Konzern Lesaffre kauft Biosprit-Pionier Butalco
Der Biokraftstoffspezialist Butalco, ein Spin-off der Universität Frankfurt, wird vom französischen Konzern Lesaffre übernommen.
Der französische Konzern Lesaffre übernimmt den Biokraftstoff-Spezialisten Butalco. Bisher verdiente Lesaffre sein Geld vor allem durch den Verkauf von Bäckerhefen und Hefeextrakten für die Lebensmittelindustrie. Mit Hilfe der neuerworbenen Butalco GmbH will das Unternehmen nun auch in der Bioethanol-Produktion weiter Fuß fassen. Gelingen soll dies unter anderem mit speziellen Hefestämmen, die in der Lage sind, Biomasse besonders effizient umzusetzen. Entwickelt wurden die Turbohefen von Butalco an der Universität Frankfurt.
Hefen sind die Arbeitspferde in der industriellen Biotechnologie. Sie werden genutzt, um Biomasse zu vergären und bei dieser Umwandlung wertvolle Plattformchemikalien oder Alkohole wie Bioethanol herzustellen. Damit das möglichst effizient gelingt, werden in der industriellen Biotechnologie fast ausschließlich speziell entwickelte Produktionsstämme eingesetzt. Sie werden maßgeschneidert für die jeweilige Anwendung entwickelt, um gezielt ein bestimmtes Produkt herzustellen oder einen bestimmten Stoff umzuwandeln.
Turbohefen für effizientere Fermentation
Butalco hat sich auf genau diese Arbeiten spezialisiert. Das in der Schweiz angesiedelte Unternehmen hat gentechnisch veränderte Hefestämme entwickelt, die in der Lage sind, verschiedene Zuckermoleküle aus pflanzlicher . Butalco wurde 2007 vom Frankfurter Biotechnologen Eckhard Boles gemeinsam mit dem Investor Gunter Festel in der Schweiz gegründet. An der Goethe-Universität ist Boles Professor für Molekulare Biowissenschaften. Bis heute verlässt sich Butalco für die Forschungsarbeiten auf eine Kooperation mit der Universität. Das Unternehmen finanziert Forschungsprojekte, Mitarbeiter und Geräte und darf im Gegenzug die Erfindungen nutzen, die sich daraus entwickeln. „Zwei Patentanmeldungen entstanden recht schnell, in denen es um Isobutanol geht. Vier weitere Erfindungen, die ich vorher zur Vergärung von Abfallzuckern gemacht hatte, kaufte Butalco der Uni ab“, erzählt Mitgründer Boles. Die Kooperation soll auch nach der Übernahme von Butalco durch Lesaffre weitergeführt und sogar ausgebaut werden, so Boles. Auch Butalco und Lesaffre verbindet eine mehrere Jahre währende Geschäftsbeziehung. Bereits Anfang 2012 sicherte sich Lesaffre die Rechte an einem Butalco-Patent für eine Hefe, mit der sich der Kraftstoff . Mehrere Millionen Euro sollen damals durch den Verkauf des Schutzrechts erlöst worden sein. Wie viel Geld für die nun erfolgte vollständige Übernahme geflossen ist, teilen die Geschäftspartner hingegen nicht mit.
Lesaffre: Neuer Fokus auf industrielle Biotechnologie
Der weltweit agierende Konzern Lesaffre mit seinem Stammsitz im nordfranzösischen Marcq-en-Baroeul setzte im vergangenen Jahr mit 7.700 Mitarbeitern rund 1,56 Milliarden Euro um, vor allem durch den Verkauf von Bäckerhefen und Hefeextrakten für die Lebensmittelindustrie. Durch die Übernahme könne sein Unternehmen das kommerzielle Angebot an Ethanol-Kraftstoffen der zweiten Generation optimieren, sagte Lesaffre-Manager Didier Masy in einer Pressemitteilung vom 23. Juli. Das Unternehmen hatte erst kürzlich seine Geschäftseinheit Lesaffre Advanced Fermentation (Leaf-) Technologies gegründet. Künftig soll auch die Butalco GmbH als eigenständiges Unternehmen zu diesem Geschäftsbereich gehören. Die Ausbaupläne für diese Biotech-Sparte sind ehrgeizig. In fünf Jahren will Lesaffre rund 30 Prozent seines Umsatzes in diesem Bereich erzielen. Dafür ist das französische Unternehmen gerade auf Einkaufstour in ganz Europa. Erst im Februar wurde Agrauxine übernommen. Die Firma in Angers ist auf die Herstellung von biobasierten Pflanzenschutzmitteln und Düngern spezialisiert. Im vergangenen Dezember wurde Lesaffre in Italien fündig und kaufte die Firma Omniabios. Das Unternehmen hat sich auf die Aufreinigung von S-Adenosyl-L-Methionin spezialisiert. Das natürlicherweise auch im menschlichen Körper produzierte Molekül wird als Nahrungsmittelzusatzstoff genutzt, und soll Osteoarthritis und Depression mildern.