Neue Apfelsorten für Allergiker
Forschende aus Osnabrück, München und Berlin haben mit ZIN 168 und ZIN 186 die europaweit ersten offiziell als allergikerfreundlich zertifizierten Apfelsorten entwickelt.
Äpfel sind gesund. Doch Menschen mit einer Apfelallergie meiden die Frucht, weil der Verzehr mit unangenehmen Symptomen verbunden ist. Verschiedene allergene Inhaltsstoffe sorgen bei Betroffenen beim Biss in den Apfel für ein Brennen in Mund und Rachen, lassen Zunge und Lippen anschwellen oder sorgen für Taubheit. Die gute Nachricht: Schon in wenigen Jahren könnte es im Supermarkt Äpfel geben, die auch allergische Menschen problemlos genießen können. Die Innovation ist das Ergebnis eines fünfjährigen Forschungsprojektes, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück, der Technischen Universität München (TUM) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin beteiligt waren. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das Programm zur Innovationsförderung in der Deutschen Innovationspartnerschaft Agrar (DIP) mit 385.000 Euro gefördert.
Allergenpotential verschiedener Apfelsorten untersucht
Bei den allergikerfreundlichen Äpfeln handelt es sich um zwei Sorten, die aktuell noch die etwas sperrige Bezeichnung ZIN 168 und ZIN 186 tragen. ZIN steht für Züchtungsinitiative Niederelbe, auf deren Portfolio die Forschenden zurückgreifen konnten. „Da bekannt ist, dass verschiedene Sorten ein unterschiedliches Allergenpotential aufweisen, war bei uns die Zuversicht groß, dass wir in diesem Sortenpool eine oder vielleicht auch mehrere allergikerfreundliche Sorten finden werden“, so Werner Dierend, Leiter des Fachgebiets Obstbau an der Hochschule Osnabrück.
Birkenpollenallergiker leiden auch beim Apfelessen
Zwei der vier bekannten Apfelallergen-Familien wurden im Projekt genauer untersucht. Die Analyse der Apfelproben auf diese Allergene übernahm ein Team um Wilfried Schwab von der TU München. „Die Mehrzahl der Apfelallergiker in Nord-und Mitteleuropa sowie Nordamerika reagiert auf das Allergen Mal d 1, da dieses Protein eine sehr ähnliche Molekülstruktur hat wie das Allergen Bet v 1 in Birkenpollen. Das heißt, Birkenpollenallergiker spüren häufig auch unangenehme Nebenwirkungen beim Verzehr von Äpfeln“, erklärt Schwab. Das Allergen Mal d 3 wird hingegen für Apfelallergien in Südeuropa verantwortlich gemacht.
Konkret wurden 700 verschiedene ZIN-Sorten auf ihren Mal d 1-Gehalt untersucht. Jene Sorten mit einem besonders geringen Mal d 1-Anteil wurden dann unter der medizinischen Aufsicht von Karl-Christian Bergmann von der Berliner Charité an Apfelallergikerinnen und -allergikern getestet. „Im Anschluss haben sie die typischen Symptome wie Juckreiz, Kribbeln im Mund sowie Anschwellen von Lippen, Zunge und Mundschleimhaut in einer dreistufigen Skala nach ihrer Intensität bewertet“, berichtet Bergmann. Innerhalb von zwei Jahren wurden 41 ZIN-Sorten ausprobiert, wobei 17 davon ein zweites Mal getestet wurden.
Europäisches Siegel für allergikerfreundliche Äpfel
Das Ergebnis: Einige der hier getesteten Apfelsorten waren sogar besser verträglich als die Vergleichssorte Santana, die bereits als allergikerfreundlich eingestuft ist. Mit ZIN 168 und ZIN 186 sind nun zwei neue Kandidaten gefunden, die von Apfelallergikern problemlos verspeist werden können. Es sind zugleich die ersten Apfelsorten, die das ECARF-Siegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung erhalten haben. Das Forschungsteam ist optimistisch, dass die beiden allergikerfreundlichen Apfelsorten ab 2025 im Handel sein werden.
bb