Permakultur: Bessere Böden, mehr Artenvielfalt

Permakultur: Bessere Böden, mehr Artenvielfalt

Permakultur hat das Potenzial, Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz zu vereinen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter Beteiligung der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau.

Permakultur ist eine nachhaltige Form der Landwirtschaft. Mit dem Wechselspiel aus Hügelbeeten, Teichen und Gehölzen bietet sie in diesem Beispiel neben Lebensmitteln auch viele Ökosystemdienstleistungen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Permakultur ist eine nachhaltige Form der Landwirtschaft. Mit dem Wechselspiel aus Hügelbeeten, Teichen und Gehölzen bietet sie in diesem Beispiel neben Lebensmitteln auch viele Ökosystemdienstleistungen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Abseits von Monokulturen, Pestiziden und schweren Landmaschinen hat sich in den 1970er mit der Permakultur weltweit ein naturnahes Bewirtschaftungskonzept als Gegenstück zur konventionellen Landwirtschaft etabliert. Auch in Deutschland wird das ökologische Agrarmodell seit Jahrzehnten von einigen Landwirtinnen und Landwirten praktiziert. Auf Permakulturflächen werden beispielsweise Äcker durch Bäume und Sträucher ergänzt. Auf mineralische Dünger oder Pestizide wird verzichtet und die Haltung von Nutztieren wird in den Anbau von Feldfrüchten integriert.

Mit Blick auf Klimawandel und Biodiversitätsverlust spielen solch nachhaltige Konzepte für die Landwirtschaft daher eine immer wichtigere Rolle. Forschende der Rheinland-Pfälzische Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien haben nun erstmals untersucht, welche Auswirkungen das Konzept der Permakultur auf die Umwelt hat. „Obwohl Permakultur-Projekte schon seit den 1970er-Jahren auf der ganzen Welt entstanden sind, gibt es erstaunlich wenige wissenschaftliche Begleituntersuchungen dazu. Wir wollten diese Lücke schließen und erforschen, ob Permakultur in der Praxis tatsächlich die oft propagierten positiven Auswirkungen auf das Agrarökosystem hat“, erklärt Umweltwissenschaftler Julius Reiff von der RPTU.

Im Rahmen der Studie wurden neun landwirtschaftliche Betriebe, die nach diesem naturnahen Konzept arbeiten, genauer unter die Lupe genommen. Dazu wurden verschiedene Indikatoren zu Biodiversität und Bodenqualität für Permakulturflächen in Rheinland-Pfalz, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und in Luxemburg untersucht und mit den entsprechenden Daten von angrenzenden konventionell bewirtschafteten Flächen verglichen. So ermittelten die Forschenden anhand von Bodenproben Humus- und Kohlenstoffgehalt, Mikro- und Makronährstoffe und die Aktivität der Bodenmikroorganismen. Die Artenvielfalt von Regenwürmern, Vögeln und Pflanzen war demnach das Maß für die Bestimmung der Biodiversität.

Höhere Bodenqualität und Biodiversität

Das Ergebnis der Untersuchung ist vielversprechend. Bodenqualität und Biodiversität seien auf Permakulturflächen im Vergleich zu den sie umgebenden konventionellen Landwirtschaftsflächen deutlich höher gewesen, schreiben die Forschenden im Fachmagazin Communications Earth & Environment. So war der Kohlenstoff- und Humusgehalt der Permakulturböden vergleichbar mit den Werten im Grasland, das von allen land- und forstwirtschaftlichen Flächen in Deutschland den höchsten Humusgehalt hat. Aufgrund der höheren Wasser- und Nährstoffspeicherung in humusreichen Böden können solche Flächen Trockenperioden besser überstehen. Auch wiesen diese Böden einen höheren Nährstoffgehalt auf, obwohl keine Mineraldünger in der Permakultur zum Einsatz kommen. Die Forschenden vermuten daher, dass auch der Nährstoffgehalt in den darauf angebauten Feldfrüchten höher ist.

Auch die Biodiversität profitiert den Forschenden zufolge nachweislich von dem nachhaltigen Anbausystem. Neben der deutlich höheren Anzahl an Bodenmikroben war die Zahl der Vogelarten, Regenwürmer und Pflanzenarten auf den Permakulturflächen dreimal so hoch wie auf den herkömmlichen Vergleichsäckern. „Permakultur scheint ökologisch die sehr viel nachhaltigere Alternative zu industrieller Landwirtschaft zu sein“, resümiert Reiff.

Die höhere Artenvielfalt geht den Forschenden zufolge nicht nur auf den Verzicht von Pestiziden zurück, sondern auch auf den Anbau von Mischkulturen, die meist auch in Kombination mit Gehölzen angebaut werden. Der Anbau von Bäumen und Sträuchern auf Ackerflächen oder Weideland ist charakteristisch für sogenannte Agroforstsysteme, die in der Permakultur zum Einsatz kommen.

„Angesichts der Herausforderungen von Klimawandel und Artensterben würden die beobachteten Verbesserungen der Biodiversität auf größerer Fläche eine echte Trendwende bedeuten“, betont der Experte für Ökosystemanalyse Martin Entling von der RPTU.

Kein Ertragsverlust durch Permakultur

Neben den ökologischen Vorteilen scheint sich das Konzept der Permakultur auch wirtschaftlich zu lohnen. Der Studie zufolge sind die Erträge mit denen der industriellen Landwirtschaft vergleichbar. Entsprechende Daten wollen die Forschenden demnächst veröffentlichen.

Finanzielle Anreize für nachhaltige Anbausysteme schaffen

Die Forschenden kommen zu dem Schluss: Damit das System der Permakultur sich im großen Stil durchsetzt, müssten nicht nur Bildungssysteme in der Landwirtschaft verändert, sondern auch finanzielle Anreize in der EU geschaffen und bestehende Subventionen zugunsten nachhaltiger Anbaumethoden „umstrukturiert“ werden.

bb