iGEM: Deutsches Team punktet mit Synbio-Alge
Der ganz große Triumph blieb diesmal aus, aber das Finale der studentischen Bioingenieurs-WM lief für die 14 deutschen iGEM-Teams wieder sehr erfolgreich.
iGEM - dieses Kürzel steht für die akademische Bioingenieurs-WM. Das große Finale des jährlich ausgetragenen Tüftelwettbewerbs für Synthetische Biologie findet mittlerweile traditionell im Hynes Convention Center in Boston statt. Auch das Giant Jamboree der „International Genetically Engineered Machine competition 2019“ vom 31. Oktober bis 4. November war wieder ein Treffen der Superlative, rund 300 Teams und mehr als 3.000 Studierende waren zum diesjährigen Saisonhöhepunkt gekommen.
Die Teams aus Deutschland waren in den vergangenen Jahren bei iGEM enorm erfolgreich und zählen konstant zu den Spitzenreitern. 2018 räumte das iGEM aus Marburg den Titel bei den Overgraduates (also den Studierenden mit Bachelor-Abschluss) ab. Die Erfolgsserie wurde auch in diesem Jahr fortgeschrieben. 14 Hochschulteams aus Deutschland waren mit ihren Projekten nach Boston gereist. Die Bilanz: Es gab zehnmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze, zudem noch zahlreiche Sonderpreise.
Team Kaiserslautern überzeugt mit plastikzerlegender Alge
Auch bei den Undergraduates gehörte in diesem Jahr ein deutsches Team zu den Finalisten: Die TU Kaiserslautern überzeugte bei ihrem iGEM-Debut die Jury mit dem Projekt „Chlamy Yummy“: Die Idee: die einzellige Grünalge Chlamydomonas reinhardtii so umzurüsten, dass sie fortan Plastik abbauen kann. Polyethylenterephthalat (PET) ist weltweit der am häufigsten vorkommende Kunststoff. Dem Team aus Kaiserslautern ist es gelungen, das Erbgut der Grünalge mit zwei bestimmten Enzymen (PETase and MHETase) auszustatten. Damit ist die Alge nun in der Lage, PET in seine Bausteine zu zerlegen. Mit dieser Idee landete das Team nicht nur auf dem 3. Platz der Gesamtwertung. Die Kaiserslauterer räumten auch Sonderpreise in vier Kategorien ab, darunter für das beste Umweltprojekt, für das beste Poster und das beste Wiki.
Der iGEM-Gesamtsieger in der Kategorie Undergraduates ist das chinesische Team NCKU Tainan mit einem Koli-Bakterium, das einen Schadstoff im Darm von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung abbauen kann. Bei den Overgraduates kommen die diesjährigen iGEM-Sieger aus der Schweiz: Das Team der EPF Lausanne hat in dem Projekt ViTEST einen DNA-Schnelltest entwickelt, der Pflanzenkrankheiten bei Rebstöcken nachweisen kann.
Medaillen-Regen für deutsche iGEM-Teams
Unter den 14 deutschen Team konnten sich neben den Kaiserslauterern die Teams vom CeBiTec in Bielefeld, von der TU Darmstadt und der Humboldt-Universität Berlin weitere Sonderpreise der Jury sichern (hier geht es zur Übersicht der Ergebnisse von iGEM 2019)
Aber auch die weiteren Teams aus Deutschland punkteten. Goldmedaillen gingen neben den genannten Teams auch nach Aachen, Bielefeld, Düsseldorf, Freiburg, Hamburg, München und Dresden. Silber gab es für die Projekte aus Marburg und Potsdam. Bronze-Medaillen vergab die Jury an die Teams aus Stuttgart und Tübingen.
Ins Leben gerufen wurde der iGEM-Wettbewerb 2003 am Massachussetts Institute of Technology. 2009 nahmen bereits über 100 Teams daran teil. Um dem wachsenden Andrang gerecht zu werden, wurde die Veranstaltung 2015 in ein Konferenzzentrum in Boston verlegt. Die Teilnehmer kommen inzwischen aus aller Herren Länder. Jeweils rund ein Viertel der Auszeichnungen gehen an Teams aus den USA, China und Europa. 2021 wird das nächste iGEM-Jamboree in Paris stattfinden.
pg