehmen des Landes noch nicht anzutreffen, auch wenn der Spitzenreiter – der Öl- und Kohlekonzern Ecopetrol – zuletzt verstärkt in Biokraftstoffe investiert hat.

Landwirtschaft und Bioenergie

Die größte Rolle in der Bioökonomie Kolumbiens spielt die Landwirtschaft, zum Bruttoinlandsprodukt trug sie 2020 6,8% bei. Neben Kaffee (720.000 Tonnen), Mais (1,3 Mio. Tonnen), Kartoffeln (3,1 Mio. Tonnen), Palmöl (5,8 Mio. Tonnen), Bananen (3,7 Mio. Tonnen), Ananas (900.000 Tonnen) und Avocado (325.000 Tonnen) ist vor allem Zuckerrohr wichtig, das mit 7,1 Mio. Hektar inzwischen drei Prozent der Gesamtanbaufläche einnimmt. Eine Jahresproduktion von 36 Mio. Tonnen Zuckerrohr sicherte Kolumbien 2018 Platz sieben unter den Zuckerproduzenten. Die Wertschöpfungskette des Zuckerrohrs macht den Rohstoff zum fünftwichtigsten Sektor des Landes bei Exporterlösen. Dazu gehören 14 Zuckerfabriken und sechs Bioethanolanlagen, die mehr als 450 Mio. Liter Ethanol pro Jahr erzeugen. Damit ist Kolumbien der zweitgrößte Ethanolproduzent Lateinamerikas. Die entsprechenden Branchenverbände haben großen politischen Einfluss. Bei der Produktion von Blumen liegt Kolumbien weltweit hinter den Niederlanden auf Platz zwei. Außerdem zählt das Land zu den 20 größten Produzenten von Rind- und Hähnchenfleisch.

Eines der ältesten Agrar- und Energieunternehmen ist Manuelita, das die älteste Zuckermühle des Landes betreibt. Zucker, Ethanol, Palmöl und Biodiesel sind die traditionellen Hauptprodukte. Im Zuge von Diversifizierungsbestrebungen sind Muscheln, Shrimps sowie Spargel und Tafeltrauben hinzugekommen. Auch Ingenio Risaralda produziert vor allem Zucker und Ethanol. Ein weiterer bedeutsamer Agrarkonzern ist Aliar. Vom Futtermittelanbau in Form von Mais und Soja bis zum Fleischprodukt deckt das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette ab. Das Agrar- und Fischzuchtunternehmen Pajonales setzt auf den Einsatz von selbst optimierten Mikroorganismen im Pflanzenschutz und für die Bodenverbesserung Neben eigenem Anbau sind Saatgutproduktion und Viehzucht wichtige Säulen des Unternehmens. Zusätze für die Landwirtschaft auf Basis von Mikroorganismen sind ebenfalls die Spezialität der Firmen Biocultivos und Ecosphaira sowie einiger anderer kleiner und mittelgroßer Betriebe. Der Pflanzenschutzspezialist Ecoflora, eine Tochter des Konzerns Gowan, zeichnet sich durch Produkte für den Agrarsektor aus, die auf Pflanzenextrakten beruhen.

Forstwirtschaft

Mit fast 60 Millionen Hektar Primärwald gilt mehr als die Hälfte der Landesfläche Kolumbiens als bewaldet. Durch Landnutzungsänderungen – legal, vor allem aber auch illegal – wurden in den vergangenen Jahren jedoch jährlich rund 200.000 Hektar Wald vernichtet. Der Regierung plant daher, in den kommenden Jahren mehr als eine Million Hektar Land forstwirtschaftlich neu zu entwickeln. Ökonomische Bedeutung haben bislang Guadua-Holz für den Möbelbau sowie der Anbau von Ölpalmen. Organisiert sind die Palmölhersteller im Verband Fedepalma. Er setzt sich dafür ein, dass bis 2023 75% des Palmöls das Nachhaltigkeitszertifikat RSPO tragen. Umstritten ist, ob viele Palmölkonzerne ihr Land legal erworben oder Kleinbauern gewaltsam vertrieben haben. Das gilt auch für einen der mächtigsten Ölkonzerne, Oleoflores.

Eine Firma, die mit ökonomisch zuvor nicht genutzten Bäumen einen weltweiten Trend ausgelöst hat, ist Kahai. Sie besitzt 650 Hektar Cacaynussbäume und treibt die Aufforstung mit diesen Bäume auf 5.000 Hektar voran. Cacaynüsse enthalten ein hochwertiges Öl, das für Kosmetika genutzt wird. Die Firma verfolgt zudem eine Zero-Waste-Strategie und verwertet nahezu alle Teile der Nüsse, unter anderem zur Proteingewinnung.

Biomassereststoffe

Biomassereststoffe machen in Kolumbien jährlich rund 20 Mio. Tonnen aus und werden zunehmend ökonomisch verwertet, unter anderem zu Bioethanol, Papier, Düngemitteln, Wärme und Strom. Die Regierung sieht das Potenzial sogar bei 43 Mio. Tonnen Biomassereststoffen. Drei Viertel der Agrarfläche sind dem Export gewidmet – was eine nachhaltige Ausrichtung nicht zuletzt an den einheimischen Bedürfnissen erschwert und bestehende Konflikte infolge einer sehr ungleichen Landbesitzverteilung weiter befeuert.

Lebensmittel

Kolumbien hat auch einige große Lebensmittelhersteller, darunter die Grupo Nutresa, Alpina und Colombina. Darüber hinaus sind zahlreiche internationale Konzerne vertreten.

Biotechnologie

Ein beispielhafter Akteur im Bereich der Gesundheitsanwendungen der Biotechnologie ist das private Forschungszentrum CorpoGen, dessen Dienstleistungen Produktentwicklungen, Diagnostik, Datenanalysen und technische Services umfassen. Auch Biotriskel versteht sich als biotechnologischer Forschungsdienstleister. Futtermittelzusätze, insbesondere Wachstumsförderer, sind das Geschäftsfeld der noch jungen, aber sehr forschungsgetriebenen Firma Bialtec. PRO-AMB entwickelt biotechnologische, meist mikrobielle Lösungen von Ackerbau über Viehzucht bis zu Abwasseraufbereitung und Kompostierung.

Die Grüne Biotechnologie ist in Kolumbien nach wie vor ein Thema, spielt mit rund 100.000 Hektar Mais und Baumwolle aber nur noch eine kleine Rolle.

Kosmetik und Pharma

Natürliche Extrakte für die Kosmetikindustrie produziert die Firma Neyber und legt dabei Wert auf die nachhaltige Gewinnung. Auch Labfarve setzt auf pflanzenbasierte Verbindungen, allerdings nicht nur für die Kosmetikbranche, sondern auch für den pharmazeutischen Sektor. Phytotherapeutika sind ebenfalls das Arbeitsfeld der Firma Naturfar. Ecoflora Cares produziert zahlreiche pflanzenbasierte Stoffe, zuletzt vor allem Farbstoffe für Lebensmittel, aber auch Zusätze für Kosmetika und Reinigungsprodukte. Die Hochschulausgründung Bioingred hat neben einigen natürlichen Verbindungen vor allem ein Verfahren im Portfolio, um Fette und Öle besser in kosmetische Formulierungen einzubinden.

Ökotourismus

Der Tourismus hat in Kolumbien lange Zeit unter dem anhaltenden Bürgerkrieg und der Unsicherheit im Land gelitten. Seit dem Ende der bewaffneten Konflikte im September 2016 erholt sich die Branche jedoch zunehmend und soll nach dem Willen der Regierung auch nachhaltig entwickelt werden. Der naturnahe und Naturerlebnis-Tourismus wird vor allem durch kleine Firmen und Familienbetriebe wie Ecosistemas oder Coraves Birding and Nature Tours angeboten.