Max Mundt - Der Biotechscout

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Max Mundt - Der Biotechscout

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Die Biotechnologie ist auf dem Vormarsch. Noch gelangen aber nur wenige mikrobiell erzeugte Substanzen in Produkte für den Markt. Das will Max Mundt ändern. Der promovierte Molekularbiologe arbeitet für das Start-up Insempra beim IZB in München als Vize-Präsident in der Geschäftsentwicklung. Bei Start-ups und Spin-offs sucht er nach spannenden Technologien, um nachhaltige Produkte zu entwickeln, z.B. Hefeöle für Hautcremes oder organische Textilfasern. Im Portrait bringt Max geschäftlichen Pragmatismus und persönlichen Idealismus auf überzeugende Weise zusammen. Mit Biopionieren wie ihm kann die biologische Revolution kommen!

DIE BIOPIONIERE | Der Biotechscout – Max Mundt entwickelt nachhaltige Biotechnologieprojekte

Was wir machen müssen, ist nicht drei Schritte zurückgehen und wieder so leben wie die Steinzeitmenschen, sondern wir müssen jetzt unsere Erkenntnisse und die Technologien, die wir entwickelt haben, nutzen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen!

Ich bin Max Mundt, von Hause aus Naturwissenschaftler aus der Biotechnologie, seit ein paar Jahren im Start-up-Bereich unterwegs. Und jetzt, seit gut anderthalb Jahren bin ich Vice President for Business Development bei der Firma Insempra. Ich bin so ein bisschen in der Firma die Brücke zwischen der Technologie und der kommerziellen Anwendung. Ich rede viel mit Wissenschaftlern, ich rede viel mit Frühphase, Startups, bin out und suche nach spannenden Technologien, die man nutzen kann, um nachhaltige Produkte zu entwickeln.

Wir nutzen Mikroorganismen von Bakterien zu Hefen, alles Mögliche, was man in einem Bioreaktor wachsen lassen kann. Und das machen wir, weil die einfach die Maschinen sind, die schon das ganze Arsenal mitbringen, um ein riesen Portfolio an Produkten eigentlich herstellen zu können. Unser CEO Jens Klein ist, was man neudeutsch ein Serial Entrepreneur nennt. Also er hat vorher schon Firmen gegründet, Firmen geleitet und darunter auch AMSilk. Das ist eine Vorzeige-Firma in der Biotechnologie in Deutschland, die es wirklich geschafft hat, ein Produkt aus dem Labor in die Anwendung zu bringen, in Produkte reinzubringen. Und das ist eben eine biosynthetische Spinnenseide. Und die Idee bei Insempra war die erfolgreiche Skalierung und Kommerzialisierung von biotechnologischen Entwicklungen und das auch noch mal eine breitere Basis zu setzen.

Eine unserer Produktkategorien sind Öle und Fette. Die werden auch biotechnologischen hergestellt mit Abfallstoffen. Und was hinten rauskommt sind sogenannte mikrobielle Lipide und die können die gleichen Eigenschaften haben wie Mineralöle, aber auch wie verschiedene Pflanzenöle. Und damit haben wir ein bisschen herumgespielt, haben eine Formulierung gemacht. Unser Öl mit anderen Inhaltsstoffen in einer Hautcreme und können jetzt eben die auch ausprobieren, können testen, wie fühlt die sich auf der Haut an, was für Eigenschaften hat die? Und können das Ganze natürlich auch noch unterfüttern mit extrem guter Analytik, die wir natürlich hier auch bei uns im Hause machen.

Ich glaube, der große Trick ist tatsächlich, mit dem Kunden zu starten. Wir wollen nur entwickeln, was am Ende natürlich auch einen Mehrwert liefert. Und das ist auf der einen Seite der nachhaltige Aspekt, aber wir können noch viel, viel mehr aus dem Arsenal der Biologie eigentlich rausholen, um bessere Produkte zu machen, die besser sind als das, was die chemische Industrie zum Beispiel herstellen kann.

Es ist fast schon philosophisch, dass wir jetzt sagen, wir gehen ein bisschen von dem Bio-Engineering weg und gehen mehr zu etwas, das wir "Nature Co-Design" nennen. Ich glaube, der Unterschied ist, dass wir die Biologie nicht komplett programmieren wollen oder ihr unseren Willen aufzwingen, sondern die Natur ist bei uns eben ein gleichwertiger Partner, weil es gibt einfach eine interne Kraft, die wir sowieso nicht überwinden können. Und das ist die Evolution.

Also mir ist es wichtig zu zeigen, dass viel, viel Technologie, auch Biotechnologie, schon in vielen Produkten drinsteckt, die wir tagtäglich benutzen und beim Mittagessen wollte ich einfach mal zeigen, wie viel Technologie, auch Biotechnologie schon in so einem einfachen Gericht steckt wie eben Spaghetti mit Trüffel, Öl und ein bisschen Pecorino obendrauf.

Das sind nur drei Zutaten, aber das sind drei Hightech-Zutaten. Was ich ganz spannend fand, das war dieses Trüffelöl. Das ist ein normales Pflanzenöl, aber versetzt mit einem Trüffel-Aroma, das nicht aus dem Trüffel kommt, sondern aus den Mikroorganismen, die auf dem Trüffel drauf leben. Das heißt, die kann man auch in einem Bioreaktor wachsen lassen, die Aromastoffe da herausziehen und das dann einem Öl hinzufügen. Und das ist etwas, was uns im Alltag eigentlich nicht bewusst ist. Und ich würde mich freuen, wenn wir da mehr drüber reden würden und auch anerkennen könnten, wie viel uns diese Technologie eigentlich bis heute schon gebracht hat. Und wir sind noch ganz am Anfang.

Wir sind hier im AI Campus, einem Ort, wo tatsächlich eher Designer und Produktentwickler rumlaufen als Leute in Kitteln und mit Pipette. Tatsächlich, weil diese Welten jetzt zusammenwachsen. Wir nutzen Künstliche Intelligenz. Wir nutzen alle möglichen digitalen Lösungen, um in der Biotechnologie weiterzukommen, um unsere Produktentwicklung zu beschleunigen. Und wir müssen mit biobasierten Produktionsprozessen auf die gleichen Volumina kommen wie das, was die chemische Industrie gerade mit Erdöl basierten Prozessen macht. Was alles ausbeuterische Prozesse sind sowohl Erdöl als auch Pflanzen Extraktion sind intrinsisch nicht unbedingt nachhaltig.

Die modernen Biotechnologien können aber intrinsisch nachhaltig sein und deshalb pushen wir das hier auch mit so einer Veranstaltung wie hier und mit den Start-ups, die links und rechts jetzt eigentlich überall aus dem Boden sprießen. Wir sind aber immer noch am Anfang und ich glaube, es ist auch eine große Verantwortung von vielerlei Seiten Verantwortung gegenüber der Natur, gegenüber der Gesellschaft, auch gegenüber unseren Investoren, die viel Geld reingelegt haben. Und wir arbeiten unermüdlich daran, tatsächlich diese biologische Revolution jetzt anzustoßen und diese nachhaltigen Produkte eben auch auf den Markt zu bringen.

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