Feinchemikalien aus der Moosfabrik
Mit genetisch veränderten Moosen wollen Forscher aus Freiburg neue Feinchemikalien herstellen. Das Projekt wird von der EU mit 1,6 Mio. Euro gefördert.
Ob in Mooren und Sümpfen oder auf kargen Felsen: Moose wachsen fast überall. In Bergregionen und Mooren sind die grünen Teppiche besonders oft anzutreffen. Als effektiver Wasser- und Nährstoffspeicher sind sie für Ökosysteme unverzichtbar. Auch wegen ihrer Inhaltsstoffe werden Moose geschätzt. Sie produzieren Naturstoffe wie Terpene, die für Medizin und Kosmetikindustrie von Bedeutung sind.
Moose zu nachhaltigen Molekülfabriken machen
Im soeben gestarteten EU-Projekt „MossTech“ will ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Freiburg die grünen Naturstofffabriken weiterentwickeln. Ein Team um den Biologen Ralf Reski wird dafür bekannte gentechnische Methoden wie die Genschere CRISPR-Cas9 weiterentwickeln und die Technologien auf bisher unerforschte Moose anwenden. Ziel ist es, Moose genetisch so zu verändern, dass sie zu nachhaltigen und schnell wachsenden Molekülfabriken werden, in denen kostengünstig und sicher komplexe Feinchemikalien hergestellt werden können.
Moosgenom verändert
Die Freiburger sind Experten auf dem Gebiet der Moosforschung. Die Arbeitsgruppe um den Pflanzenbiotechnologen Reski konnte zeigen, dass das Erbgut des Laubmooses Physcomitrella patens etwa 10.000 Gene mehr enthält als das menschliche Genom. Viele dieser Gene sind für die Synthese hochkomplexer chemischer Moleküle verantwortlich, wie mehrfach ungesättigte langkettige Fettsäuren. Außerdem entwickelten die Freiburger bereits gentechnische Methoden, um das Moosgenom gezielt und basengenau zu verändern.
EU unterstützt Moosforschung mit 1,6 Mio. Euro
Im Rahmen des MossTech-Projektes werden zwei der insgesamt sechs Doktoranden diese Techniken für ein Jahr in Freiburg erlernen und für jeweils zwei weitere Jahre mit den industriellen Partnern in Dänemark beziehungsweise Italien weiterentwickeln und auf bisher unerforschte Moose anwenden. An dem Vorhaben sind neben deutschen Forscher auch Wissenschaftler aus Dänemark, Schweden, Portugal, Italien, Island und den USA beteiligt. Die EU fördert die Maßnahme in den kommenden vier Jahren im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ mit über 1,6 Mio. Euro.
bb