Firmenumfrage 2014: Biotech-Branche mit gemischter Bilanz
Bessere Finanzierung an der Börse, Stagnation bei Umsatz und Beschäftigten, geschrumpfte F&E-Ausgaben - die aktuelle Firmenumfrage von biotechnologie.de zeichnet ein durchwachsenes Bild der deutschen Biotechnologie-Branche.
Verbesserte Finanzierung an der Börse, Stagnation bei Umsatz- und Mitarbeiterzahlen, rückläufige Ausgaben für Forschung und Entwicklung – 2013 war offenbar ein durchwachsenes Jahr für die deutsche Biotechnologie-Branche. Dennoch ist das Interesse der Großindustrie an Biotech-Produkten ungebrochen – nicht nur in der Gesundheitswirtschaft, sondern zunehmend auch in der Bioökonomie. Das geht aus den ersten Ergebnissen der Umfrage von biotechnologie.de zur Lage der Biotechnologie in Deutschland hervor, die zum Start der „Deutschen Biotechnologietage 2014“ am 9. April in Hamburg veröffentlicht wurden.
Die zweitägige Veranstaltung wird jährlich vom Branchenverband BIO Deutschland, dem Arbeitskreis der Bioregionen und einer Bioregion, in diesem Fall der Life Science Nord, ausgerichtet und erwartet aktuell über 700 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Bereits im vergangenen Jahr Der Branchenreport wird jedes Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nach den Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt.
Umsatz konstant, Mitarbeiterzahlen leicht rückläufig
Im Jahr 2013 blieb der Umsatz mit rund 2,9 Mrd. Euro in etwa konstant. Rund ein Drittel dieser Summe (899 Mio. Euro) haben die Firmen in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert (2012: 934 Mio. Euro). Die Zahl der Mitarbeiter in den dedizierten, also hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigten Unternehmen, ist leicht auf 16.950 zurückgegangen (2012: 17.430). Die Zahl dieser Firmen ist im Vergleich zum Vorjahr auf aktuell 570 gestiegen (2012: 565), darunter waren 13 Neugründungen.
Biotechnologie von Interesse in Großindustrie
Als industrielles Thema ist die Biotechnologie weiter von großer Relevanz: Inzwischen gibt es insgesamt 130 Unternehmen, für die Biotechnologie ein Teil ihres Geschäftes darstellt (2012: 128). Dazu gehören unter anderem Konzerne aus der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie. In den biotechnologisch ausgerichteten Bereichen dieser Unternehmen waren 18.450 Mitarbeiter tätig (2012: 17.760). Zusammengerechnet ergibt das für 2013 insgesamt 35.400 Arbeitsplätze in der kommerziellen Biotechnologie in Deutschland.
Uneinheitliches Bild in medizinischer Biotechnologie
Die Mehrheit der Biotech-Firmen (48%) ist im Bereich Gesundheit aktiv. Hier zeigte das Jahr 2013 ein uneinheitliches Bild: Lukrative Partnerschaften wie die der Morphosys AG mit dem wechselten sich mit Rückschlägen ab, wie sie zum Beispiel Die Gesamtzahl der Wirkstoffkandidaten in der klinischen Erprobung ging leicht auf 91 zurück (2012: 93). Bis heute haben deutsche Biotechnologie-Unternehmen zehn Therapeutika zur Zulassung gebracht. Insgesamt 48 Unternehmen haben einen oder mehrere Medikamentenkandidaten in der klinischen Entwicklung (2012: 55). Die große Mehrheit der "roten" Biotechnologie-Firmen (150) setzt auf Technologieplattformen oder hat Projekte in der präklinischen Forschung. Weitere 77 Firmen (2012: 73) entwickeln Diagnostika.
Mit Bioökonomie zur biobasierten Wirtschaft
Längst findet die Biotechnologie aber nicht nur in der Medizin ihren Einsatz. Immer häufiger werden biotechnologische Verfahren in klassischen Industrien wie dem Automobilbau, der Chemie oder der Kosmetik eingesetzt. 2013 verkündete BASF will im brandenburgischen Schwarzheide die Entwicklung von Mithilfe von biobasierten Produkte können die Unternehmen ihre Abhängigkeit von fossilen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle reduzieren und schonen so Klima und Umwelt. Dieser Trend zeigt sich auch beim Umsatz der industriellen Biotech-Firmen, die in der Mehrheit für die Nahrungsmittel-, Pharma- oder Chemieindustrie arbeiten. Entgegen der allgemeinen Entwicklung ist ihr Umsatz um 6% gestiegen.
Aufwärtstrend bei börsennotierten Firmen
Positiv hat sich im Jahr 2013 die Finanzierungssituation entwickelt: Insgesamt rund 400 Mio. Euro haben die Biotech-Firmen eingeworben (2012: 347 Mio. Euro). So hat sich der bereits 2012 eingeläutete Aufwärtstrend bei den börsennotierten Unternehmen fortgesetzt: Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Investitionen über Kapitalerhöhungen um mehr als das Doppelte auf insgesamt 218 Mio. Euro (2012: 95 Mio. Euro). Anders das Bild bei den privat finanzierten Unternehmen: Mit Wagniskapital-Finanzierungen in Höhe von 137 Mio. Euro ist der Wert um 34% gesunken (2012: 205 Mio. Euro). Der Anteil der öffentlichen Förderung blieb mit 49 Mio. Euro konstant (2012: 47 Mio. Euro). „2013 war ein erfreuliches Jahr für viele Biotech-Aktionäre. Einige Firmen konnten ihren Wert erheblich steigern“, resümierte Dr. Boris Mannhardt, Prokurist der BIOCOM AG und Leiter der Studie bei biotechnologie.de. Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbandes BIO Deutschland, ergänzt: „In der Biotechnologie zeigt sich mitunter erst nach vielen Jahren, ob ein Geschäftsmodell und die dabei verfolgten Entwicklungsmodelle tatsächlich funktionieren oder eben nicht. Im Jahr 2013 haben sich Erfolge und Rückschläge die Waage gehalten. Biotech-Produkte aus Deutschland sind aber vielerorts gefragte Innovationen, vor allem die Bioökonomie erweist sich dabei als Wachstumsfaktor.“
„Die langfristig angelegte Unterstützung der Biotechnologie in Hamburg und Schleswig-Holstein hat sich auch im Jahr 2013 ausgezahlt“, sagt Dr. Hinrich Habeck von Life Science Nord. „In unserer Region sind vielversprechende neue Biotech-Unternehmen gegründet worden, und bereits bestehende Firmen konnten sich festigen. Der neue Teilnehmerrekord der Biotechnologietage zeigt die ungebrochene Vitalität der Branche.“
Die komplette Studie wird am 30. April auf biotechnologie.de veröffentlicht.