Clariant baut Groß-Bioraffinerie in Rumänien

Clariant baut Groß-Bioraffinerie in Rumänien

Das Schweizer Spezialchemieunternehmen Clariant hat im Südwesten Rumäniens mit dem Bau der ersten Großanlage zur Produktion von Cellulose-Ethanol aus Pflanzenreststoffen begonnen.

Spatenstich für die neue sunliquid-Anlage in Craiova/Rumänien (links): Urs Herren, Schweizer Botschafter, (rechts außen) Markus Rarbach und Martin Vollmer von Clariant.
Spatenstich für die neue sunliquid-Anlage in Craiova/Rumänien (links): Urs Herren, Schweizer Botschafter, (rechts außen) Markus Rarbach und Martin Vollmer von Clariant.

Im Oktober vergangenen Jahres gab Clariant seine Pläne zum Bau der Bioraffinerie-Anlage in Rumänen bekannt. Kaum ein Jahr später, am 12. September 2018, wurden mit dem ersten Spatenstich die Bauarbeiten feierlich begonnen. In Podari bei Craiova im Südwesten des Landes entsteht in den kommenden Monaten die erste Großanlage zur Herstellung von Biosprit aus Agrarresten. Dabei kommt die von Clariant entwickelte Sunliquid-Technologie zum Einsatz. 

Clariant investiert 100 Mio. Euro 

„Nach mehr als zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit investiert Clariant über 100 Mio. Euro in ihre erste Sunliquid-Anlage. Diese Technologie ist nicht nur in Europa, sondern weltweit zukunftsweisend“, so Clariant-Vorstandsmitglied Christian Kohlpaintner. Mit dem Bau der Bioraffinerie in Rumänien will das Unternehmen Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Sunliquid-Technologie unter Beweis stellen. Bis zu 250.000 Tonnen Weizen- und anderes Getreidestroh sollen hier jährlich zu 50.000 Tonnen Cellulose-Ethanol verarbeitet werden. Anfallende Nebenprodukte werden dabei zur Erzeugung von erneuerbarer Energie verwendet, damit die Anlage unabhängig von fossilen Energieträgern läuft. 

Entwickelt hat das Sunliquid-Verfahren ursprünglich ein Team um Andre Koltermann von der Süd-Chemie in München, die mittlerweile zu Clariant gehört. Das Prinzip: Mikrobielle Enzyme verwandeln die Pflanzenfasern aus dem Stroh in Zuckermoleküle, die wiederum durch Hefen zu Ethanol vergoren werden. Im niederbayerischen Straubing betreibt Clariant bereits seit 2012 eine Demonstrationsanlage, um Bioethanol aus Stroh und anderen Feldabfällen zu gewinnen. Die Anlage produziert 1.000 Tonnen Ethanol im Jahr. Das Pilotprojekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der bayerischen Landesregierung gefördert.

EU unterstützt Bau der Großanlage

In Rumänien kommt die Sunliquid-Technologie nun erstmals bei einer industriellen Großproduktion von Biosprit zum Einsatz. Der Bau der Anlage wird mit rund 40 Mio. Euro von der Europäischen Union über das siebte Rahmenprogramm für Forschung, technische Entwicklung und Demonstration sowie durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 unterstützt.

Nach Fertigstellung der Bioraffinerie-Anlage will das Unternehmen etwa 300 Arbeitsplätze in Gewerbebetrieben im Umland sowie bis zu 120 Mitarbeiter in der Anlage selbst beschäftigen. Die Stellen sollen dabei mit Arbeitnehmern aus der Region besetzt werden. Die Ausbildung der neuen Mitarbeiten soll jeweils in den Laboren bei München und auch in der Pilotanlage in Straubing erfolgen. Die Biospritanlage schafft aber nicht nur neue Arbeitsplätze in der Region. Die Bauern aus Craiova können erstmals ihre bisher kaum genutzten Agrarreststoffe auch industriell vermarkten.

bb