Mehr Forschung für den Ökolandbau
Die Biolandwirtschaft boomt, aber anwendungsnahe Forschung in diesem Feld findet aktuell noch zu wenig statt, kritisieren Experten. Das soll sich künftig ändern.
Bio-Lebensmittel sind im Trend. 2016 stieg ihr Umsatz in Deutschland um fast ein Zehntel auf 9,5 Mrd. Euro an. Das geht aus neuesten Zahlen der Branche hervor, die anlässlich der weltgrößten Fachmesse für Bio-Produkte BIOFACH vorgestellt wurden, die derzeit vom 15. Februar bis 18. Februar in Nürnberg stattfindet. Allein in Deutschland sind nach Angaben des Bundes Ökologische Landwirtschaft (BÖLW) die bewirtschafteteten Flächen im Ökolandbau um knapp 9% auf rund 1,2 Millionen Hektar gestiegen (mehr Infos hier). Insgesamt sind hierzulande 26.855 ökologisch wirtschaftende Agrarunternehmen tätig, nach dem gesetzlichen Bio-Standard arbeiten 40.000 Unternehmen. Im jahr 2016 haben laut BÖLW-Statistik durchschnittlich fünf Betriebe pro Tag ihre Landwirtschaft auf Bio umgestellt. Auch bei Verbrauchern ist Bio beliebt: Laut Umfragen kaufen inzwischen die Hälfte der Deutschen häufig oder gelegentlich Öko-Produkte.
Zukunftsstrategie Ökolandbau veröffentlicht
Die Stärkung des Ökolandbaus ist daher auch ein Ziel der Bundesregierung. Dies wurde zuletzt in der neu aufgelegten „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ betont. Langfristig sollen die Anbauflächen für heimische Bio-Bauern bis 2030 um 20% steigern. Wie das konkret gelingen soll, das wird in der nun vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellten "Zukunftsstrategie ökologischer Landbau -ZöL" präsiziert. "Unsere Bäuerinnen und Bauern sollen die Chancen nutzen können, die der wachsende Absatzmarkt vor ihrer Haustür bietet“, betont Minister Christian Schmidt. In dem rund 100 Seiten starkem Papier wird aufgelistet, wie die Ausdehnung ökologisch bewirtschafteter Flächen schneller gelingen kann und welche Forschungsmaßnahmen hierfür wesentlich sind. So soll das zentrale Förderprogramm für den ökologischen Landbau, das "Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft" (BÖLN), stärker als bisher finanziell ausgestattet werden. Es ist geplant, ab 2018 das Budget um 50% auf 30 Mio. Euro pro Jahr aufzustocken und den Anbau sowie Verarbeitung von Eiweißpflanzen wie Soja, Lupinen, Erbsen oder Klee weiterhin mit 6 Mio. Euro jährlich unterstützt werden.
BÖLW begrüßt BMEL-Strategie
Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), begrüßte die BMEL-Strategie. Mit der Stärkung des BÖLN erfolge ein überfälliger erster Schritt zur Finanzierung, insbesondere der Forschung im Bio-Bereich, sagte er auf der Eröffnungspressekonferenz der Biofach in Nürnberg. "Ein sehr wichtiges Signal an alle Landwirte ist das Versprechen, dass ausreichend Mittel bereit gestellt werden sollen, damit auch in den nächsten Jahren konventionelle Landwirte auf Bio umstellen können", betonte der BÖLW-Vorsitzende und ergänzte: "Die Maßnahmen der ZöL adressieren die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Verbraucher. Das ist unabdingbar für eine ausgewogene Entwicklung des Öko-Sektors vom Ausbau der heimischen Erzeugung bis zur Steigerung der Nachfrage nach heimischen Bio-Lebensmitteln - und damit für das Erreichen der Nachhaltigkeits- und Klimaziele Deutschlands."
Hintergrund
Die "Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL)" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Forschungsallianz Dafa mit eigener Strategie
Pünktlich zur Biofach 2017 in Nürnberg hat auch die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) ihre Forschungsstrategie zur Ökologischen Lebensmittelwirtschaft präsentiert. Erarbeitet in einem über zweijährigen Prozess zeigt sie auf, wie Agrarforschung dazu beitragen kann, dass sich Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft deutlich verbessern und die Branche zugleich ihrem Anspruch als besonders nachhaltige Wirtschaftsform gerecht werden kann. Die Experten warnen darin unter anderem, dass das Ziel bei gleichbleibendem Tempo erst Ende des 21. Jahrhunderts erreicht wird. In dem 56 Seiten umfassenden Papier fordern die Autoren auf, die Forschung auf zentrale Themen zu fokussieren, eine leistungsfähige Forschungsförderung aufzubauen sowie deutlich mehr Geld bereitzustellen. Als Themen erachten die Experten insbesondere neue Strukturen in der Pflanzenzüchtung, technische Innovationen im Pflanzenbau, verbesserte Verarbeitung und Haltbarkeit von Bio-Lebensmitteln sowie neue unternehmensethische und Kontrollkonzepte zur Sicherung der IFOAM-Prinzipien in globalisierten Märkten.
sw
Hintergrund
Die "Forschungsstrategie der Deutschen Agrarforschungsallianz"