„Queensland setzt auf die Biofutures-Industrie“

„Queensland setzt auf die Biofutures-Industrie“

Ian O’Hara

Beruf:
Chemieingenieur, Experte für industrielle Biotechnologie

Position:
Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften der Queensland University of Technology (QUT), Brisbane/Australien

Prof Ian O'Hara
Vorname
Ian
Nachname
O’Hara

Beruf:
Chemieingenieur, Experte für industrielle Biotechnologie

Position:
Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften der Queensland University of Technology (QUT), Brisbane/Australien

Prof Ian O'Hara

Ian O`Hara ist Biotechnologie-Professor in Brisbane und einer der besten Kenner der australischen und internationalen Bioökonomie-Szene. Kürzlich war er zu Besuch in Deutschland.

Mit dem Bundesstaat Queensland im Nordosten Australiens hat die deutsche Bundesregierung Forschungsallianzen geschmiedet zu Zukunftsthemen wie Grüner Wasserstoff und Bioökonomie (zum Beispiel Bioökonomie International). Ian O'Hara ist Professor an der Queensland University of Technology in Brisbane. Als Experte für industrielle Biotechnologie koordinierte er den Aufbau einer großen Demonstrationsanlage (Mackay Renewable Biocommodities Pilot Plant - MRBPP). Zudem vertritt O'Hara die Regierung von Queensland als Beauftragter und Botschafter für die Biofutures-Industrie. Damit ist der industrielle Biotechnologie-Sektor gemeint, der Biochemikalien, Biokraftstoffe und Biokunststoffe erzeugt.

Frage

Wie stark ist die Bioökonomie in der politischen Agenda Australiens verankert?

Antwort

Australien verfügt zwar noch nicht über eine eigene Bioökonomie-Strategie, aber viele Elemente der Bioökonomie sind in der nationalen Agenda von großer Bedeutung. Lebensmittel und Landwirtschaft sind wichtige Sektoren, und wir stellen fest, dass die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und Technologien zur Abfallverwertung immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Auf nationaler Ebene liegt der Schwerpunkt auf den kommerziellen Möglichkeiten der Bioenergie und der Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe. Im Zuge nationaler Forschungsprogramme werden die Synthetische Biologie, die Bioengineering und die Präzisionsfermentation stark gefördert.

Frage

Warum hat Queensland seine eigene Bioökonomie-Strategie veröffentlicht?

Antwort

Queensland ist ein großer australischer Bundesstaat mit einer technisch fortschrittlichen Agrarindustrie, die eine nachhaltige Versorgung mit Biomasse sowohl aus Nebenerzeugnissen als auch aus speziellen Nutzpflanzen für die Energiegewinnung gewährleisten kann. Dies eröffnet Queensland die Möglichkeit, ein wichtiger Partner für die Bioökonomie-Industrie zu sein. Daher hat die Regierung von Queensland Biofutures als vorrangigen Sektor festgelegt und einen Zehn-Jahres-Fahrplan und Aktionsplan entwickelt, der von einem speziellen Team innerhalb des Ministeriums für staatliche Entwicklung, Infrastruktur, lokale Verwaltung und Planung der Regierung von Queensland unterstützt wird. Zahlreiche Maßnahmen sind im Gange, um den Bereich zu entwickeln und Investitionen in die Biofutures-Industrie zu fördern.

Frage

Welche Trendthemen im Bereich der Bioökonomie zeichnen sich derzeit in Queensland ab, wo liegen hier die Stärken in Wissenschaft und Industrie?

Antwort

Queensland verfügt über akademisches und industrielles Fachwissen in einem breiten Spektrum von Bereichen, einschließlich nachhaltiger und intelligenter Landwirtschaft, Biotechnologie und Biowissenschaften, sowie in der Produktentwicklung der Bioökonomie. Unterstützt wird dies durch einen zusätzlichen Schwerpunkt auf Kreislaufwirtschaft, Abfallverwertung, erneuerbare Energien, Dekarbonisierung sowie klima- und naturfreundliche Lösungen. Die Regierung von Queensland hat angekündigt, dass die Olympischen Spiele 2032 in Brisbane die ersten "klimafreundlichen" Olympischen Spiele sein werden.

Frage

Das BMBF fördert Kooperationsprojekte zwischen Deutschland und Queensland. Können Sie uns einige Beispiele für Projekte nennen, an denen Sie beteiligt sind? Wo sehen Sie die Stärken der australischen und deutschen Partnerschaft?

Antwort

Das internationale Förderprogramm bietet eine wertvolle Gelegenheit, engere Beziehungen zwischen Forschungs- und Industriepartnern aus Deutschland und Queensland aufzubauen, um Entwicklungen in der Bioökonomie zu fördern. Die erste Aufforderung zur Abgabe von Beiträgen wurde soeben abgeschlossen und konzentrierte sich auf Mehrwertprodukte aus nachhaltig erzeugter Biomasse, die Steigerung der nachhaltigen Produktion von landwirtschaftlichen Systemen und die Verringerung von Lebensmittelabfällen. Der Austausch von Wissen über die Hemisphären hinweg und die Anpassung von Technologien an unterschiedliche pflanzliche und industrielle Umgebungen sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir unsere Bemühungen zur Bewältigung des Klimawandels rasch vorantreiben und die globale Agenda für nachhaltige Entwicklung weiter ausbauen wollen.

Frage

Sie sind auch Mitglied des International Advisory Council on Global Bioeconomy (IACGB). Was sind hier derzeit Ihre Hauptthemen?

Antwort

Ich habe kürzlich an der IACGB-Sitzung in Hannover teilgenommen, um mit anderen Ratsmitgliedern wichtige und zukünftige Themen der Bioökonomie zu diskutieren. Für mich war das wichtigste Thema die Frage, wie wir die Entwicklung der Bioökonomie schnell vorantreiben können, indem wir fossile Produkte durch biobasierte Produkte ersetzen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, und zwar auf eine Weise, die die Kreislaufwirtschaft fördert und den Rohstoffverbrauch reduziert. Wir besprachen wichtige Aspekte wie Überwachung und Governance sowie die Entwicklung verbesserter Indikatoren für Fortschritte in der Bioökonomie.  Wir erörterten auch die systemische Natur der Bioökonomie, die ein Denken in Lebenszyklen und Systemen erfordert.

Interview: Philipp Graf