Ministerin eröffnet Bioökonomie-Gipfel
Vor rund 800 Teilnehmern aus 70 Ländern hat Bundesforschungsministerin Anja Karliczek den Global Bioeconomy Summit in Berlin eröffnet.
Erst bebt die Erde, dann prasselt Feuer, Vogelgezwitscher taucht auf, dann krabbeln junge Pantomimen wie Ameisen auf der Bühne entlang. Mit der eindrucksvollen Nachhaltigkeits-Tanzperformance „Der Zeitgeist“ ist in Berlin der zweite „Global Bioeconomy Summit“ gestartet.
Zum Kongress-Auftakt in den sonnendurchfluteten Räumen der Telekom-Hauptstadtrepräsentanz begrüßte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek die mehr als 800 Teilnehmer aus 70 Ländern rund um den Globus. Sie verdeutlichte, wie wichtig der Kongress für den gemeinsamen Austausch und die internationale Zusammenarbeit ist. „Bioökonomie ist regional und muss gleichzeitig global gedacht werden“, sagte Karliczek. Der Summit schaffe eine gute Ausgangsbasis für eine internationale Bioökonomie-Agenda. In biologischen Wissen und biobasierten Prozessen steckten ungeahnte Potenziale.
Technologieoffene Forschung als Schlüssel
„Technologieoffene Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel, um Zusammenhänge zu verstehen und zu nutzen“, sagte die Bundesforschungsministerin. In diesem Kontext kündigte sie eine neue Ausschreibung der Förderinitiative „Maßgeschneiderte biobasierte Inhaltstoffe für eine wettbewerbsfähige Bioökonomie“ an. Zudem verwies Karliczek auf die ressortübergreifende Agenda „Von der Biologie zur Innovation“, die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung steht. „Wir wollen mit dieser Agenda biologisches Wissen und biotechnologische Verfahren in alle Lebensbereiche integrieren“. Die Agenda werde der Bioökonomie hierzulande einen neuen Rahmen geben.
Studie zu den Bioökonomie-Strategien aus aller Welt
Anlässlich des Summits stellt der Bioökonomierat als Gastgeber seine neue Studie vor, die einen Überblick über die weltweiten politischen Aktivitäten zur Bioökonomie gibt, denn ca. 50 Länder haben sich bereits Bioökonomiestrategien gegeben. Bioökonomie-Experte Christian Patermann skizzierte Trends und Entwicklungen, die die Studie zutage gefördert hat: „Dem Konzept Bioökonomie kommt eine zunehmend wichtigere strategische Rolle auf der politischen Agenda zu“, sagte Patermann. Zunehmend wichtigere Themenfelder seien Gesundheit, Biodiversität und die „Blue Economy“, die marine Ressourcen nutzt.
In der Weltausstellung zur Bioökonomie beim GBS 2018 wird gezeigt, welche Produkte bereits heute mithilfe biobasierter Verfahren oder auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden.
Abendlicher Empfang im Bundesforschungsministerium
Bereits am Vorabend war der Gipfel vor 350 geladenen internationalen Gästen in den Räumen des Bundesforschungsministeriums am Kapelle-Ufer – vis-à-vis zum Kanzleramt – durch den BMBF-Staatsekretär Georg Schütte und die beiden Vorsitzenden des Bioökonomierats eröffnet worden. Schütte sagte, das Thema Bioökonomie sei zunehmend international geworden. „Verschiedene Länder haben verschiedene Wege eingeschlagen hin zu einer biobasierten Wirtschaft. Der Summit bietet eine herausragende Möglichkeit, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und sich auch über konfligierende Interessen auszutauschen.“ Bioökonomierats-Covorsitzende Christine Lang sagte: „Die Bioökonomie ist in den vergangenen Jahren eine breitere Bewegung geworden.“ Das 40-köpfige Beratergremium des Gipfels (International Advisory Council of GBS2018) werde zudem am zweiten Gipfeltag zentrale Politikempfehlungen in Form eines Communiqués vorstellen. Lang verriet bereits: „Wir werden zum Handeln aufrufen – und werden für eine „Bioökonomie für alle“ plädieren.
Ministeriale Stimmen zum abendlichen Auftakt
Der Bioökonomierats-Covorsitzende Joachim von Braun betonte, es sei wichtig, Fortschritte messen zu können, um zu bewerten, ob der Weg zur Bioökonomie erfolgreich verlaufe. Drei internationale Gäste machten deutlich, wie verschieden nationale Interessen in Sachen Bioökonomie sind. Ben Durham vom Wissenschaftsministerium in Südafrika sagte, in Afrika sei biobasiertes Wirtschaften überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Der thailändische Minister für Wissenschaft und Technologie, Suvit Maescincee, sprach von der Notwendigkeit, die Bedürfnisse von Mensch und Natur in Einklang zu bringen und Ungleichgewicht zu überwinden. Ecuadors Umweltminister, Tarsicio Granzio, betonte, sein Land als Biodiversitäts-Hotspot wolle die existierende Vielfalt stärker nutzen – aber nachhaltig und angemessen.
pg