Nachhaltige Kleidung für jedermann
Sabine Schmidt
Beruf:
Diplomkauffrau
Position:
Geschäftsführerin von Xaxiraxi, Berlin
Beruf:
Diplomkauffrau
Position:
Geschäftsführerin von Xaxiraxi, Berlin
Xaxiraxi-Chefin Sabine Schmidt bietet nachhaltige Mode für Menschen mit Hautproblemen.
Das Klischee kennt jeder: Eine Frau steht vor einem vollen Kleiderschrank und hat doch nichts anzuziehen. Aber wenn die Haut der Frau (oder des Mannes) extrem empfindlich reagiert und gegenüber vielen Stoffen eine Kontaktallergie besteht, dann bieten die meisten Kleidungsgeschäfte tatsächlich keine tragbaren Optionen. Sabine Schmidt kennt das Problem, denn sie litt selbst viele Jahre unter starker Neurodermitis. Die richtige Kleidung ist hier von entscheidender Bedeutung, denn Hautreizungen werden durch minderwertig oder chemisch behandeltes Material verstärkt. Deshalb entschied sie sich, selbst aktiv zu werden. Mit ihrer Firma Xaxiraxi stellt die Berlinerin moderne, nachhaltig produzierte und besonders hautverträgliche Kleidung her.
Wie kamen Sie auf die Idee Bio-Kleidung für empfindliche Haut zu produzieren?
Von Kindheit an habe ich an phasenweise starker Neurodermitis gelitten und kenne deshalb das Problem, Kleidung für besonders empfindliche Haut zu finden. So wie mir geht es Millionen Frauen, die beim Kleidungskauf nie sicher sein können, wie ihre Haut darauf reagiert. Deshalb habe ich vor zwei Jahren beschlossen, endlich Kleidung zu entwerfen, die selbst Frauen mit sensibler Haut problemlos tragen können.
Worin unterscheiden sich Ihre Bio-Kleidungsstücke von anderen, die ebenfalls mit Bio-Baumwolle werben?
Bei der Entwicklung eines Kleidungsstücks von Xaxiraxi steht stets die Hautfreundlichkeit im Vordergrund. Das beginnt bei den Schnitten, die so gewählt werden, dass die Haut maximal geschützt und kritische Stellen geschickt kaschiert werden. Weiter geht es bei der Auswahl geeigneter Bio-Stoffe, die ganz besonders weich sind und sich wie eine zweite Haut tragen, die man fast nicht spürt. Außerdem verzichten wir vollständig auf bekannte Allergene wie Chrom, Nickel und Kobalt, die häufig in Färbemitteln vorhanden sind sowie auf Stoffe tierischen Ursprungs wie Wolle oder Seide.
Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Kleidungsproduktion und wie setzen Sie dies um?
Mir ist wichtig, dass die gesamte Produktionskette meiner Kleidung nachhaltig ist, also fair und ökologisch, ressourcenschonend und CO2-sparend. Ich verwende ausschließlich zertifizierte Biobaumwolle aus der Türkei, die mit Bio-Farben bedruckt wird. Um die Wege möglichst kurz zu halten, lasse ich in Polen nähen und versende umweltfreundlich aus Berlin. Die fertigen Kleidungsstücke werden von Menschen mit Behinderung verpackt und versandt, denen dadurch eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht wird. Besonderen Wert lege ich auf eine extrem professionelle Verarbeitung und lange Haltbarkeit der Kleidungsstücke und biete so ein Gegenmodell zur heute vorherrschenden Fast Fashion.
Welches Feedback gab es zur Firmengründung aus der Industrie? Wie schwierig war es, diesen Kleidungsentwurf auf dem Markt durchzusetzen?
Einige Branchenkenner äußerten anfangs Zweifel, ob man Biokleidung in kleiner Auflage nachhaltig, fair und hochwertig produzieren könne und sie dann noch erschwinglich wäre. Bio-Kleidung hat bei vielen Menschen noch immer das „Öko“-Image. Mit Xaxiraxi zeige ich, dass nachhaltige Kleidung auch modern, schick und sexy ist. Das bieten bislang nur wenige Anbieter. Meine kompromisslose Ausrichtung auf die Hautfreundlichkeit ist bislang einzigartig und stößt nicht nur bei der stetig wachsenden Zahl von Frauen mit Kontaktallergien auf reges Interesse.
Was steht als Nächstes an?
Mein Ziel ist es, das Label Xaxiraxi bei meiner Zielgruppe bekannt zu machen und Frauen anzusprechen, die gern schöne, weiche und gesunde Kleidung tragen und sie von der herausragenden Qualität zu begeistern. Außerdem möchte ich das Bewusstsein dafür schärfen, was die bislang vorherrschende Herstellung von Kleidung bedeutet, dass 90% unserer Kleidung aus vorwiegend asiatischen Produktionsstätten stammt. Dort riskieren Näherinnen für einen Hungerlohn ihre Gesundheit, die eingesetzten Chemikalien verseuchen Mensch und Umwelt, während bei uns die Zahl der Menschen mit Kontaktallergien stetig wächst.
Interview: Judith Reichel