Bayer setzt auf digitale Landwirtschaft
Der Bayer-Konzern baut seine Aktivitäten zu Digital Farming weiter aus. Mit Proplant wurde ein IT-Hersteller von Diagnose- und Warnsystemen übernommen.
Daten vom Acker gewinnen und analysieren - der Trend zur Digitalisierung hat längst auch die Landwirtschaft erreicht. Experten sehen das „Digital Farming“ als milliardenschweren Wachstumsmarkt, von dem auch Unternehmen der Agrochemie-Branche profitieren wollen. Dabei geht es nicht nur um hochmoderne Agrartechnik, sondern auch um eine gezielte Nutzung und Interpretation der Daten. Das zeigt auch die jüngste Übernahme des Start-ups Proplant durch Bayer. Mit dem Zukauf des Anbieters von Diagnose- und Warnsystemen für die Landwirtschaft will Bayer Crop Science die eigenen Aktivitäten in Richtung Digital Farming weiter stärken und so Landwirten konkrete Handlungsempfehlungen zur Ertragssteigerung und Kostenersparnis geben. Das ehemalige Spin-off der Universität Münster firmiert zukünftig unter dem Namen Bayer Digital Farming GmbH.
"Abendrot-Gutwetterbot – Morgenrot mit Regen droht". Solche oder andere Wetterregeln begleiten mitunter bis heute die Arbeit von Bauern und Landwirten. Auch wenn die althergebrachte Wetterbeobachtung mitunter noch jede Wetter-App Lügen straft: Die Digitalisierung der Landwirtschaft ist auf dem Vormarsch und spielt auf den Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine zentrale Rolle. Denn hohe Erträge und ein umweltfreundlicher Einsatz von Ressourcen können nur mit moderner Technik und unter effektiver Nutzung aller Daten erreicht werden. Das haben auch deutsche Unternehmen erkannt. So entwickelte Bosch in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück und dem Landmaschinen-Hersteller Amazone GmbH einen mit Sensoren ausgestatteten Feldroboter, der selbstständig über den Acker fährt und den Wachstumsverlauf jeder
Digital Farming stärken
Nun hat Bayer Agrar Deutschland angekündigt, mit einem Zukauf seine Aktivitäten in Richtung Digital Farming weiter auszubauen. Bereits 2015 hatte die Agrar-Tochter des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns den kanadischen IT-Dienstleiter Zoner übernommen. Das Unternehmen liefert Software, mit deren Hilfe Satellitenbilder landwirtschaftlicher Feldern aus den letzten 30 Jahren analysiert werden können. Mithilfe dieser Daten könnten Landwirte entscheiden, welches Saatgut wo am besten geeignet ist. Denn Ackerflächen können sich sogar innerhalb eines Flurstückes stark unterscheiden.
Hilfe bei Aussaat und Schädlingsbekämpfung
Mit proPlant holt sich Bayer Agrar nun einen weiteren IT-Anbieter für die Landwirtschaft ins Boot. „Mit der Übernahme von Proplant erweitern wir unsere Technologie-Plattform, auf deren Basis wir neue digitale Lösungen für eine nachhaltige ressourcen-effiziente Agrarproduktion entwickeln“, sagt Liam Condon, Vorstandsmitglied von Bayer und verantwortlich für die Crop Science-Sparte des Unternehmens. Das ehemalige Spin-off der Universität Münster wurde einst von Mitarbeitern des Fachbereiches Geoinformatik gegründet und bietet Diagnose- und Warnsystemen für die Agrarbranche an. Mithilfe von Wetterdaten und Informationen zur Bodenbeschaffenheit errechnet die Software, wann und wie viel Saatgut oder Schädlingsbekämpfungsmittel auf die Felder zubringen ist.
IT-Anwendungen als Entscheidungshilfe für Bauern
„Die Digitalisierung kann Landwirten zeitnahe und feldspezifische Entscheidungsgrundlagen liefern – von der Auswahl der richtigen Sorte über eine möglichst genau dosierte Düngung und die Ermittlung des optimalen Zeitpunktes für Pflanzenschutzmaßnahmen bis hin zur frühzeitigen Erkennung von pflanzlichen Stressfaktoren“, erläutert Condon. Trotz des großen Datenpools sieht sich Bayer keinesfalls als „Datensammler für Landwirte“, wie Condon gegenüber dem Handelblatt betont. „Aber an der Idee, die verfügbaren Daten in einen Algorithmus zu packen, von dem der Landwirt einen Mehrwert hat, daran arbeiten wir sehr intensiv“.
Denn auch andere Unternehmen haben das Potenzial von Big Data in der Landwirtschaft entdeckt. Das Beratungsunternehmen Roland Berger prognostiziert, dass der Markt für IT-Anwendungen in der Landwirtschaft bis 2020 um durchschnittlich zwölf Prozent im Jahr steigen wird.