Neben der Staatskanzlei Schleswig-Holsteins engagieren sich vor allem die Landesministerien für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur sowie Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus im Bioökonomie-Bereich.
Strategisch hat man das Themenfeld in die Innovationsstrategie von 2014 aufgenommen. Dort wird ihr eine wichtige Rolle für die Energiewende sowie den Klima- und Ressourcenschutz zugeschrieben. Die Bereiche moderne Aquakultur, marine Biotechnologie und Anlagentechnik werden mit einem hohen Entwicklungspotenzial besetzt. Ein anvisierter Masterplan Bioökonomie soll die Innovationsstrategie in Zukunft ergänzen. Im Koalitionsvertrag von 2022 fokussieren die Regierungsfraktionen den Teilbereich Bioenergie. In einem von der EU finanzierten Masterplan steht die marine Biotechnologie im Mittelpunkt, welcher man bereits im Jahr 2012 zuschrieb, einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und Lebensqualität der Menschen sowie zum Schutz des Ökosystems Meer beitragen zu können.
Um die inländische Vernetzung im Bereich der Lebenswissenschaften zu stärken, ist Schleswig-Holstein an der Clusteragentur Life Science Nord beteiligt. Ein dazugehöriges Netzwerk schafft für über 500 Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein hervorragende Kooperationsmöglichkeiten. In dem Förder- und Industrieverein Life Science Nord e.V. haben sich zusätzlich rund 270 Institutionen und Unternehmen der Biomedizin zusammengeschlossen.
Weiterhin pflegt Schleswig-Holstein auch über die Landesgrenze hinaus Netzwerke und Kooperationen, so etwa mit den niederländischen Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe sowie der dänischen Region Seeland. In beiden Fällen steht die Vernetzung relevanter Akteure im Vordergrund, woraus mittel- bis langfristig biobasierte Innovationen entstehen sollen.
In der vielfältigen Forschungslandschaft von Schleswig-Holstein sind mit Blick auf die Bioökonomie insbesondere die Disziplinen Life Sciences, Meeresforschung, Maritime Technologien, Energie- und Materialforschung, Ernährungswirtschaft sowie Medizintechnik von Bedeutung. Diese breite Basis verteilt sich auf neun staatliche Hochschulen und zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wie das GEOMAR, das Forschungszentrum Borstel und die Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik IMTE. Zwischen den Instituten existiert eine Reihe von Wissenschaftskooperationen. Ein Beispiel ist das Future Ocean Network, in dem die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, das Institut für Weltwirtschaft (IfW) sowie die Muthesius Kunsthochschule gemeinsamen Forschungsaktivitäten nachgehen und sich dafür einsetzen, den wissenschaftlichen Transfer in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu verbessern.
Die Förder- und Innovationsbestrebungen der schleswig-holsteinischen Landesregierung sind generell darauf ausgerichtet, die vorhandenen Stärken im Wissenschaftsbereich zu nutzen, um ressourcen- und klimaschonende Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln. In diesem Sinne unterstützt man mehrere Institute und Projekte, die auf dieses Ziel hinarbeiten. Hierzu zählen das Waterkant Hub, welches etablierte Unternehmen und Start-ups miteinander vernetzt, um etwa bei der Hochskalierung von Produkten aus den Bereichen Fintech, Mobilität, Nachhaltigkeit, marine Biotechnologie und Bioökonomie zu unterstützen. Die stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse im Blick, kommt auch dem Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EEK.SH) eine Förderung zugute. Aus dem Bioökonomie-Forschungsbereich werden hier unter anderen die Themen Analyse und Evaluierung neuer Wirk- und Wertstoffe aus Algen sowie Ernte und Verarbeitung von Halophyten behandelt.
Die Blaue Bioökonomie steht ebenfalls im Fokus des BaMS-Projekts an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Die CAU entwickelt gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Forschung und Verwaltung einen Innovationsraum für nachhaltige Konzepte einer aquatischen Kreislaufwirtschaft, bei denen etwa die Wert- und Wirkstoffgewinnung aus Algen und Fischen eine Rolle spielen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.