Schlüsselblume als Marker für die Artenkrise
Ein neues EU-Projekt erforscht, wie die Zerschneidung von Lebensräumen die Bestäubung der Schlüsselblume beeinflusst – und was sich daraus für ihren Schutz lernen lässt.
Besonders sensible Exemplare gibt es nicht nur unter Menschen, sondern auch bei Pflanzen und Tieren. Die Echte Schlüsselblume ist eine solche Art, die bereits auf kleine Veränderungen in ihrer Umwelt reagiert. Für die Forschung ist sie deshalb ein Frühindikator für Einflüsse auf die Biodiversität in einer Region. Das EU-Forschungsprojekt „FuncNet“ untersucht die Echte Schlüsselblume daher, um Maßnahmen zum Schutz von Ökosystemen und deren Arten abzuleiten.
Abhängig von Insekten
„Die Blume ist ein Frühblüher und liefert Insekten im Frühjahr wichtige Nahrung“, erläutert Sabrina Träger vom Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). „Sie reagiert empfindlich auf Veränderungen ihres Lebensraums und gibt so verhältnismäßig schnell Auskunft über dessen Zustand.“ Gleichzeitig ist sie für ihre Fortpflanzung darauf angewiesen, dass Insekten sie bestäuben.
Das Forschungsprojekt soll nun klären, wie Landschaften diese Bestäubungsfunktion unterstützen können. Welchen Einfluss hat es beispielsweise, wenn Verkehrswege Landschaften zerschneiden, oder wenn Siedlungen oder andere Landnutzungen Landschaften verkleinern? Die Forschenden vergleichen dazu in mehreren Ländern Europas jeweils eine möglichst naturbelassene Graslandschaft mit einer stark zerstückelten.
Vergleich zwischen EU-Ländern
Die Projektbeteiligten erheben sowohl die pflanzliche Artenvielfalt als auch jene der bestäubenden Insekten. Eine Frage lautet dabei, wie häufig Insekten die Echten Schlüsselblumen in den Wiesen anfliegen. „Wir möchten herausfinden, wie stark der Einfluss der Habitatfragmentierung auf die Echte Schlüsselblume ist und ob man Unterschiede zwischen den Partnerländern erkennen kann“, erklärt Träger.
Berücksichtigen wollen die Fachleute dabei sowohl die aktuell selbst erhobenen Befunde als auch Daten aus historischen Untersuchungen. Unterstützung bekommen sie außerdem aus dem Citizen-Science-Projekt „Findet die Schlüsselblume“. Darin dokumentieren interessierte Laien seit 2019 Standorte der Schlüsselblume. Bislang sind mehr als 900.000 Funde in 30 Ländern zusammengekommen.
Teil einer EU-Maßnahme zum Artenschutz
Das Forschungsprojekt ist Teil der EU-Maßnahme „Biodiversa+“ und wird daraus mit 1,2 Mio. Euro gefördert. Die Leitung liegt bei der Universität Tartu in Estland. Neben der MLU beteiligen sich die Tschechische Akademie der Wissenschaften, die Schwedische Universität für Agrarwissenschaften und die Katholische Universität Leuven in Belgien.
bl