Gras als Rohstoffquelle etablieren
Partner aus Forschung und Industrie wollen Grünschnitt als Rohstoffquelle für Bioraffinerien nutzbar machen, um daraus Basischemikalien, aber auch Elektroden herstellen zu können.
Ob in städtischen Parks oder im privaten Garten: Unmengen Grünschnitt fallen jährlich beim Rasenmähen an. Bisher landet das frisch gemähte Gras entweder auf dem Kompost oder wird teuer entsorgt. Unter dem Titel „GreenToGreen“ will ein Forscherkonsortium Gras nun als Rohstoffquelle etablieren. Das Vorhaben wird vom Bundesforschungsministerium in den kommenden drei Jahren im Rahmen der Maßnahme „BioBall“ mit 280.000 Euro gefördert.
Grasabfälle stofflich verwerten
Im Fokus des Projektes steht die Nutzung von Grünschnitt, der in den Kommunen zuhauf anfällt. Allein in Frankfurt am Main sind es jährlich 9.000 Tonnen, die teuer entsorgt werden müssen. Forscher der TH Mittelhessen wollen nun gemeinsam mit der TU Kaiserslautern und dem ifn Forschungs- und Technologiezentrum GmbH in Elsteraue Methoden entwickeln, um den Bioabfall effizient stofflich verwerten zu können.
Nutzung von Gras zur Fermentation in Bioraffinerien
Anvisiert wird die Nutzung von Grünschnitt zur Fermentation. Die Projektpartner wollen wissenschaftlich-technologisch nachweisen, ob der Reststoff zur Herstellung von Chemikalien, Werkstoffen oder Bioenergie geeignet ist und somit in Bioraffinerien als Rohstoff zum Einsatz kommen kann. Auf diese Weise könnten kommunale Stoffströme an die „grüne Chemie“ gebunden werden.
Elektroden aus Grasresten
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Nutzung von Grünschnitt für die Herstellung von Elektroden. Im Fokus steht hier vor allem die Möglichkeit der Karbonisierung, also der Umwandlung organischer Substanzen in Kohle. Die auf Basis von Grünschnitt hergestellten Elektroden wollen die Forscher in mikrobiellen Brennstoffzellen und Elektrosynthesen testen und so die Gewinnung von Energie und Basischemikalien aus Gras effizienter machen.
Das Team der THM wird sich im Projekt mit dem Einsatz der Elektroden in Biobrennstoffzellen auf Kläranlagen sowie mit der mikrobiellen Elektrosynthese zur Erzeugung von Terpenen befassen. In Kaiserslautern steht die Gewinnung von Proteinen und Aminosäuren aus Grünschnitt und den Fermentationsprozessen im Fokus, während der Industriepartner ifn unter anderem die Entwicklung von Elektroden per Karbonisierung untersucht.
bb