Multiresistente Krankenhaus-Keime mit neuer Strategie entwaffnen

Multiresistente Krankenhaus-Keime mit neuer Strategie entwaffnen

GO-Bio 5

Dr. Katrin Lorenz-Baath
Projektleiterin AVIRU, Lehrstuhl für Organische Chemie II
Technischen Universität München
lorenz@aviru.de

Kurzzusammenfassung:

Antibiotika sind heute vielfach zu einer stumpfen Waffe im Kampf gegen Keime geworden. Pathogene Bakterien und Einzeller haben oft bereits Resistenzen gegen eine Reihe von Medikamenten entwickelt. Die Optionen für eine erfolgreiche Therapie sind in solchen Fällen sehr begrenzt. Verschärft wird das Problem durch das zurückgefahrene Engagement der Pharmaindustrie bei der Entwicklung neuer Antibiotika. Der Bedarf an Innovationen in diesem Feld ist groß.

Das Team AVIRU aus München entwickelt Wirkstoffe, die multiresistente Bakterien mit einer neuen Strategie außer Gefecht setzen.  Anders als herkömmliche Antibiotika töten die Wirkstoffe – kleine chemische Moleküle aus der Substanzklasse der Beta-Lactone – die Mikroben aber nicht ab. Vielmehr werden die Zellen daran gehindert, Toxine abzusondern, die im Körper von Patienten gefährliche Krankheitssymptome hervorrufen. Das blockierte Zielmolekül ist ein Bakterien-Enzym namens ClpP.

Der Vorteil dieser Strategie: Sind sie erst einmal entwaffnet, werden die Bakterien durch die Immunantwort des Patienten eliminiert. Da die Bakterien nicht in ihrem Wachstum gehemmt werden, ist auch die Ausbildung möglicher Resistenzen gegen den Wirkstoff reduziert. In der ersten Förderphase des GO-Bio-Projektes möchte Katrin Lorenz-Baath mit ihrem Team zunächst das Hauptaugenmerk auf die Validierung des Angriffszieles und die kristallographische Bindungsaufklärung legen. Diese Arbeiten legen den Grundstein für die medizinalchemische Optimierung der vorhandenen Wirkstoffkandidaten. Am Ende der ersten Förderphase steht das Ziel, präklinische Wirkstoffkandidaten zu identifizieren, die sich für eine potenzielle Anwendung am Menschen eignen. Die Durchführung von Tierstudien und der Eintritt in die klinische Phase ist im Anschluss geplant.