Biokunststoffe auf Wachstumskurs
Die weltweite Bioplastik-Produktion wird bis 2021 um 50 Prozent auf 6,1 Mio. Tonnen ansteigen. Das geht aus der Marktstudie von European Bioplastics und nova-Institut hervor.
Ob Kinderspielzeug, Getränkeflaschen oder Lebensmittelverpackungen: Biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen gehört die Zukunft. Verbraucher, die bewusst auf ressourcenschonende und nachhaltig erzeugte Produkte achten, geben der Biokunststoffindustrie weltweit Rückenwind und machen die Branche zu einem Wachstumsfeld. Dieses positive Bild zeichnet die aktuelle Marktstudie von European Bioplastics, die in Zusammenarbeit mit dem nova-Institut erstellt und im Rahmen der 11. European Bioplastics Konferenz in Berlin vorgestellt wurde. "Der Markt für Biokunststoffe wird trotz der niedrigen Ölpreise mittelfristig um 50 Prozent wachsen", teilte Vorstandsvorsitzender François de Bie bei dem Treffen mit. Der Studie zufolge wird die Produktionskapazität für Biokunststoffe weltweit von derzeit 4,2 Mio. Tonnen auf etwa 6,1 Mio. Tonnen im Jahr 2021 ansteigen.
Bioplastik vor allem in Verpackungen
Mit einem Anteil von 40 Prozent (1,6 Mio. Tonnen) kamen 2016 in der Verpackungsindustrie auch weiterhin die meisten Biokunststoffe zum Einsatz. Aber auch andere Branchen ziehen inzwischen nach. So bestehen 22 Prozent aller Gebrauchgüter aus Bioplastik und 14 Prozent aller Anwendungen im Automobil- und Verkehrsbereich. Auch im Baugewerbe kommen mit 13 Prozent immer öfter biobasierte Stoffe zur Anwendung, vor allem technische Hochleistungspolymere. "Die Daten verdeutlichen einen wichtigen Trend, der von einer steigenden Nachfrage der Verbraucher angetrieben wird, Kunststoffprodukte ressourceneffizienter zu gestalten und die Emission von Treibhausgasen sowie die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren", sagte de Bie.
Biobasierte Kunststoffe sind Markttreiber
Die Experten von "European Bioplastics" kommen zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung insbesondere auf die erheblichen Investitionen von Unternehmen in Forschung und Entwicklung von biobasierter Produktlösungen zurückzuführen ist. Zu den größten Wachstumstreibern zählen danach biobasierte, nicht biologisch abbaubare Kunststoffe, wie beispielsweise Polyurethane (PUR) sowie biobasiertes Polyethylen (PE) und biobasiertes Polyethylenterephthalat (PET). Der Anteil dieser biobasierten, langlebigen Kunststoffe an den weltweiten Kapazitäten lag 2016 bei über 75 Prozent. 2021 soll ihr Anteil auf 80 Prozent ansteigen. Hierbei soll vor allem die Produktionskapazität von Polyhydroxyalkanoate (PHA) bis 2021 um das Vierfache wachsen. Als Gründe werden der Produktionsausbau in Asien und den USA sowie die Inbetriebnahme der ersten PHA-Anlage in Europa gesehen.
Weltweite Produktionskapazitäten für Biokunststoffe
Asien holt bei Bioplastik-Produktion auf
Biologisch abbaubare Kunststoffe wie PLA, PHA und Stärkeblends haben der Studie zufolge ein ebenso hohes Wachstumspotenzial. Ihr Anteil soll von rund 0,9 Millionen Tonnen auf rund 1,3 Millionen Tonnen in 2021 ansteigen. Die Experten schätzen, dass in fünf Jahren über 45 Prozent der Biokunststoffe in Asien und rund ein Viertel in Europa hergestellt werden.
EU-Gesetz für Wettbewerbsgleichheit
Trotz dieses positiven Trends: Die Branche wächst langsamer als erwartet. Als Hemmschuh sehen die Autoren nicht nur den derzeit sehr niedrigen Ölpreis. Die schleichende Entwicklung ist danach auch auf die fehlende politische Unterstützung für die Bioökonomie zurückzuführen. Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics, sprach sich daher für eine europäische Regelung aus. "Ein europäischer Gesetzesrahmen, der einen gleichberechtigten Zugang zu biobasierten Rohstoffen innerhalb der Bioökonomie sowie gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Hersteller von biobasierten und konventionellen Materialien schafft, ist von höchster Wichtigkeit. Wir ersuchen daher die EU-Gesetzgeber, das immense Potenzial von Biokunststoffen in der Umsetzung des EU Kreislaufwirtschaftspakets zu berücksichtigen und Initiativen zur Einführung einer Preisbelastung für Kohlenstoffemissionen zu unterstützen", appellierte Pogrell.
bb