Der Begriff Bioökonomie kommt in dem aktuellen Koalitionsvertrag (2021) der Landesregierung von Rheinland-Pfalz zwar nicht vor, Themen der biobasierten Wirtschaft finden jedoch Platz. Die Koalitionäre bekräftigen ihren Willen, das Bundesland zu einem führenden Standort für Biotechnologie/Biomedizin ausbauen zu wollen, was insbesondere durch eine stärkere Ansiedlung von biotechnologisch geprägten Start-ups und Unternehmen gelingen soll. Diese Absicht ist ebenso Bestandteil der Fortschreibung der Regionalen Innovationsstrategie Rheinland-Pfalz in der man mit den Bereichen Energie, Umwelttechnik und Ressourceneffizienz sowie Werkstoffe, Material- und Oberflächentechnik weitere Bioökonomie-nahe Schwerpunktthemen festgelegt hat.
Bereits seit 2001 gibt es in Rheinland-Pfalz eine Nachhaltigkeitsstrategie. Diese wird regelmäßig fortgeschrieben und an aktuelle Entwicklungen angepasst. Zu den Kernthemen der aktuellen Version zählen nachhaltiges Wirtschaften, Ressourcen- und Klimaschutz sowie der Erhalt der biologischen Vielfalt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Nutzung erneuerbarer Energien, auf energie- und ressourceneffizientem Wirtschaften hin zur Schließung von Stoffkreisläufen, also einer echten Kreislaufwirtschaft.
Neben der rheinland-pfälzischen Wirtschaft hat auch der Forschungssektor des Landes eine breite Vielfalt zu bieten. Dazu zählen fünf Universitäten und acht (staatliche) Hochschulen. An bioökonomisch relevanten Themen wird vor allem an den Hochschulen gearbeitet. So liegen die Forschungsschwerpunkte der Hochschule Bingen bei den Themen Energie, Mobilität, Informationstechnik sowie Agrarwirtschaft und Umwelt.
An der Hochschule Trier beschäftigen sich die Wissenschaftler und Studierenden etwa mit Technologien für nachhaltige Entwicklung, Stoffstrommanagement, der Energie- und Umwelttechnik, der Informationstechnik und den Lebenswissenschaften. Insbesondere der Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier verfügt über ein breites Angebot an nachhaltigen und zukunftsorientierten Studiengängen wie Bio- und Pharmatechnik, Umwelt- und Verfahrenstechnik, nachhaltige Ressourcenwirtschaft, Umwelt- und Wirtschaftsinformatik, International Material Flow Management, Sustainable Change.
Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz konzentriert sich bei der Förderung von Forschung und Innovation vor allem auf die Biotechnologie. Zusätzlich zu den aktuellen Unterstützungsleistungen sollen in den kommenden zehn Jahren mindestens 100 Mio. Euro in den Biotechnologie-Sektor investiert werden. Private und Bundes-Fördermittel sollen diese Summe noch ergänzen. Ein Teil davon wird dem geplanten Projekt Grüne Biotechnologie für die Wirkstoffentwicklung auf Basis mikrobieller und pflanzlicher Systeme der Technischen Universität Kaiserslautern und die Universität Koblenz-Landau (Campus Landau) zugutekommen. Darüber hinaus betreibt das Bundesland insgesamt vier Technologie- und Gründerzentren in Ludwigshafen, Koblenz, Kaiserslautern und Mainz. Speziell letzterer Standort soll zeitnah zu einem Zentrum für Start-ups aus der Biotechnologie weiterentwickelt werden.
Eine Reihe von Innovationsleistungen findet aktuell an den Wissenschaftseinrichtungen des Landes statt. Dies geschieht etwa in Form der Biogenen Werkstatt an der Technischen Hochschule Bingen, wo man zu biobasierten Hochleistungswerkstoffen forscht. Weitere Aktivitäten sind auch an nicht-staatlichen Instituten wie dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) zu beobachten. Biotechnologische Forschungsarbeiten zu Biogas, Power2Gas-Technologien, Biomasseaufschluss und Fermentationsverfahren zur Gewinnung biobasierter Produkte stehen hier unter anderem im Fokus.