EU startet Programm gegen Plastikmüll im Meer

EU startet Programm gegen Plastikmüll im Meer

Nicht nur sichtbarer Plastikmüll macht dem Ökosystem Meer zu schaffen, auch Mikroplastik wird immer mehr zum Problem. Welche Auswirkungen diese winzigen Teilchen konkret haben, wollen nun mehrere europäische Forschungsverbünde herausfinden. Deutsche Wissenschaftler sind maßgeblich daran beteiligt.

Plastikmüll am Strand von Goa. Die Verschmutzung der Meere durch Plastikteilchen ist ein globales Problem.
Plastikmüll am Strand von Goa. Die Verschmutzung der Meere durch Plastikteilchen ist ein globales Problem.

Die Meere werden zunehmend zu unsichtbaren Müllhalden. Plastikteile machen dabei 90 Prozent der Verschmutzung aus. Besonders problematisch für Tier- und Pflanzenwelt sind jene winzigen kaum fünf Milimeter großen Plastikteilchen - auch Mikroplastik genannt - die sich in Kosmetikprodukten befinden oder durch den Zerfall von Kunststoffen entstehen und über das Abwasser ins Meer gespült werden. Um gegen diese globale Umweltgefahr anzukämpfen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf EU-Ebene im Frühjahr den Start des Forschungsprogramm „Mikroplastik in marinen Systemen“ maßgeblich mitinitiiert. Forscher aus zehn europäischen Ländern waren aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen. 21 Konsortien hatten sich beworben, vier erhielten nun den Zuschlag zur Förderung, darunter zwei unter deutscher Federführung. Ende des Jahres sollen sie die Arbeit aufnehmen.

Ob am indischen Ozean oder in der Karibik: Chipstüten, Colabüchsen, Plastiktüten oder –flaschen verschandeln weltweit viele Strände. Doch die sichtbaren Müllhalden sind nicht das alleinige Problem. Die eigentliche Gefahr geht von winzigen Kunststoffteilchen aus, die für das bloße Auge kaum sichtbar sind, weil sie  beispielsweise in Kosmetikartikeln wie Duschgels und Cremes verwendet werden. Die Teilchen gelangen über das Abwasser ins Meer oder gelangen durch  achtlos weggeworfene Plastikartikel, die sich durch UV-Strahlung und Wellenschlag zersetzen, ins Meer und lagern sich dort ab. Bereits auf dem dem G7-Gipfel im Juni wurde das Thema als globale Herausforderung  festgehalten und soll auch auf der Agenda des bevorstehenden G7-Treffens der Wirtschaftsminister im Oktober in Berlin stehen.

Wie bedroht Mikroplastik die Meere?

Klar ist: Die sogenannte Mikroplastik bedroht die Unterwasserwelt, vor allem Meerestiere gelten als gefährdet. In 690 Meerestieren wurden bereits derartige Partikel gefunden. Welche genauen Auswirkungen diese Mikroplastik-Teilchen auf das Ökosystem Meer haben, wird nn erstmals umfassend im EU-Programm „Mikroplastik in marinen Systemen“ erforscht, das Anfang des Jahres unter anderem durch das Bundesforschungsministerium im Rahmen der gemeinsamen europäischen Forschungsinitiative "Healthy and Productive Seas and Oceans" (JPI OCEANS) angestoßen wurde und  an der insgesamt zehn Länder (Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Spanien und Deutschland) beteiligt sind.

Vier Konsortien ausgewählt

Forscher aus diesen Ländern waren seit Februar aufgerufen, sich zu beteiligen. Aus 21 Bewerberkonsortien wurden nun vier Forschungsverbünde von einem Expertengremium ausgewählt, darunter zwei unter Federführung deutscher Einrichtungen. "Wir brauchen einheitliche Meßmethoden und weitere Erkenntnisse darüber, wie sich das Plastik im Meer verbreitet, und wie es sich auf die marine Umwelt und letztendlich den Menschen auswirkt", betont Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. "Deutschland koordiniert zwei von vier Forschungsverbünden und nimmt damit eine Vorreiterrolle in der Forschung über die zunehmende Vermüllung der Ozeane ein." Die Gesamtfördersumme für die Ausschreibung im Rahmen der gemeinsamen europäischen Forschungsinitiative "Healthy and Productive Seas and Oceans" (JPI OCEANS) beträgt mehr als sieben Millionen Euro bis zum Jahr 2018.

Deutschland als Vorreiter im Kampf gegen Mikroplastik

Von deutscher Seite wird das Alfred-Wegener-Institut am Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung Arbeiten zu einheitlichen Standards für Mikroplastik-Analysen und Meßmethoden im Rahmen des Verbunds "Baseman" leiten (Mehr Informationen hier klicken). Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert wiederum im Verbund "Weather-Mix" die Forschung zu den Verteilungswegen, zum Abbau und zur Toxizität des Plastikmülls in den Meeren  (Mehr Informationen hier klicken). Themen wie die ökotoxikologischen Auswirkungen von Mikroplastik auf marine Organismen und Ökosysteme werden jeweils von Spanien und Norwegen geleitet. Aber auch hier sind mit der TU Darmstandt sowie der Universität Heidelberg deutsche Partner vertreten. Insgesamt sind 51 europäische Institutionen in den vier Forschungsverbünden organisiert. Ende 2015 sollen sie die Arbeit aufnehmen.