Steinobstschädling überlebt durch Winterdiät

Steinobstschädling überlebt durch Winterdiät

Pflanzenforscher haben den wechselnden Ernährungsplan des Pflaumenblattsaugers aufgedeckt, um den Insektenschädling gezielt bekämpfen zu können. 

Pflaumenblattsauger-Weibchen (C. pruni) an Fichtennadel saugend
Ein Pflaumenblattsauger-Weibchen (C. pruni) saugt an einer Fichtennadel.

Ob Pflaumen, Aprikosen, Nektarinen oder Pfirsiche: Der Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni mag vielerlei Steinobst, vor allem aber den süßen Saft der Früchte. Das Insekt nistet sich auf einem Baum ein und vermehrt sich. Seit Jahren schon sorgt C. pruni so für große Verluste bei den Obstbauern. Zudem überträgt es das gefährliche zellwandlose Bakterium Candidatus Phytoplasma prunorum, das die Pflanzenkrankheit, die sogenannte Europäische Steinobstvergilbung (European Stone Fruit Yellows, ESFY), auslöst. Für infizierte Bäume gibt es kaum Rettung. Sie sterben innerhalb weniger Jahre ab.

Lebenszyklus des Schädlings erforscht

Um den Krankheitsüberträger besser bekämpfen zu können, haben Wissenschaftler vom Julius Kühn-Institut (JKI) im Rahmen des Projektes „PRUNI-Repel“ den Lebenszyklus des Schädlings untersucht. Das Team um Jürgen Gross vom JKI suchte nach Ansatzpunkten, um das Insekt gezielt daran zu hindern, an Pflaumenbäumen zu saugen und sich weiter zu vermehren. Der Grund: Hat sich das Insekt erst einmal vermehrt, verbreitet sich auch der Krankheitserreger. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachjournal „Frontiers in Plant Science“ erschienen.

Schädlinge wechseln von Pflaumensaftkur zur Nadelbaumdiät

Wie die Forscher herausfanden, wechselt der Pflaumenbaumsauger im Sommer sein Quartier - noch während die Früchte reifen. Bereits in den Monaten Juni und Juli ziehen die Insekten in höhere Lagen um. Dort stellt C. Pruni seine Ernährung komplett um und zwar auf eine „Nadelbaumdiät“. „Durch unsere Aufnahmen mittels der Elektro-Penetrographie von Pflaumenblattsaugern, die an verschiedenen Koniferenarten saugen, konnten wir erstmals nachweisen, dass die Tiere tatsächlich Nahrung in Form von Phloem- und Xylemsaft der Nadelbäume aufnehmen.“

Wirtsbaum- und Diätwechsel sichert Überleben

Den Forschern zufolge sichert dieser Wirtsbaum- und Diätwechsel den Insekten das Überleben bis zur nächsten Paarungszeit im Frühjahr. Dann wechseln sie wieder in das Obstbaumquartier, weil die Larven für ihre Entwicklung den Pflaumennektar benötigen. „Jetzt, da wir sicher wissen, dass die Tiere sich von Nadelbäumen ernähren, wollen wir nun die einzelnen Komponenten der Baumsäfte genauer studieren“, erklärt JKI-Nachwuchsforscherin Jannicke Gallinger, die an der Studie beteiligt war.

Steinobstschädling mit Saftmix in die Falle locken

Nachdem die Forscher die Lebensgewohnheiten des Schädlings kennen, wollen sie den Steinobstschädling nun mit einer List bekämpfen. Die Idee: Ein Saftmix, der den Insekten besonders schmeckt, soll sie in die Falle locken. Dieser Cocktail soll C.pruni daran hindern, an den Pflaumenbäumen zu saugen und sich dort zu vermehren.

bb