Malaysia

Malaysia

Malaysia zählt in der Bioökonomie zu den führenden Ländern Südostasiens. Die Voraussetzungen dafür sind vor allem in seinem Ressourcenreichtum an Palmöl, Kautschuk, Reis und Kakao sowie seiner biologischen Vielfalt im Regenwald begründet.

Politik und Förderung

Die Rohstoffdiversität wird durch ein biotechnologisches Know-how im Land ergänzt, das von der malaysischen Regierung seit mehreren Jahren konsequent gefördert und 2005 mit Einführung der National Biotechnology Policy (NBP) in ein politisches Programm übersetzt wurde. Im Herbst 2022 ist an seine Stelle die aktualisierte Version The National Biotechnology Policy 2.0 (DBN 2.0) getreten. Unter Leitung des Ministry of Science, Technology and Innovation (MOSTI) werden darin die Themen Agrarbiotechnologie, Gesundheitswesen und industrielle Biotechnologie in der Kreislaufwirtschaft betont. Als zentrales Förderinstrument wird auch in der editierten Fassung der BioNexus-Status aufgeführt. Unternehmen mit diesem Status kommt eine Reihe von Privilegien wie Steuererleichterungen, Finanzierungshilfen sowie Programme zur Fachkräfteentwicklung und Forschungsförderung zugute. Wichtige Policy-Ziele sind ein 5 %iger Anteil der Biotechnologie am BIP und ein stetiger Aufbau leistungsfähiger biotechnologischer Forschungsnetzwerke.  

Als zentrale Regierungsagentur für die Förderung biobasierter Wirtschaftsaktivitäten ist die Malaysian Bioeconomy Development Corporation (Bioeconomy Corp) für den BioNexus-Status verantwortlich. Die Organisation fungiert als Schnittstelle zwischen Regierung, Industrie und Forschungseinrichtungen, berät Investoren, fördert Technologietransfer und unterstützt bei der Kommerzialisierung biobasierter Innovationen. In ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch das Bioeconomy Transformation Programme (BTP) von 2012, bei dem Bioökonomieprojekte mit hohem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Potenzial unterstützt werden. Im Fokus stehen dabei etwa die Sektoren Landwirtschaft und industrielle Biotechnologie.  

Einrichtungen wie die Regierungsagentur Cradle Fund und die Malaysia Technology Development Corporation (MTDC) stellen zudem Fördermittel für Start-ups, Technologietransfer und Kommerzialisierung bereit. Regionale Biotech-Cluster wie der Technology Park Malaysia (TPM) in Kuala Lumpur bieten moderne Infrastruktur für Forschung, Entwicklung und Produktion in Bereichen wie Biopharma und Agrarbiotechnologie. Verbände und NGOs ergänzen diese Strukturen; im Fall des Malaysian Biotechnology Information Centres (MABIC) in Form einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf Wissenschaftskommunikation, Politikberatung und Bildungsarbeit im Biotech-Bereich spezialisiert hat. 

Wissenschaft

Malaysias Wissenschaftslandschaft aus privaten und öffentlichen Hochschulen wurde in den vergangenen 20 Jahren stark ausgebaut. Das übergeordnete Ziel der Regierung ist, in diesem Bereich ein international konkurrenzfähiges System aufzubauen. Von den Schwerpunktinvestitionen in die angewandte Forschung und dem stetigen Bedeutungszuwachs von Technologietransfer und Industriekooperationen konnte auch die biobasierte Wirtschaft profitieren.  

Wichtige akademische Hochschulzentren mit Bioökonomiebezug sind die Universiti Putra Malaysia (UPM), die 2024 den Food Security Blueprint veröffentlicht hat; einen strategischen Fahrplan, der etwa den Einsatz der Präzisionslandwirtschaft als wichtiges Instrument für die Ernährungssicherheit betont. Neben der Agrar- fokussiert man dort die Biotechnologieforschung. Eine Spezialisierung auf letztere ist auch bei den Universitäten Kebangsaan Malaysia (UKM) und Sains Malaysia (USM) anzutreffen, bei der Universiti Teknologi Malaysia (UTM) sind es Bioverfahrenstechnik und Grüne Chemie. Bioökonomie-relevante Studiengänge sind bei all diesen Universitäten zu finden.  

Austauschprogramme und internationale Forschungskooperationen erweitern das akademische Angebot. Eine Zusammenarbeit mit Deutschland erfolgte im Rahmen des BMFTR-Programms Bioökonomie International (Bioeconomy International) 2020, bei dem beispielweise die Erforschung und Etablierung neuartiger Produktionsorganismen für die Primärproduktion fokussiert wurde.  

Wirtschaft

Die malaysische Bioökonomie ist ein wachsender Wirtschaftszweig, der eine zunehmend bedeutende Rolle in der nationalen Entwicklungsstrategie des Landes spielt. Die Regierung strebt bis 2030 einen BIP-Anteil von 8 bis 10 Prozent an und stützt sich dabei vor allem auf drei Sektoren: Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, industrielle Biotechnologie sowie Gesundheit und Pharma.  

In der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft stehen Palmöl, Reis, Kakao, tropische Früchte und Aquakultur im Fokus. Durch den Einsatz biotechnologischer Verfahren und biobasierter Produkte können immer effizientere Ertragssteigerungen erreicht werden. Beispiele dafür sind die Züchtung resistenter Reissorten und die Beigabe probiotischer Wasserzusätze in der Fischzucht.  

Im Bereich industrielle Biotechnologie liegt in der Entwicklung innovativer Materialien und Prozesse großes Potenzial. Unternehmen wie CCM Polymers stellen Biokunststoffe aus Palmöl-Derivaten und anderen nachwachsenden Rohstoffen her. Zudem werden mikrobiell erzeugte Enzyme und organische Säuren für die Lebensmittel- und Textilindustrie produziert. Biokraftstoffe, insbesondere Biodiesel auf Palmölbasis und aus Algen, bilden einen weiteren Schwerpunkt neben Chemikalien wie biobasierten Lösungsmitteln, Schmierstoffen und Tensiden.  

Biosimilars, Impfstoffe und funktionelle Lebensmittel (Nutraceuticals) sorgen im malaysischen Gesundheits- und Pharmasektor für hohe Wachstumsraten – mit Hightech und auch mit Tradition. Während Unternehmen wie Duopharma Biotech Bhd biopharmazeutische Wirkstoffe wie Insulin mit modernsten Techniken herstellen, nutzen andere Firmen Pflanzeninhaltsstoffe aus der ethnomedizinischen Praxis für Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmittel.

Autorin: Kristin Kambach