„Landwirtschaft sollte Dreh- und Angelpunkt einer echten Kreislaufwirtschaft werden“
Torben SchierbeckerBeruf:
Kaufmann und Schlagzeuger
Position:
Geschäftsführer und Inhaber der Schierbecker Handels GmbH aus Schleswig-Holstein in Felde
Beruf:
Kaufmann und Schlagzeuger
Position:
Geschäftsführer und Inhaber der Schierbecker Handels GmbH aus Schleswig-Holstein in Felde
Das Unternehmen von Torben Schierbecker akquiriert und vermittelt biogene Roh- und Reststoffe zur Weiterverarbeitung, um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen.
Das Sortiment reicht von Kirschkernen über Haferschalen bis hin zu Algen: Fast 400 biogene Roh- und Reststoffe – vorwiegend aus der Landwirtschaft – hat die Schierbecker Handels GmbH mittlerweile im Sortiment. In den vergangenen 20 Jahren hat Gründer und Geschäftsführer Torben Schierbecker ein Netzwerk aufgebaut und die verschiedensten Akteure, vom Landwirt bis zum Unternehmen, zusammengebracht, damit neue nachhaltige Produkte aus den biogenen Roh- und Reststoffen entstehen.
Worin besteht die Aufgabe Ihres Unternehmen? Sehen Sie sich als Rohstoffsammler, Dienstleister oder Produzent?
Wir sehen uns als Netzwerker und „Möglichmacher“. Als Netzwerker verknüpfen wir Akteure miteinander, die sich sonst wahrscheinlich nicht gefunden hätten – zum Beispiel den Landwirt aus Mecklenburg und die Unternehmerin aus Berlin. Als „Möglichmacher“ sorgen wir dann dafür, dass die Projekte auch umgesetzt werden können. Im Mittelpunkt steht hier die Weiterverarbeitung und Aufbereitung der Rohstoffe zu standardisierten und skalierbaren Produkten. Wir kümmern uns also darum, dass es unseren Kundinnen an nichts fehlt.
Sie haben mittlerweile Hunderte natürlicher Roh- und Reststoffe akquiriert. Woher stammen die Rohstoffe?
Wir kommen ursprünglich aus der Landwirtschaft und sind dort auch immer noch tätig. Außerdem handeln wir nur mit biogenen Rohstoffen. Dementsprechend kommt der Großteil der Rohstoffe aus der Landwirtschaft und fällt dort – oder im weiteren Produktionsprozess – als Reststoff oder Nebenprodukt an. Einige wenige Produkte kommen aus der Forstwirtschaft. Seit einiger Zeit versuchen wir außerdem, in der Blauen Bioökonomie Fuß zu fassen, und haben Algen mit im Programm. Die kommen dann entweder aus dem Meer oder aus dem Reaktor. Letzteres ist dann ja auch irgendwie wieder Landwirtschaft.
Natürliche Rohstoffe müssen in der Regel aufwendig aufbereitet werden, bevor sie genutzt werden können. Wie schwierig war und ist es, Partner für die Idee der Kreislaufwirtschaft zu gewinnen?
Partner und Partnerinnen für Ideen zu gewinnen, ist kein Problem. Sie für konkrete Projekte zu begeistern, ist schon schwieriger. Letztlich versuchen wir aber auch, vor allem Abnehmer für unsere Rohstoffe zu finden. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Unterschied. Wir sind keine Beratungsagentur, die mit Konzepten ihr Geld verdient. Bei uns müssen die Projekte erfolgreich sein, ansonsten haben wir auch nichts davon. So werden dann auch aus Kunden irgendwann Partner und wir machen häufig noch ein zweites oder drittes Projekt zusammen.
Wie hat sich die Nachfrage nach biogenen Roh- und Reststoffen entwickelt?
Eine Nachfrage wie zum Beispiel beim Bauholz können wir für unseren Bereich noch nicht feststellen. Die Reststoffe, die verbrannt werden können, finden als Ersatzbrennstoffe einen guten Absatz. Das ist natürlich nicht optimal, aber manchmal gibt es noch keine bessere Verwertung. Viel interessanter ist aber natürlich der Markt für die stoffliche Verwertung. Hier stellen wir neben einer leicht steigenden Nachfrage vor allem ein stark steigendes Interesse fest. Viele Forschungsprojekte oder Start-ups mit guten Ideen, die biogene Roh- oder Reststoffe ausprobieren möchten, wenden sich an uns. Solche Projekte unterstützen wir schon im frühen Stadium mit Probemengen, aber auch mit Ideen und Marktwissen, und hoffen natürlich auf deren Erfolg.
Welche biogenen Roh- und Reststoffe sind besonders gefragt und für was werden sie genutzt? Nennen Sie Beispiele.
Das ist schwierig zu sagen, da wir viele unterschiedliche Ausgänge für unsere Rohstoffe haben, die für viele sehr unterschiedliche Anwendungen verwendet werden. Wir haben Fruchtkernschalen, die gemahlen in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Granuliert wiederum gehen sie als Anti-Rutsch-Belag in Fußbodenglasuren. Das sind tolle Projekte, deren Mengen sich aber meist im Rahmen halten.
Worauf sind Sie als Firmengründer besonders stolz und wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Ich bin ein bisschen stolz darauf, in 20 Jahren mit vielen Ideen und sehr unterschiedlichen Projekten nicht Pleite gegangen zu sein. Nein, Scherz beiseite: Ich bin stolz darauf, wenn ich ein Team um mich habe, mit dem die Projekte Spaß machen und bei dem alle Beteiligten ans große Ganze denken und das Projekt voranbringen. Für die Zukunft würde ich gerne systematisch ungesunde und erdölbasierte Produkte durch ökologische Alternativen ersetzen und dazu beitragen, dass die Landwirtschaft zum Dreh- und Angelpunkt einer echten Kreislaufwirtschaft wird.
Interview: Beatrix Boldt