Vorreiter für Nachhaltigkeit ausgezeichnet
Bei der virtuellen Gala zum 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreis wurden 2020 nicht nur Unternehmen und Start-ups, sondern auch wissenschaftliche Ideen für die urbane Bioökonomie geehrt.
Die Vergabe des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP) ist der alljährliche Höhepunkt beim Deutschen Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf. Mit dem Preis wurden auch in diesem Jahr wieder Vorreiter und Vorbilder der Nachhaltigkeit in den Kategorien Unternehmen, Kommunen, Architektur, Forschung, Start-ups (NEA), Verpackung und – erstmals auch Design – gekürt. Statt vor mehreren Hundert Gästen fanden Kongress und Preisverleihung aus Infektionsschutzgründen jedoch online statt. Auch das Motto der Veranstaltungen stand ganz im Zeichen der Pandemie: 100 Experten aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft diskutierten am 3. und 4. Dezember in virtuellen Sessions über die Chancen der Corona-Krise für eine nachhaltige Gesellschaft.
„Der DNP will mehr denn je Plattform für die besten Konzepte sein, die Krisen verhindern, bewältigen und unsere gemeinsame Zukunft sichern“, so Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Seit 2020 orientiert sich die Auszeichnung daher verstärkt an den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN (SDGs) und der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung und honoriert speziell Projekte in Themenfeldern mit großem Handlungsdruck wie Klima, Biodiversität, Ressourcen, Fairness und Gesellschaft.
Forschungspreis "Urbane Bioökonomie" verliehen
Im Rahmen der virtuellen Gala am 4. Dezember wurde zum 9. Mal auch der vom Bundesforschungsministerium ausgelobte Deutsche Nachhaltigkeitspreis Forschung verliehen, der in diesem Jahr Themen zur urbanen Bioökonomie in den Fokus stellte. Drei Projekte hatten sich für das Finale qualifiziert. Im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages erhielten die Nominierten die Gelegenheit, ihre Ideen noch einmal vorzustellen. Am Ende siegte das Team um Thorsten Kluß von der Universität Bremen mit der Open-Source-Software loopsai.
Stellvetretend für das loopsai-Team nahm Thorsten Kluß den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung virtuell entgegen.
Sieg für Open Source Software Ioopsai
Ioopsai will mit Hilfe künstlicher Intelligenz Stoffströme einzelner Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll und maximal ressourceneffizient miteinander vernetzen und so Stoffkreisläufe schließen. Dafür wird ein digitaler Zwilling der Unternehmen erzeugt. Anschließend werden deren Bedürfnisse festgestellt. Die Software hinterfragt, wer welche Mengen von welchem Rohstoff kauft, ob dies nötig ist oder ob sich stattdessen Abfallprodukte anderer Unternehmen verwenden lassen. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Uns liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen, jetzt können wir unser Projekt weiter fortsetzen“, sagte Kluß.
Auch viele große Unternehmen haben das Thema Nachhaltigkeit bereits auf ihre Agenda gesetzt. Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis wurden in diesem Jahr wieder Akteure gekürt, die mit innovativen Produkten und Dienstleistungen, hohen ökologischen Standards oder besonderem sozialen Engagement herausragten. Insgesamt 23 Unternehmen standen im Finale. Der Preis wurde letztlich an zehn Unternehmen vergeben, darunter auch an Akteure der Bioökonomie.
Berliner Aquaponik-Farm als nachhaltiges Unternehmen geehrt
So ging die Auszeichnung an das Berliner Unternehmen ECF Farmsystems, das mitten in der Stadt eine Aquaponik-Anlage betreibt, in der Fisch und Kräuter im Kreislaufsystem produziert und anschließend lokal vermarket werden. Das Besondere: Das Wasser der Fische wird doppelt genutzt. Es transportiert zusätzlich die Fischausscheidungen als Dünger zu den Pflanzen. So verbraucht das Unternehmen 90% weniger Wasser als in der Landwirtschaft üblich. ECF leiste mit seinem innovativen Konzept der gesunden und nachhaltigen Lebensmittelproduktion und -versorgung einen wertvollen Beitrag zum Umdenken in der Gesellschaft, so die Begründung der Jury.
Start-ups für grüne Ideen ausgezeichnet
Mit dem „Next Economy Award“ werden seit einigen Jahren beim Deutschen Nachhaltigkeitstag auch innovative Geschäftsmodelle junger Unternehmen ausgezeichnet. Neun Start-ups gingen ins Rennen um die silberne Kugel. Bei einem virtuellen Pitch mussten sie ihre Ideen vor einer Jury nochmals verteidigen. Sieger des Wettbewerbs sind das Hamburger Start-up Bracenet, die RITTEC Umwelttechnik GmbH in Lüneburg und die Berliner Plattform Too Good To Go.
Bracenet fertigt aus versenkten Fischernetzen Armbänder oder Hundeleinen und setzt sich so für den Schutz der Meere ein. Das Lüneburger Unternehmen überzeugte mit einem Recyclingverfahren namens revolPET, das effizient Monomere aus PET-Abfällen rückgewinnt und daraus neues PET produziert. Too Good To Go wurde wiederum für ihr Engagement gegen Lebensmittelverschwendung ausgezeichnet. Über die Plattform können Kantinen, Restaurants oder Cafés überproduziertes Essen zu einem günstigen Preis abgeben.
Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Mehr Informationen zu den Siegern des Deutschen Nachhaltigkeitspreises gibt es auf der Webseite des DNP.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wurde 2008 ins Leben gerufen und zeichnet unter anderem auch prominente Menschen aus Kunst und Politik aus. Für ihr nachhaltiges Engagement wurden dieses Jahr unter anderem Elton John und Ursula von der Leyen geehrt. Initiatoren des Preises sind neben der Bundesregierung und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis kommunale Spitzenverbände, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Forschungseinrichtungen.
bb